Sonntag, 29. April 2018

Saisonauftakt mit alpinem Aufstieg zum Buochserhorn

Gitzitritt
Die Berge noch schneebedeckt, war die Auswahl an Bergtouren begrenzt. Gerne schloss ich mich daher Oliver an, der eine Wanderung auf das Buochserhorn organisiert hatte, ein ideales Ziel für diese Jahreszeit. Ich war bereits früher auf dem Innerschweizer Berg gewesen, aber noch nie via Gitzitritt, ein Aufstieg, welcher etwas alpine Kraxelei versprach.

Wir starteten oberhalb von Buochs am Waldrand und folgten dem weiss/blau ausgeschilderten Wanderweg. Die Gruppe schlug von Anfang an ein ambitioniertes Tempo an und ich nahm (fälschlicherweise) zunächst an, dass ich damit mithalten könnte. Wir wanderten auf schmalen Waldwegen aufwärts bis zum Ribihuisli, wo wir eine erste Pause machten.

Blick zurück zum Aufstiegsgrat
Kurz danach erreichten wir den Gitzitritt und damit den alpinen Teil des Aufstiegs: Der Weg führte ausgesetzt und abwechslungsreich über steile Felsen, doch die heiklen Stellen waren alle mit Seilen gesichert, so dass wir problemlos die Leiter am Ausstieg aus der Steilwand erreichten. Nur ein paar Meter später standen wir auf dem Grat und ich dachte, dass wir damit praktisch den Gipfel erreicht hatten. Als wir aus den Bäumen herauskamen, zeigte sich, wie falsch diese Annahme war: Bis zum Gipfel fehlten uns noch 300 Höhenmeter.

Der restliche Aufstieg führte immer entlang des Grates und bot eine schöne Aussicht einerseits zurück in Richtung Buochs und den Vierwaldstättersee, andererseits Richtung Brisen und Klewenalp. Auf dem Grat lagen sogar noch ein paar Schneereste. Auf den letzten Metern rächte sich dann das schnelle Anfangstempo und ich kam nahe an meine Leistungsgrenze, doch am Schluss stand ich auch unter dem überdimensionierten Gipfelkreuz des Buochserhorns (1'806 m). Mit einer Aufstiegszeit von zweieinhalb Stunden lagen wir fast eine Stunde unter der offiziellen Wanderzeit.

Ausstieg Gitzitritt
Der Abstieg führte dann via Arhölzli über steile Weiden und bewaldete Hänge. Am frühen Nachmittag waren wir schon wieder zurück an unserem Ausgangspunkt. Da ich fand, dass es an diesem warmen Frühlingstag keinen Grund gab, bereits die Heimreise anzutreten, ging ich alleine noch etwas weiter in Richtung Beckenried.

Auf breiten Wegen wanderte ich durch leuchtend grüne Wälder und Blumen übersäte Wiesen und genoss das schöne Wetter. Beim letzten Abstieg zum See spürte ich aber die Tour deutlich in meinen Knie. Genügend Zeit zur Erholung gab es dann auf der gemütlichen Rückfahrt mit dem Schiff nach Luzern.








Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 28. April 2018
  • Route: Buochs (Bawald) - Buggenried - Ribihuisli - Gitzitritt (T4) - Guberntossen - Buochserhorn - Arhölzli - Buggenried - Obersassi - Sprengi - Beckenried
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 15 min
  • Distanz: 17 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'460 m


Sonntag, 22. April 2018

Speedtraining quer durch den Aargau

Eigentlich hatte ich ja das Langstreckenwandern nach der Tortur über die Lägern aufgegeben. Dass ich mich trotzdem bei Nicolas' 50+ Kilometer Wanderung angemeldet hatte, bewies, dass ich über ein sehr schlechtes Schmerzgedächtnis verfüge - oder einfach sonst nicht lernfähig bin. Nicolas wollte die Wanderung als Hauptprobe für den Rigimarsch nutzen, entsprechend strebte er ein durchschnittliches Tempo von 5,5 km/h an. Als Genusswanderung war damit das Ganze von Anfang an nicht gedacht.

Geplant war die gesamte Länge der Bergstrecke des Freiämterwegs. Diese beginnt in Dietwil und mit diesem Dörfchen erging es mir wie mit den meisten Dörfchen, die wir an diesem Tag durchquerten - ich hatte vorher noch nie davon gehört. Für eine Frühlingswanderung war es aber die perfekte Gegend: Wiesen, die mit Frühlingsblumen übersät waren, Wälder, welche uns Schatten spendeten, und Hunderte von blühenden Kirschbäumen.

Auf dem Horben machten wir Mittagspause und dachten, dass wir damit auch bereits die grösste Steigung hinter uns gebracht hatten. Die böse Überraschung kam Stunden später, als die Füsse schon schmerzten und sich die Distanz in den Gliedern bemerkbar machte, mit dem Auf- und Wiederabstieg zum Rietenberg oberhalb von Villmergen. Wir waren uns alle einig, dass dieser Schlenker in der Wegführung völlig überflüssig gewesen war (obwohl es sich zugegebenermassen um ein sehr schönes Waldstück handelte). Dass Moni unterdessen die Rolle des Pacemakers übernommen hatte, machte die Sache auch nicht weniger anstrengend. Zur Ablenkung fantasierten wir von Glace und kühlenden Duschen.

"Zähne zusammenbeissen und durch" war dann endgültig die Devise für das letzte Stück von Dottikon entlang des kleinen Flüsschens Bünz bis zum Ziel in Othmarsingen. Da erinnerte ich mich auch bei jedem schmerzenden Schritt wieder ganz deutlich daran, warum ich das Langstreckenwandern eigentlich aufgegeben hatte. Nach fast zehn Stunden reiner Wanderzeit erreichten wir schliesslich den Bahnhof Othmarsingen.

Als ich dann auf dem Nachhauseweg von der Tramstation zu meiner Wohnung hinkte, hoffte ich, dass dieses Mal der Lerneffekt etwas länger anhält, bevor ich den nächsten Langstreckenwanderung-Rückfall habe.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 21. April 2018
  • Route: Dietwil - Horben - Oberschongau - Hilfikon - Villmergen - Othmarsingen (Freiämterweg (Bergroute), braun ausgeschildert)
  • Unsere Wanderzeit: 9 h 45 min
  • Distanz: 53 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'300 m



Mittwoch, 18. April 2018

Frühlingswanderung am Urnersee

Da mein freier Tag mit dem schönsten Frühlingswetter kollidierte, war ich geradezu gezwungen, eine Wanderung  zu unternehmen. Ich suchte nach etwas mit einer einfachen Anreise und entschied mich dafür, auf dem Weg der Schweiz von Flüelen nach Brunnen wandern.

Die Anreise stellte sich schliesslich als noch einfacher als gedacht heraus, da ich herausfand, dass der EC von Zürich nach Mailand in Flüelen Halt macht. Ich überprüfte den Fahrplan doppelt und versicherte mich vor dem Einsteigen bei der Zugsbegleiterin nochmals, dass dem tatsächlich so war - bisher hatte ich den Halt in Flüelen auf dem Weg ins Tessin immer für eine Betriebsstörung gehalten.

Zu Fuss wanderte ich zunächst der Bahnlinie entlang durch Flüelen, direkt auf die senkrechte Felswand der Axenflue zu. Der Wanderweg schlängelte sich zwischen der Bahn knapp über Seehöhe und der Axenstrasse hoch oben im Fels auf und ab. Von der Galerie der Axenstrasse bot sich ein spektakulärer Blick zurück auf den Urnersee. Beeinträchtig wurde das Erlebnis nur durch zwei Dinge: Einerseits durch den Strassenlärm, dem man immer wieder ausgesetzt war, und andererseits durch das etwas mulmige Gefühl, das die zahlreichen Steine auslösten, die in den Steinschlagnetzen lagen, welche den Wanderweg überdeckten.

Nach Sisikon war das Gelände nicht mehr so felsig, dafür fing dort der Aufstieg nach Morschach an. An der Sonne, mit stetiger Aussicht auf den Vierwaldstättersee (leider teilweise etwas gestört durch zwei Hochspannungsleitungen) war es das erste Mal in diesem Jahr warm genug, im T-shirt zu wandern. In Morschach hatte ich dann bereits den höchsten Punkt der Wanderung erreicht und nach einem kurzen Abstieg durch den Wald stand ich in Brunnen wieder am Ufer des Vierwaldtstättersees.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Mittwoch, 18. April 2018
  • Route: Flüelen - Tellskapelle - Sisikon - Morschach - Brunnen (Etappe 3 Weg der Schweiz)
  • Meine Wanderzeit: 3 h 45 min
  • Distanz: 15,2 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 770 m


Sonntag, 15. April 2018

Regitzer Spitz: "Schnuppern" mit dem SAC

Ich bin jetzt seit etwas mehr als einem Jahr Mitglied beim SAC Uto, doch die einzige Aktivität, an der ich bisher teilgenommen hatte, war der Begrüssungsapéro. Höchste Zeit also, auch mal bei einer Wanderung mitzumachen, dafür war ich ja schliesslich Mitglied geworden.

Als Einstieg bot sich eine "Schnuppertour" für Neumitglieder an, welche der SAC Uto monatlich anbietet. Das Ziel in diesem Monat war der Regitzer Spitz, ein markanter, wenn auch nicht besonders hoher Zacken im Rheintal. Es wurde aber schnell klar, dass eine Wanderung auf einen der höheren Bergen (noch) nicht in Frage kam: Gonzen, Alvier, Vilan und die übrigen bekannten Gipfel der Region waren noch bis weit hinunter von einer dicken Schneedecke überzogen - eigentlich nichts Neues, schliesslich war bei meiner Besteigung des Gonzens wie auch des Alviers Schnee jeweils das bestimmende Thema gewesen.

Der Aufstieg führte von Fläsch aus im Zickzack durch den Wald und bot einen schönen Ausblick auf das Rheintal. Nach etwas über einer Stunde hatten wir die Aussichtsplattform des Regitzer Spitz (1'135 m) bereits erreicht. Offenbar ein beliebtes Ausflugsziel, den neben zahlreichen anderen Wanderern trafen wir auch viele Mountain Biker an. Bei der Pause bot sich zudem die Gelegenheit, unseren Tourenleiter ein bisschen auszufragen, zum Beispiel darüber, welches Tempo die anderen Tourenleiter so anzuschlagen pflegen.

Der Abstieg führte mehrheitlich auf breiten Wegen durch den Wald und an den leuchtend grünen Blättern, die überall hervorsprossen, merkte man dann doch, dass trotz der schneebedeckten Gipfel der Frühling im Anmarsch war.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 20. April 2018
  • Route: Fläsch - Vorder Ochsenberg - Regitzer Spitz - Mattheid - Mäls (FL)
  • Unsere Wanderzeit: 2 h 40 min
  • Distanz: 10,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 650 m

Sonntag, 8. April 2018

Gemütlichkeiten im Tessin

Nach den vier anstrengenden Schneeschuh-Tagen über Ostern war ein verlängertes Wochenende Gemütlichkeit im Süden angesagt: Da meine Kollegin hüfttechnisch gerade etwas lädiert war, galt es eine Wanderung mit möglichst wenigen Höhenmetern und Treppenstufen zu finden. Gerade Letzteres ist ja bekanntlich im Tessin alles andere als einfach. Nach einem längerem Kartenstudium fand ich dann doch noch einen Spaziergang, der die Voraussetzungen zu erfüllen schien:

Wir fuhren mit dem Bus nach Ronco sopra Ascona. Dort schauten wir uns zunächst die engen Gässchen des hübschen, aber scheinbar menschenleeren Dörfchens an. Der breite, asphaltierte Wanderweg Richtung Ascona führte dann flach der Höhenlinie entlang und meine höhenmeterlose Planung schien aufzugehen. Doch plötzlich versperrte eine Baustelle den ganzen Weg und der Bauarbeiter, der das Ganze bewachte, zeigte sich unwillig, für uns eine Ausnahme zu machen. Also mussten wir umdrehen und zurück nach Ronco wandern, um die Baustelle in einem weiten Bogen (und mit ein paar zusätzlichen Höhenmetern) zu umgehen.

Auf der ganzen Strecke hatte man einen schönen Ausblick über den Lago Maggiore und wir überlegten uns, welche der zahlreichen Villen am Strassenrand wohl die beste Lage hatte. Nach einem kurzen Abstecher auf den Monte Verità stiegen wir nach Ascona hinunter und dabei liess sich die eine oder andere Treppenstufe dann doch nicht ganz vermeiden.

Um die Vermeidung von Treppenstufen komplett sicherzustellen, liessen wir am nächsten Tag das Wandern ganz sein und mieteten stattdessen E-Bikes. Wir folgten der ausgeschilderten Veloroute ins Maggiatal hinein. Der Veloweg ist sehr schön angelegt und führt über Brücken und durch zahlreiche kleine Tessiner Dörfchen.

Am Endpunkt in Cavergno machten wir einen kurzen Schlenker, stellten fest, dass die Grottodichte nicht gerade gross war und fuhren über die römische Bogenbrücke direkt zurück bis Cevio, wo wir auf einer sonnigen Terrasse zu Mittag assen.

Anschliessend sausten wir auf der gleichen Strecke wieder talabwärts und stellten fest, dass wir doch mehr Höhenmeter hochgefahren waren als gedacht: Das Praktische am E-Bike ist, dass man einfach wenn es ein bisschen hochgeht, die Batterieunterstützung hochschraubt - beim Wandern wäre dies manchmal auch ganz nützlich.

Da für Sonntag die Wetterprognose für den Norden mehr Sonne angesagt hatte, entschlossen wir uns, bereits am Vormittag zurückzufahren und noch etwas dem Zugersee entlang zu schlendern, wo ich einen "barrierefreien" Wanderweg gefunden hatte. Leider machte uns die SBB einen Strich durch die schönen Pläne: Zunächst wegen einer Störung am Basistunnel, dann wegen einer zusätzlichen Störung auf der Bergstrecke, stecken wir über längere Zeit in Biasca fest und fuhren scheinbar planos in der Leventina hin und her.

In Zug reichte es damit zum Abschluss des Wochenendes nur noch für eine Stadtbesichtigung und einen Snack am sehr belebten Seeufer.



Wanderinfos:

  • Datum: Freitag/Samstag/Sonntag, 6./7./8. April 2018
  • Route: Ronco sopra Ascona - Gruppaldo - Monte Verità - Ascona (Freitag); Ascona - Tegna - Avegno - Maggia - Cevio - Cavergno - Cevio - Maggia - Avegno - Tegna - Ascona (Regionale Veloroute Nr. 31; Samstag)
  • Unsere Zeit: 1 h 45 min (Freitag); 4 h 15 min (Samstag, mit E-Bike)
  • Distanz: 4,8 km (Freitag); 66 km (Samstag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 120 m (Freitag); 620 m (Samstag)
  • Übernachten: Hotel New Elvetia, Ascona





Montag, 2. April 2018

Wildes Wetter rund um den Wildstrubel

Fast wäre schon wieder ein Schneeschuhwochenende im Frust geendet: Als Saisonabschluss hatte ich - wie im letzten Jahr - eine Tour über die Greina gebucht. Wie im letzten Jahr wurde sie wegen ungünstigen Lawinenverhältnissen abgesagt. Als Ersatz bot man mir - wie im letzten Jahr - eine Tour in die Fideriser Heuberge an. Doch so schön das Prättigau auch ist, zweimal wollte ich die gleiche Tour nicht machen.

Ich sah mich schon das ganze Osterwochenende zu Hause sitzen und im Frust Schokoladenosterhasen essen, als ich zufällig auf ein Angebot der Alpinschule Tödi stiess: Vier Tage Schneeschuhwandern im Wildstrubelgebiet. Also nichts wie los in Wallis!

In Leukerbad war es sonnig und warm, als uns Bergführer Panki in Empfang nahm. Mit der Bahn ging es hinauf auf die Gemmi. Dort pfiff uns zur Begrüssung ein heftiger Wind um die Ohren. In der Ferne sah man dafür bereits unser Tagesziel, die Lämmerenhütte, auf einer Felsterrasse thronen. Der Schneeschuhtrail zur Hütte war gut markiert und führte am Anfang fast flach über den Lämmerenboden. Erst kurz vor der Hütte gab es eine steile Stufe zu überwinden. Eine Gruppe Skitourenfahrer nutze den Steilhang zum Üben der Spitzkehre und wir waren einhellig der Meinung, dass sie noch einiges an Übung brauchen konnten.

Auf dem Steghorn
In der gemütlichen, kürzlich renovierten und gut geheizten Lämmerenhütte wurden wir freundlich empfangen. Hier kam unser Bergführer zum ersten Mal ins Schwitzen, als sich herausstellte, dass die Alpinschule nur für zwei statt drei Nächte gebucht hatte und die Hütte für Sonntag ausgebucht war. Während wir beim Bier sassen, musste er dafür sorgen, dass wir nicht plötzlich obdachlos im Schnee landeten.

Der nächste Morgen brachte Nebel und Wolken, doch wenigstens hatte der Wind nachgelassen. Zwischen Felswänden, die im Nebel auftauchten und wieder verschwanden, stiegen wir entlang des schneebedeckten Steghorngletschers hinauf. Gerade als wir uns den letzten Steilhang hochquälten, trennten sich die Wolkenschichten voneinander und gaben den Blick Richtung Süden frei. Auf dem Steghorn (3'146 m) angekommen, blieb uns genügend Zeit für ein Gipfelfoto mit den Walliser Viertausender im Hintergrund, bevor der Nebel uns wieder einholte. Auf dem Abstieg war die Sicht gleich null und ohne unseren Bergführer hätte ich den Weg zurück in die Hütte nicht gefunden.

Dort kamen wir gerade rechtzeitig an, um eine Rösti zu essen und zu beobachten, wie draussen der Wind wieder auffrischte. Doch bevor wir zum Kuchen übergehen konnten, scheuchte uns Panki nochmals für eine LVS-Übung ins Schneegestöber. Der Schneesturm hielt die ganze Nacht an und auch am nächsten Morgen bliess uns der Wind kalt ins Gesicht, als wir uns auf den Weg zum Wildstrubel machten. Ich hatte meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und richtete meinen Blick nach unten, um dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, und sah kaum mehr als die Schneeschuhe der Person direkt vor mir.

Sackgasse Lämmerenplatten
Gerade als ich das Gefühl hatte, das Wetter werde etwas besser, zog unser Bergführer die Reissleine: Der Wind hatte über Nacht Unmengen an Schnee verfrachtet und der viele Triebschnee machte den Aufstieg zum Wildstrubel zu gefährlich. Damit blieb uns nichts anderes übrig, als umzukehren. Auf dem Rückweg zur Hütte zeigte sich eindrucksvoll, wie schnell der Wind den Schnee transportieren konnte: Unsere Aufstiegsspur - bei sechs Schneeschuhläufern nicht gerade schmal - war teilweise kaum mehr sichtbar.

Damit sassen wir um 9 Uhr schon wieder in der Lämmerenhütte beim Kaffee. Da wir wegen dem Buchungsfehler aber ohnehin Unterkunft wechseln mussten, wurde nichts aus einem faulen Hüttentag. Stattdessen schnallten wir unsere Schneeschuhe bald wieder an und stiegen über die Steilstufe wieder zum Lämmerenboden hinunter. Dort drehten wir uns nach Nordwesten und wanderten ein einsames Tal zur Lämmerenplatten hoch. Diese Route hatte seit dem letzten Schneefall offenbar noch niemand genommen, auf jeden Fall musste unser Bergführer harte Spurarbeit durch den kniehochen Tiefschnee leisten. Dabei wechselten dichter Nebel und (sehr) kurze Aufhellungen nahtlos ab.

Wir hatten den höchsten Punkt der Lämmerenplatten bereits überschritten, als unser Bergführer auch hier die Reissleine ziehen musste: Die schlechten Sichtverhältnisse garantierten im coupierten Gelände keinen sicheren Abstieg. Also nochmals, umkehren, alles wieder zurück. Auf dem Rückweg zeigte sich, wie langgezogen das Seitental war. Nach dreieinhalb Stunden waren wir wieder bei der Steilstufe direkt unterhalb der Lämmerenhütte - und unserem Tagesziel keinen Schritt näher.

Morgenstimmung Schwarenbach
Via einem weiten Bogen über den Lämmerenboden zurück Richtung Gemmipass und über den schneebedeckten Daubensee erreichten wir schliesslich den Winterwanderweg, der nach Schwarenbach führte. Der planierte Weg war zwar mehrheitlich flach und stellte keinerlei Schwierigkeiten dar, doch die Strecke schien sich endlos hin zu ziehen und der schwere Rucksack lastete auf meinen Schultern. Wenigstens setzte sich die Sonne schliesslich endgültig durch und wir konnten sogar eine kurze Pause auf einer sonnigen Bank machen. Doch am Schluss waren alle froh, dass endlich das Berghotel Schwarenbach in Sicht kam - alles in allem waren wir an diesem Tag sieben Stunden auf den Schneeschuhen unterwegs gewesen.

Die komfortable Unterkunft, welche das Berghotel Schwarenbach bot, entschädigte uns für die zusätzliche Anstrengung, welche die Tourenabbrüche, die Umwege und der Unterkunftswechsel mit sich gebracht hatte.

Ausblick vom Tatelishore
Der nächste Morgen brachte zum Schluss des Osterwochenendes viel Sonne und blauen Himmel. Damit waren die Verhältnisse viel zu gut, um direkt nach Sunnbüel zu laufen. Gut, dass unser Bergführer noch einen Zusatzgipfel aus dem Hut zaubern konnte: Der Name von unserem Gipfelziel, Unders Tatelishore, konnte sich zwar niemand merken, doch die schneebedeckte Pyramide mit dem Kreuz, welches in der Sonne glitzerte, war unverkennbar. Im Sagiwald deponierten wir unter einer Tanne das nicht benötigte Gepäck und stiegen nur mit einem leichten Rucksack durch den Wald. Bald liessen wir die Bäume hinter uns und zogen unsere Spur in den weissen, unberührten Berghang. Wir waren die ersten, die an diesem Tag zum Tatelishore aufstiegen, entsprechend musste unser Bergführer wieder viel Spurarbeit leisten.

Ein Blick zurück zeigte aber zahlreiche Tourenskifahrer, die unseren Aufstiegsspuren folgten. Ein ganz dreistes Exemplar, der ohne die Spur von unserem Bergführer den Gipfel vermutlich nicht einmal gefunden hätte, dachte nicht daran, uns die Genugtuung der Erstbesteigung an diesem Tag zu gönnen, sondern überholte uns nur Meter vor dem Gipfel, ohne sich für die Spurarbeit von unserem Bergführer zu bedanken oder uns auch nur zu grüssen. Dass er dann direkt unter dem Gipfel über seine eigenen Skis stolperte und auf die Nase fiel, schien uns ausgleichende Gerechtigkeit für die fehlenden Manieren.

Rückblick zum Tatelishore
Auf dem Gipfel des Under Tatelishore (2'497 m) genossen wir die Aussicht und die warme Sonne. Wirklich ein schöner Abschluss für dieses wettermässig nicht immer gnädige Wochenende! Als immer mehr Tourenskifahrer den Gipfel erreichten und uns der Rummel zu viel wurde, stiegen wir - mehr oder weniger elegant durch den weichen Schnee gleitend - wieder hinab zu unserem Materialdepot. Das letzte Stück bis Sunnbüel folgten wir - zusammen mit unzähligen Wanderern - wieder dem Winterwanderweg.

Bei der Rückfahrt mit der Gondelbahn nach Kandersteg waren wir uns alle einig: Auch wenn wir den Wildstrubel auslassen mussten - es war ein gelungenes Wochenende gewesen. Und für mich doch noch ein schöner Saisonabschluss!



Wanderinfos:
  • Gewandert: Freitag bis Montag, 30. März bis 2. April 2018 (Osterwochenende)
  • Route: Gemmipass - Lämmerenboden - Lämmerenhütte (Freitag); Lämmerenhütte - Steghorngletscher - Steghorn - Steghorngletscher - Lämmerenhütte (Samstag); Lämmerenhütte - Lämmerensee - Lämmerenplatten (Umkehrpunkt) - Lämmerensee - Lämmerenboden - Daubensee - Schwarenbach (Sonntag; ohne Abstecher Richtung Wildstrubel); Schwarenbach - Sagiwald - Unders Tatelishore - Sagiwald - Sunnbüel (Montag)
  • Unsere Wanderzeit: 2 h (Freitag); 4 h 20 min (Samstag); 5 h 30 min (Sonntag); 4 h 15 min (Montag)
  • Distanz: 4,5 km (Freitag); 9,2 km (Samstag); 13 km (Sonntag); 10 km (Montag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 250 m (Freitag); 740 m (Samstag); 350 m (Sonntag); 650 m (Montag)
  • Übernachten: Lämmerenhütte SAC (Freitag/Samstag); Berghotel Schwarenbach (Sonntag)