Freitag, 29. Dezember 2017

Sonnenaufgang auf dem Üetliberg

Ich hatte im Dezember bei einer Art interaktivem Adventskalender mitgemacht, bei welchem es darum ging, jeden Tag eine Übung zu machen, die einem aus der eigenen Komfortzone herauslocken sollte. Eine dieser Übungen war, eine Stunde früher als üblich aufzustehen und die Zeit zu nutzen, um zu joggen, zu schwimmen, zu lesen, zu meditieren oder um einen Spaziergang zu machen.

Joggen schied für mich aus, weil am frühen Morgen mein Blutdruck dafür zu tief ist; Schwimmen, weil der Zürichsee eine Temperatur von 6°C hatte und Lesen und Meditieren waren auch keine Optionen, weil ich dann direkt wieder eingeschlafen wäre. Also entschied ich mich für den Spaziergang - obwohl Spazierengehen jetzt nicht wirklich ausserhalb meiner Komfortzone liegt.

Mehr Überwindung brauchte hingegen das Aufstehen am Morgen vor sechs Uhr. Zu meinem Erstaunen war um diese Zeit - und zudem an einem Feiertag - der Bus gut besetzt. Beim Triemli war ich aber die Einzige, die Richtung Wald wanderte. Am Waldrand endeten dann auch die Strassenlaternen und im Dunkeln stieg ich den gewundenen Weg hoch. So ganz alleine in der Dunkelheit kratzte ich doch noch an meiner Komfortzone. Aber schon bald tauchte das erste Licht hinter der Zürichbergkette auf und beleuchtete den schneebedeckten Wanderweg.

Gerade rechtzeitig um den Sonnenaufgang von der Aussichtsterrasse aus zu beobachten, erreichte ich schliesslich den Üetliberg. Dort war ich auch nicht mehr alleine, denn noch andere Frühaufsteher standen mit dem Fotoapparat bereit, um Bilder von der Sonne und dem Nebelmeer über dem Zürichsee zu machen.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Dienstag, 26. Dezember 2017
  • Route: Triemli - Hohenstein - Üetliberg Kulm
  • Meine Wanderzeit: 1 h
  • Distanz: 3,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 400 m

Eine andere Variante für einen Aufstieg auf den Üetliberg (via Albiskette) gibt es übrigens hier


Sonntag, 19. November 2017

Vergebliche Abenteuersuche im Emmental

Mutzbachfall
An diesem Wochenende konnte ich dem nasskalten Wetter nicht mehr entfliehen, was aber natürlich kein Grund war, nicht wandern zu gehen. Ich schloss mich daher Thomas an, dessen Wanderungen immer sehr vergnüglich sind und dieses Mal sogar ein Abenteuer versprachen.

Der "Abenteuerweg Mutzbachfall" begann in Wynigen am Rande des Emmentals und führte in stetigem Auf und Ab durch offene Wiesen, Wälder und kleine Weiler. Die Wege waren - wo die Strecke nicht über Hartbelag führte - vom Regen der letzten Tage sumpfig und das nasse Herbstlaub erwies sich als tückisch rutschig. Wenigstens wurden wir nicht noch zusätzlich von oben nass, denn bis auf ein paar kurze Nieselschauer blieb es trocken.

Als wir schliesslich in den Mutzgraben hinabstiegen, erwarteten wir, dass endlich das Abenteuer beginnen würde. Der Bach und das kleine Tälchen, das er durchfliesst, sind zwar sehr idyllisch, ebenso der immerhin vierzehn Meter hohe Mutzbachfall, doch wirklich abenteuerlich war die Strecke nicht. Selbst die angekündigte Metallleiter entpuppte sich als simple Treppe.

Von Riedtwil aus wanderten wir in einem weiten Bogen - es sollte ja eine Rundwanderung werden - zurück nach Wynigen. Am Ende des Tages waren wir uns einig, dass die Wanderung zwar nicht abenteuerlich gewesen war, aber auf jeden Fall vergnüglich - dem grauen Wetter zu trotz.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 19. November 2017
  • Route: Wynigen - Leggiswil - Oberbühl - Rüedisbach - Mutzgraben - Riedtwil - Spiegelberg - Neuhaus- Wynigen
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 10 min
  • Distanz: 19 km
  • Höhenmeter (Steigung): 560 m



Sonntag, 12. November 2017

Plan B im Tessin

Die Wetterprognosen für die Deutschschweiz waren einfach nur erbärmlich und bewiesen, dass man dem Winter nicht mehr lange würde entfliehen können. Gut, dass Nicole nochmals eine Wanderung ins Tessin organisierte, den einzigen Teil der Schweiz, wo mit wenigstens ein bisschen Sonne zu rechnen war.

Noch etwas schlaftrunken stieg ich bei Dunkelheit und Nieselregen in Zürich in den Zug. Anlaufschwierigkeiten hatten an diesem Morgen auch die SBB: Gerade als ich mich auf meinem Platz bequem eingerichtet hatte und versuchte, noch etwas Schlaf nachzuholen, strömten immer mehr Reisende von den hinteren Wagen nach vorne. Schliesslich kam auch der Zugsbegleiter und erklärte, dass im hinteren Teil des Zugs die Lautsprecher nicht funktionieren würden und es unzulässig sei, mit defekten Lautsprecher durch den Gotthardtunnel zu fahren. Also mussten wir alle in Arth-Goldau aussteigen und uns in den vorderen Teil der Zugskomposition drängen (wobei auch während des restlichen Teils der Reise nie eine Lautsprecherdurchsage kam).

Piz de Molinera im Schnee
Spätestens als wir bei strahlendem Sonnenschein auf der Südseite wieder aus dem Gotthardtunnel kamen, waren die beengten Verhältnisse vergessen. Überrascht waren wir indessen davon, wie weit herunter es auch im Tessin geschneit hatte. Eigentlich war die Besteigung des Piz de Molinera geplant gewesen, doch dessen Spitze zeichnete sich tief weiss vor dem blauen Himmel ab - und wir hatten unsere Gamaschen nicht dabei.

Nach kurzer Beratung schwenkten wir daher auf Plan B um: Anstatt in Lumino in die Seilbahn zu steigen - die ohnehin nach einem sehr eigenwilligen Fahrplan zu operieren schien - stiegen wir zu Fuss in Richtung Monti Savorù hoch. Der Weg führte gleichmässig ansteigend durch einen Kastanienwald und wir zogen eine Kleidungsschicht nach der anderen aus, bis wir am Schluss im T-Shirt wanderten.

Kurz vor dem höchsten Punkt machten wir eine frühe Mittagspause und genossen die Sonne und die Aussicht auf die verschneiten Tessiner Gipfel. Auf Monti Savorù (1'328 m) hätten wir noch gerne einen Kaffeehalt eingelegt, doch das Restaurant hatte wohl bereits Saisonende. Also wanderten wir weiter und erreichten kurz darauf Parusciana, eine Ansammlung von Ferienhäuschen, die auf einer offenen Weide liegen, welche eine tolle Sicht auf Bellinzona und die Magadinoebene bietet.

Blick auf Bellinzona
Der Abstieg erforderte dann volle Konzentration, weil der teilweise steile Weg knöcheltief mit Blättern und stachligen Kastanienschalen bedeckt war und man nie genau wusste, welche Stolperfallen unter den Blättern verborgen waren. Wir passierte das Monastero di Santa Maria, ein Kloster von wo ein Bähnchen ins Tal fahren würde. Leider machte das Kloster keinen besonders einladenden Eindruck, so dass wir auch das letzte Stück über einen gepflästerten Pilgerweg zu Fuss gingen.

Von Claro aus nahmen wir den Bus zurück nach Bellinzona und knappe zwei Stunden später erreichte ich Zürich wie ich es am Morgen verlassen hatte: In Dunkelheit und bei Nieselregen.




Wanderinfos:

  • Gewandert: 11. November 2017
  • Route: Lumino - Monti Savorù - Parusciana - Monastero di Santa Maria - Claro
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 10 min
  • Distanz: 11,9 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'070 m







Sonntag, 29. Oktober 2017

Windspitzen und Tessiner Sonnenuntergänge

@wandernohneende
Claude hatte für das letzte verlängerte Wanderwochenende der Saison nicht nur die perfekte Gegend, sondern auch - kräftig unterstützt vom Nordföhn - das perfekte Wetter ausgesucht. Der warme Wind, der für das durchgehend sonnige Wetter sorgte, blies uns aber in den drei Tagen einige Male heftig um die Ohren.

Die Tour begann in Cimadera, einem kleinen Tessinerdörfchen zuoberst im Val Colla. Der kurze Aufstieg von Cimadera zur Capanna Pairolo führte über Laub bedeckte Waldwege, so dass es bei jedem Schritt raschelte. Die tiefstehende Sonne tauchte die Landschaft in ein warmes Licht. Wir erreichten die Hütte gerade rechtzeitig, um zu beobachten, wie die Sonne schliesslich ganz hinter dem Monte Rosa-Massiv unterging. In der gemütlichen Hütte waren wir praktisch die einzigen Gäste und konnten uns daher im Gastraum vor dem offenen Kamin und im geräumigen, dreistöckigen Massenlager ausbreiten.

Die geplante Wanderung folgte dem Sentiero Lago di Lugano, welcher in einem grossen Bogen um das Val Colla führt, so dass man - einer Arena gleich - von Anfang an die ganze Strecke überblicken konnte. Am Samstag stiegen wir entlang dem schweizerisch-italienischen Grenzgrat hoch und der Pfad schlängelte sich durch Wälder und über zerklüftete Felsen zwischen den Grenzsteinen hin und her. Von diversen Aussichtspunkten aus hatte man freie Sicht auf Luganersee, Lago Maggiore und den Alpenbogen vom Monte Rosa über die weiteren Walliser Viertausender (inkl. Allalinhorn) bis zum höchsten Berner, dessen markante, schneebedeckte Spitze in der Sonne glänzte.

@wandernohneende
Luganersee und Alpenbogen

Der erste Gipfel des Tages für uns war der Cima di Fojorina mit bescheidenden 1'807 m. Der heftige Wind nahm einem aber die Lust, hier eine längere Rast einzulegen. Stattdessen stiegen wir in Richtung Passo di San Lucio ab. Dort stehen - nur wenige Meter voneinander entfernt, aber getrennt durch die Landesgrenze - eine schweizerische und eine italienische Hütte. Wir hatten die schweizerische als Zwischenhalt vereinbart und wollten die Wartezeit mit einem Glas Wein und einem kleinen Imbiss verkürzen. Leider war der Wirt, der den vollbesetzten Gastraum nicht nur alleine bedienen, sondern auch bekochen musste, etwas überfordert. Zudem sprach er nur Italienisch (und wir nicht), so dass wir dachten, wir hätten die ganze Karte bestellt, während er verstanden hatte, dass wir es uns noch überlegen würden. Doch bis Claude auch noch das letzte seiner verirrten Schäfchen eingesammelt hatte, kamen wir doch noch zu unserem Mittagessen.

@wandernohneende
Grat Richtung Gazzirola
Nach der ausgiebigen Pause waren wir zumindest genügend ausgeruht für den Hauptanstieg des Tages: Über eine Wind ausgesetzte Grasflanke führte der Weg immer aufwärts. Von weitem sah man ein grosses Kreuz, so dass man das Ziel deutlich vor Augen zu haben schien. Entsprechend beglückwünschte ich mich für meine Leistung, als ich das Kreuz endlich erreicht hatte - nur um Minuten später beim nächsten Wegweiser festzustellen, dass der höchste Punkt noch vor mir lag. Wenigstens war es bis zum Gazzirola (2'112 m) nicht mehr weit. Im Gegensatz zum namenlosen, markant bekreuzten Punkt 2'091 gab es auf diesem Gipfel nur einen mickrigen Steinhaufen.

Unterdessen hatte der Föhn nochmals zugelegt und beim Abstieg über den Grat holten mich die Windböen zeitweise fast von den Beinen. Die offizielle Route des Sentiero Lago di Lugano hätte weiter über den Monte Bar geführt, doch darauf verzichteten wir. Stattdessen stiegen wir bei der Alpe Pietrarossa vom Grat hinunter und wanderten der - mehr oder weniger windgeschützten - Talflanke entlang zum Tagesziel, der Capanna Monte Bar. Es dauerte schliesslich aber ein paar Kurven mehr als gedacht, bis die Hütte, welche exponiert am Hang liegt, endlich in Sicht kam.

@wandernohneende
Capanna Monte Bar SAC
Die Capanna Monte Bar wurde im Jahr 2016 neu erbaut und ist die modernste SAC-Hütte, in welcher ich bisher war. Wir waren in komfortablen 4er-Zimmern untergebracht und genossen die warme Dusche. Das Beste an der Hütte war aber eindeutig der Gastraum mit seiner bis zum Boden reichenden Fensterfront, welche einen atemberaubenden Blick über das Luganer Seebecken bot. Bereits der Sonnenuntergang am Vorabend war schön gewesen, doch diesmal schien der Himmel zu brennen und wir hatten von der Capanna Monte Bar aus einen Logenplatz, um das Schauspiel zu beobachten.

Beim Frühstück konnte man die Aussicht nochmals bei Tageslicht geniessen. Anschliessend holte ich mit dem Monte Bar noch den Gipfel (1'814 m) nach, den wir am Vortag ausgelassen hatten. Dann begann der lange Abstieg: Die meisten hatten sich entschieden, nicht nach Süden, sondern nach Norden abzusteigen, was zwar eine etwas längere Wanderzeit bedeutete, welche durch die verkürzte Rückfahrtzeit aber mehr als kompensiert wurde. Damit folgten wir weiter dem ausgeschilderten Sentiero Lago di Lugano.

Auf abwechslungsreichen Zickzackpfaden durch Kastanienwälder, vorbei an kleinen Alpen und menschenleeren Weilern ging es über 1'000 Höhenmeter hinunter, bis wir schliesslich Medeglia im Val d'Isone erreichten. An der Sonne warteten wir auf den Bus - hinter dem Gotthard wartete der Regen auf uns.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Freitag/Samstag/Sonntag, 27./28./29. Oktober 2017
  • Route: Cimadera - Capanna Pairolo (Freitag); Capanna Pairolo - Cima di Fojorina - Passo di San Lucio - Gazzirola - Pozzaiolo - Alpe Pietrarossa - Piandanazzo - Capanna Monte Bar (Samstag); Capanna Monte Bar - Monte Bar - Caval Drossa - Motto della Croce - Davrosio - Gola di Lago - Medeglia (Sonntag) (+/- Etappen 5 und 4 des Sentiero Lago di Lugano/regionale Route Nr. 52)
  • Unsere Wanderzeit: 1 h (Freitag); 5 h 45 min (Samstag); 3 h 40 min (Sonntag)
  • Distanz: 3,3 km (Freitag); 18 km (Samstag); 11,7 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 350 m (Freitag); 1'400 m (Samstag); 430 m (Sonntag)
  • Übernachten: Capanna Pairolo SAC (Freitag); Capanna Monte Bar SAC (Samstag)
  • Weitere Etappen des Sentiero Lago di Lugano finden sich hier




Sonntag, 22. Oktober 2017

Wirtschaftsförderung im Schwarzwald

Burgruine oberhalb Staufen
Das Aufgebot für das Wochenende war ziemlich kryptisch gewesen und bestand im Wesentlichen aus den scheinbar zusammenhangslosen Schlagworten Edeltraud, Faust, Staufen und einer Zugabfahrtszeit ab Basel SBB. Da ich aber sowohl den zuständigen Cheforganisator wie auch den Wanderleiter kannte, konnte ich mir den Rest zusammenreimen. Und ich wusste zum Vornherein, dass das Wochenende mit einer positiven Kalorienbilanz enden würde.

Pünktlich fand ich mich also in Basel ein, wo ich K, Cheforganisator T und Wanderleiter J traf, die alle ihre Namen nicht in meinem Blog veröffentlicht sehen wollen (was vermutlich besser ist, wenn man das Vertrauen in eine tragende Schweizer Staatsgewalt nicht zu sehr erschüttern möchte).

Die Bahnfahrt von Basel via Bad Krozingen nach Staufen im Breisgau dauerte gerade lange genug, um die erste Flasche Rotwein zu trinken. Staufen stellte sich dann als ein sehr niedliches Städtchen heraus, das sich damit rühmt, dass der historische Doktor Faust, der Goethe als Vorlage für sein Werk gedient hat, hier gelebt haben soll. Spätestens als wir direkt beim Eingang von unserem Hotel auf Mephisto trafen, zweifelte ich nicht mehr daran. Stilecht in der gemütlichen Fauststube des Restaurants Löwen assen wir zu Abend und testeten den lokalen Wein.

Fauststadt Staufen im Breisgau
Am anderen Tag schlenderten wir kurz über den kleinen Markt, bevor wir mit dem Taxi bis nach Münsterhalden fuhren, wo schliesslich der Wanderteil des Wochenendes begann.

Tagesziel war der (deutsche) Belchen, doch nicht auf direktem Weg, sondern mit zwei Zusatzschlenkern: Der eine Schlenker, weil T unbedingt in der Kälbelescheuer einkehren wollte, der zweite, weil Wanderleiter J Probleme bei der richtigen Wegfindung hatte. Pünktlich zum Mittagessen erreichten wir dann trotzdem die Almwirtschaft Kälbelescheuer und probierten lokale Bier-, Käse- und Fleischspezialitäten.

Als der Wind auffrischte, nahmen wir das als Zeichen, uns wieder auf den Weg zu machen, damit wir den Belchen noch vor der nahenden Regenfront erreichen würden. Zunächst führte die Strecke über Laub bedeckte Waldwege immer flach der Höhenlinie entlang. Ab Haldenhof - dieses Restaurant mussten wir leider auslassen - begann die Schlusssteigung. Am Horizont zwischen den Wolken konnte man die Alpenkette erahnen. Bei klarem Wetter muss der Ausblick atemberaubend sein.

Nach einem kurzen Halt auf dem Gipfel des Belchens ging es auf dem kürzesten Weg direkt ins Restaurant Belchenhaus zu Kaffee und Kuchen. So gestärkt brachten wir den kurzen Abstieg zu unserem Hotel in Belchen-Multen problemlos hinter uns. Nachdem wir die Hotelangestellte davon überzeugt hatten, dass wir mit unseren Wanderstöcken nicht den kostbaren Parkett zerkratzen würden (der sich übrigens als billiger Laminat herausstellte), reichte es sogar noch für ein Bad im hoteleigenen Schwimmbad. Als schliesslich der Regen einsetzte, sassen wir bereits in der gemütlichen Gaststube beim Abendessen.

Belchen DE
Damit man den ganzen Ausflug zumindest annähernd als "Wander"-Wochenende bezeichnen konnte, machten wir uns am Sonntagmorgen zunächst zu Fuss zum Wiedener Eck auf. Genau eine Stunde dauerte die Wanderung durch eine Gegend, welche nicht nur landschaftlich, sondern auch von der Besiedelung her ans Emmental erinnerte.

Beim Berghotel Wiedener Eck, wo wir auf den Bus warteten, war es bei bestem Willen noch zu früh zum Essen, doch nachdem wir die Angebotskarte studiert hatten, machten wir bereits Pläne, wie man die nächste Wanderung organisieren muss, um ein anderes Mal rechtzeitig zum Abendessen hier vorbeizukommen.

Um das Wochenende mit etwas Kultur abzurunden, machten wir einen kurzen Stopp beim Kloster Sankt Trudpert und schauten uns die Klosterkirche an. Danach mussten wir feststellen, dass Wanderleiter J Schwächen beim Lesen von ausländischen Fahrplänen hat. Daher mussten wir zu Fuss zur Bahnstation Münstertal laufen. Wenigstens reichte es dort noch gerade für einen kurzen Apéro im hübschen Restaurant Bahnhof, bevor der Zug zurück nach Staufen fuhr, wo wir rechtzeitig zum Mittagessen im Restaurant Hirschen eintrafen.

Belchenhaus
Auf der Rückreise waren die Anschlüsse so terminiert, dass man den Anschlusszug in Bad Krozingen um drei Minuten verpasste und eine Stunde auf den nächsten Zug nach Basel warten musste. Ich bin sicher, dass dies vom örtlichen Tourismusverband absichtlich so geplant wurde, denn freiwillig würde man kaum mehr Zeit als nötig in Bad Krozingen verbringen.

Zusammenfassend brachte dieses Wochenende die Erkenntnis, dass der Schwarzwald ein lohnendes Wandergebiet ist, es die beste Kürbiscremesuppe im Restaurant Löwen in Staufen gibt, den besten Rehrücken im Restaurant Belchen-Multen und das beste Bier in der Kälbelescheuer. Das Einzige, das ich nicht herausgefunden hatte, war, wer denn eigentlich Edeltraud ist.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Freitag/Samstag/Sonntag, 20./21./22. Oktober 2017
  • Route: Münsterhalden - Kälbelescheuer - Haldenhof - Richtstatt - Belchen - Belchen-Multen (Samstag); Belchen-Multen - Lückle - Wiedener Eck (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min (Samstag); 1 h (Sonntag)
  • Distanz: 16,7 km (Samstag); 4,3 km (Sonntag)
  • Höhenmeter: 900 m (Samstag); 180 m (Sonntag)
  • Übernachten: Hotel Restaurant Löwen, Staufen im Breisgau (Freitag); Hotel-Gasthof Belchen-Multen, Aitern (Samstag)






Sonntag, 15. Oktober 2017

Indian Summer im Engadin

Val Roseg
Das Graubünden ist für mich wandertechnisch unentdecktes Land und um das zumindest ein bisschen zu ändern, schloss ich mich wieder einmal den Wanderfreaks an.

Die Wanderung begann in Pontresina, was eine fast vierstündige Anfahrt bedeutete. Doch die lange Zugsfahrt war für sich alleine bereits ein Erlebnis, denn sie führte über die mit zahlreichen Tunnels und Brücken ausgestattete Albula-Linie (UNESCO-Welterbe, wie im Zug mehrfach betont wurde). Vom Zugsfenster aus konnte man zudem einen ersten Blick auf die gelb leuchtenden Lärchenwälder werfen.

Davon gab es dann aus nächster Nähe noch mehr, als wir von Pontresina aus ins Val Roseg einstiegen. Mit dem Bach, der sich in der Talsohle ausbreitete, den bunten Wäldern im Vorder- und den schneebedeckten Gipfeln vor tiefblauem Himmel im Hintergrund, konnte man sich fast in der kanadischen Wildnis wähnen.

Blick Fuorcla Surlej Richtung Bernina
Beim Hotel Roseg begann der steile Aufstieg zur Fuorcla Surlej. Mit jedem Höhenmeter wurde die Aussicht noch schöner und Zacken um Zacken schob sich das Berninamassiv in unser Blickfeld. Die gut 1'000 Höhenmeter wurden schliesslich aber doch anstrengender als ich erwartet hatte und es gab Momente, wo ich zu beschäftigt war mit Atmen, als dass ich der spektakulären Landschaft noch hätte genügend Beachtung schenken können. Das holten wir dann aber auf der Fuorcla Surlej (2'753 m) ausgiebig nach und machten unzählige Fotos von Piz Bernina und Biancograt, wie sie sich in einem kleinen Tümpel spiegelten.

Beim Abstieg in Richtung St. Moritz öffnete sich schliesslich der Blick auf die Engadiner Seenplatte und wir machten Pause beim angeblich schönsten Aussichtspunkt des Engadins: Ob das zutrifft, weiss ich nicht, die Sicht auf Silser- und Silvaplanersee, die blau unter uns in der tief stehenden Sonne glänzten, umgeben von gelben Lärchenwäldern, war auf jeden Fall kaum zu überbieten (langsam gehen mir zur Beschreibung dieser Wanderung die Superlative aus).

Silser- und Silvaplanersee
Via Hahnensee erreichten wir schliesslich St. Moritz. Ich hatte beschlossen, in St. Moritz zu übernachten, um so das Maximum aus der langen Anreise und dem Bilderbuchwetter des Wochenendes herauszuholen.

Am Sonntag startete ich gemütlich und nahm für einmal für die Überwindung der Höhenmeter die Bahn. Auf dem ersten Kurs am Morgen hatte es nur zwei Passagiere und so lud uns der Fahrer für die Fahrt nach Corviglia in den Führerstand der Standsteilbahn ein. Ein eindrückliches Erlebnis, direkt auf die Schienen und Metallseile blicken zu können!

Von Corviglia aus wanderte ich zu einem namenlosen, künstlichen See, der wohl vornehmlich dazu dient, die zahlreichen Schneekanonen, die bereits einsatzbereit auf den Wiesen standen, mit Wasser zu versorgen. Direkt dahinter lag der Lej Alv, der zwar kleiner war, aber wenigstens einen Namen hatte.

Im Führerstand nach Corviglia
Über eine breite Fahrstrasse ging es dann hinunter nach Marguns, bevor die einzige Steigung des Tages begann. Ich folgte der ausgeschilderten Via Engadina und der Weg schlängelte sich immer dem Hang entlang. Kein Wölkchen trübte die Sicht ins Tal und in Richtung Bernina. Der Himmel war so blau, es war schon fast langweilig. Bei der Alp Muntatsch begann schliesslich der lange Abstieg nach Samedan. Der Weg führte durch einen golden leuchtenden Lärchenwald und die Luft roch nach Tannennadeln und Harz. Ich genoss jeden Atemzug!

In Samedan passte es gerade auf den Zug, der via Zuoz und Vereinatunnel zurück ins Unterland fuhr, so dass ich auch diesen Teil des Engadins noch zu sehen bekam.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 14./15. Oktober 2017
  • Route: Pontresina - Val Roseg - Alp Surovel - Fuorcla Surlej - Crap Alv - Hahnensee/lej dals Chöds - St. Moritz (Samstag); Corviglia - Lej Alv - Glüna - Marguns - Alp Clavadatsch - Alp Muntatsch - Samedan (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 45 min (Samstag); 3 h 20 min (Sonntag)
  • Distanz: 20 km (Samstag); 13,7 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'015 m (Samstag); 300 m (Sonntag)
  • Übernachten: Hotel Hauser, St. Moritz




Mittwoch, 11. Oktober 2017

Pilatus: Die Bezwingung des Drachens

Blick auf die Berner Prominenz
Die Erkältung auskuriert, perfektes Wanderwetter angesagt, da stand dem nächsten Gipfelziel nichts mehr im Weg - abgesehen von 1'600 Höhenmeter. Mit dem Pilatus war diesmal ein markanter Innerschweizer an der Reihe. Der Wanderweg begann in Alpnachstad direkt bei der Talstation der Zahnradbahn, die auf den Pilatus fährt. Ein grosser Drache hing über der Bahnstation: Der Legende nach sollen die Drachen früher am Pilatus gehaust haben.

Der Charakter der Wanderung ist einfach zu beschreiben: Sie führt immer aufwärts. Auf dem Militärflughafen Alpnach war gerade die Helikopterflotte der Armee im Einsatz und sorgte beim Aufstieg für eine knatternde Geräuschkulisse. Die Route führte lange durch den Wald und irgendwann befürchtete ich schon, dass der Zickzack-Weg und die Bäume nie mehr enden würden.

In Ämsigen bei der Mittelstation der Pilatusbahn hatte ich den Wald endlich hinter mir. An der Station kreuzten gerade die roten Bähnchen und ich wäre vielleicht in Versuchung geraten einzusteigen, wenn ich nicht vollauf damit beschäftigt gewesen wäre, den tollen Blick auf den Vierwaldstättersee zu fotografieren.

Weiter ging es über Fels übersäte Wiesen. Als ich bei der Mattalp gegen ein Leistungstief kämpfte, überholte mich eine Trailrunnerin, die weniger ausser Atem war als ich - verrückte Leute gibt's! Hoch oben kam die Bergstation des Pilatus in Sicht und Alphornklänge drangen herunter. Die letzten zweihundert Höhenmeter führten über ein ausgedehntes Geröllfeld und plötzlich schlug mir ein unangenehmer Toilettengeruch entgegen. Offenbar führt die Abwasserleitung des Kulms direkt unter dem Wanderweg durch.

Aus einem vorbeifahrenden Bähnchen winkten mir chinesische Touristen zu und machten Fotos, wie ich die letzten Meter hochschnaufte. Und dann war ich mitten drin im regen Treiben. Ich folgte den zahlreichen Touristen aus aller Welt zu den diversen Aussichtspunkten, welche der Pilatus (2'067 m) bietet. Die Berner Alpen schienen zum Greifen nahe!

Ich gönnte mir noch ein Gipfelbier an der Sonne, bevor ich in die Bahn zurück nach Alpnachstad stieg. Die Zahnradbahn rühmt sich damit, die steilste der Welt zu sein und bei der Talfahrt, die 40 Minuten dauerte, hatte ich einen guten Blick auf den Wanderweg, den ich soeben hoch gestiegen war. Und ich konnte den Impuls nicht unterdrücken, aufmunternd den Wanderern zuzuwinken, die immer noch beim Aufstieg waren.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Mittwoch, 11. Oktober 2017
  • Route: Alpnachstad - Ämsigen - Mattalp - Chilchsteine - Pilatus Kulm
  • Meine Wanderzeit: 3 h 20 min
  • Distanz: 9 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'640 m




Sonntag, 8. Oktober 2017

Wandern vor der Haustüre: Vom Zürichberg auf den Pfannenstiel

Nach einer erkältungsbedingten Zwangswanderpause hatte ich am Sonntag wieder Lust auf Bewegung und frische Luft, doch ich wollte mir im Zug nicht direkt die nächsten Bazillen holen. Also startete ich die Wanderung direkt vor der Haustüre: Von der Bergstation des Rigiblickbähnchens stieg ich kurz den Wald hoch, bevor ich in den Panoramaweg einbog, der dem Waldrand entlang führt und bei klarem Wetter einen tollen Blick vom Vrenelisgärtli über den Tödi bis zu den Berner Alpen bieten würde - heute hörte die Sicht direkt hinter dem Uetliberg auf.

Ich liess Zoo und FIFA-Hauptsitz links liegen und ignorierte den Wegweiser, der mich für den Pfannenstiel Richtung Forch lotsen wollte. Kurz nach dem Restaurant Degenried widerstand ich dem nächsten Wegweiser, der mich von meinem Weg abbringen wollte, und stieg stattdessen zum Stöckenbach - besser bekannt als Elefantenbach - hinunter und folgte dem Tobel aufwärts, ohne dass ich dieses Mal den Elefanten zu Gesicht bekommen hätte.

Küsnachter Dorfbach
Ich durchquerte Witikon und Zollikerberg und bekam dabei ein paar schöne Wohnlagen zu Gesicht. Bei Johannisburg erreichte ich das Küsnachter Tobel. Den unteren Teil kannte ich schon, doch ich war überrascht, wie schön auch der obere Teil war: Der schmale Waldweg führte dem Bach entlang, welcher in zahlreichen - zugegebenermassen künstlichen - Wasserfällen hinabfiel. Es war mit Abstand der schönste Abschnitt der Wanderung, die sonst keine besonderen Höhepunkte bot, und ich war erstaunt, wie ursprünglich und grün die Landschaft nur ein paar Schritte von den Villenquartieren der Zürcher Goldküste entfernt war.

Das letzte Stück der Wanderung führte durch ein offenes Waldstück und über breite Wege. Vom Pfannenstiel aus hatte man eine schöne Sicht auf den Greifensee und das Zürcher Oberland; den Aufstieg auf den Aussichtsturm bei der Hochwacht ersparte ich mir dann aber doch - angesichts des wolkenverhangenen Himmels schien mir diese Zusatzanstrengung zu wenig Zusatznutzen zu bringen. Via einen unnötigen Schlenker über den Vorderpfannenstiel erreichte ich schliesslich Egg, von wo die Forchbahn zurück in die Stadt fuhr.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 8. Oktober 2017
  • Route: Zürich, Rigiblick - Susenberg - Degenried - Stöckentobel - Witikon - Trichtenhausen - Zollikerberg - Schüracher - Fallacher - Johannisburg - Mülitobel - Chüelenmorgen - Pfannenstiel - Hochwacht - Vorderpfannenstiel - Schaubigen - Egg
  • Meine Wanderzeit: 5 h
  • Distanz: 22 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 670 m


Sonntag, 1. Oktober 2017

Auf Saumpfaden durch die wilde Cardinelloschlucht

Erster Blick auf Cardinelloschlucht
Die ViaSpluga führt in vier Etappen von Thusis nach Chiavenna. Patrizia hatte die ganze Strecke vor zwei Jahren gemacht, musste damals aber die Etappe über den Splügenpass auslassen. Als sie beschloss, diese Teilstrecke nachzuholen, schlossen ich und ein paar weitere Mitwanderer uns ihr gerne an - insbesondere nachdem sich herausstellte, dass die Übernachtung bei einer Vinoteca geplant war.

In Splügen brauchten wir zwei Anläufe, um den richtigen Einstieg in die Route zu finden, doch schliesslich waren wir auf dem richtigen Weg, der uns zum Splügenpass hinaufführte. Als die Strecke zwischendurch etwas abflachte, frischte dafür der Wind auf und bliess uns heftig ins Gesicht. Der Splügenpass wurde bereits zur Römerzeit begangen und in der Schlusssteigung zur Passhöhe war der alte Saumweg aus dem Mittelalter noch gut erkennbar. Während wir es eher gemütlich nahmen, stellten wir uns vor, wie viel beschwerlicher der Unterhalt der Wegstrecke und die Überquerung des Passes früher gewesen sein mussten.

Monte Spluga
Auf der Passhöhe wehte der klägliche Rest einer italienischen Flagge und zeigte damit an, dass wir die Landesgrenze überquert hatten. Nach einem kurzen Abstieg kam schon bald das kleine Dörfchen Monte Spluga in Sicht, welches am gleichnamigen See liegt. Die Hauptstrasse besteht aus einer einzigen, bunten Häuserzeile. In der altehrwürdigen, mit sehr viel Charme eingerichteten Albergo della Posta bezogen wir unsere Zimmer. Danach blieb uns noch viel Zeit für einen ausgiebigen Apéro, bevor wir uns dann im vollbesetzten Restaurant die Bäuche mit Pasta und Braten vollschlugen.

Die Wetteraussichten für den Sonntag waren durchzogen und der Morgen brachte auch einen bedeckten Himmel, so dass das Grüppchen, welches sich nach dem Frühstück aufmachte, entlang des Lago di Monte Spluga weiterzuwandern, merklich geschrumpft war. Doch schon nach kurzer Zeit drangen die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken. Der See wurde von einer Staumauer abgeschlossen und von ihr konnte man einen ersten Blick auf die Cardinelloschlucht werfen, aus welcher Nebelschwaden hochstiegen - ein Bild voller wilder Schönheit!

Cardinelloschlucht
Direkt nach der Staumauer begann der steile Abstieg in die Schlucht. Der schmale, ausgesetzte Weg schlängelte sich den schroffen Felswänden entlang und wir wunderten uns, wie es möglich gewesen war, dass selbst ganze Armeen die Schlucht durchquert hatten. Wenn wir zurück blickten, sahen wir hoch über uns die Staumauer des Lago di Monte Spluga. Die Cardinelloschlucht war zweifellos das schönste Stück der Wanderung. Immer wieder hielten wir an, um die Landschaft zu bestaunen und Fotos zu machen.

Als wir das steilste Stück der Schlucht hinter uns hatten, tauchten wir plötzlich in den Nebel ein, der sich von oben so atmosphärisch in Szene gesetzt hatte. Je tiefer wir kamen, desto dichter wurde er, und nur ab und zu schimmerten herbstlich leuchtende Bäume durch den grauen Schleier. Wir passierten menschenleere Weiler und mussten unsere Hoffnung, dass wir irgendwo einen Kaffee bekommen würden, schnell aufgeben.

Aus dem Nebel tauchten schliesslich die ersten Häuser von Isola auf, und Patrizia wusste, wo es hier nicht nur einen Kaffee, sondern auch einen Teller Pasta gab: In der Locanda Cardinello liessen wir uns vom Besitzer, einem freundlichen, alten Männchen, nicht nur gut bewirten, sondern er zeigte uns auch voller Stolz seine kürzlich renovierten Zimmer. Wir waren vom geschmackvollen Mix aus alt und modern restlos begeistert! Wir hätten hier gerne eine Nacht verbracht, doch leider mussten wir unseren Bus erwischen, der uns auf der kurvenreichen Strasse über den Splügenpass zurück nach Splügen brachte.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 30. September/1.Oktober 2017
  • Route: Splügen - Marmorbrücke - Bodmastafel - Splügenpass - Monte Spluga (Samstag); Monte Spluga - Cardinelloschlucht - Rasdeglia - Isola (Sonntag) (Etappe 3 der ViaSpluga/regionale Route Nr. 50)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h (Samstag); 3 h (inkl. unzählige Fotostopps; Sonntag)
  • Distanz: 9,5 km (Samstag); 9 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 705 m (Samstag); 120 m (Sonntag)
  • Übernachten: Albergo della Posta, Monte Spluga






Sonntag, 24. September 2017

Surenenpass - uriges Land (7. Etappe Via Alpina)

Blackenchappeli auf der Blackenalp
Für dieses Jahr waren wir zum letzten Mal auf der Via Alpina unterwegs: Da wir uns bereits zwei Wochen vorher im strömenden Regen die Steigung von Attinghausen nach Brüsti hochgequält hatten, begannen wir die Wanderung dieses Mal mit einer gemütlichen Gondelfahrt: Wir mögen auf der Via Alpina nichts auslassen, Strecken doppelt zu machen, wäre dann aber doch etwas übertrieben. Das Wetter war uns diesmal wohlgesinnt, so dass man die Urner Bergwelt tatsächlich sehen und nicht nur hinter den Wolken erahnen konnte.

Der abwechslungsreiche Weg führte von Anfang an aufwärts und wir liessen die letzten Ferienchalets schnell hinter uns. Um uns herum erhoben sich schroffe, senkrechte Felswände. Bald erreichten wir die Schneereste, die der Wintereinbruch der letzten Tage zurückgelassen hatte. Bei einer kurzen Pause beim Angistock konnte man den ersten Blick auf den schneebedeckten Surenenpass werfen. Doch der Weg war gut gespurt und daher trotz des Schnees gut begehbar. Erst auf den letzten paar Metern kamen wir vom Wanderweg ab und mussten eine steile, schneebedeckte Wiese hoch steigen und egal ob man im Schnee ging oder auf dem nassen Grass - ins Rutschen kam man in jedem Fall, so dass ich dann doch ein paar Meter der Via Alpina doppelt machte.

Auf dem Surenenpass (2'291 m) machten wir Pause und beobachteten einen Gleitschirmflieger, der direkt über unseren Köpfen seine Runden drehte. Unterdessen waren ein paar Wolken aufgezogen, doch das machte der Schönheit des Tals, durch welches wir hinabstiegen, keinen Abbruch, sondern liess die ursprüngliche, raue Landschaft schon fast in einem mystischen Licht erscheinen. Surenenpass und Blackenalp gehörten zweifelsohne zu den eindruckvollsten Landschaften, die ich dieses Jahr neu entdeckt hatte.

Wir übernachteten in der Blackenalp, wo wir in einem gemütlichen Massenlager direkt unter dem Dach untergebracht waren und mit sehr leckeren Älpler-Magronen verköstigt wurden (das Ganze, d.h. Übernachtung und Halbpension, übrigens zum Preis von nur 40.--).

Aufstieg zum Surenenpass
Am nächsten Morgen wurden wir eher unsanft aus dem Schlaf gerissen, als eine heftige Regen- und Graupelschauer gegen das Dach krachte. Eher widerwillig schälten wir uns aus unseren warmen Betten, denn auf noch eine Regenwanderung hatte eigentlich niemand Lust. Doch wir hatten Glück, bis wir zum Abmarsch bereit waren, hatten sich die Wolken verzogen und im Laufe des Tages wurde das Wetter stetig besser.

Die Strecke führte immer abwärts entlang des Stierenbachs. Von den steilen Hängen fielen zahlreiche Wasserfälle herunter und wir schmiedeten Pläne, welche weiteren Wanderungen man in dieser wunderschönen Gegend noch unternehmen könnte. Nach einer Stunde erreichten wir Stäfeli, wo wir bereits für einen Kaffee Halt machten. Da am Talende schon Engelberg sichtbar war, gab es keinen Grund zur Eile.

Der letzte Teil der Wanderung war dann mehr ein Spaziergang durch die Aussenquartiere von Engelberg, wobei die vielen gepflegten Chalets auffielen. In Engelberg angekommen, setzten wir uns auf eine sonnige Terrasse und schauten schon mal zum Jochpass hoch, wo die Via Alpina nächstes Jahr weitergehen wird - hoffentlich mit ein bisschen weniger Regentagen.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 23./24. September 2017
  • Route: Brüsti - Chräienhöreli - Angistock - Surenenpass - Blackenalp (Samstag); Blackenalp - Stäfeli - Niedersurenen - Herrenrütiboden - Engelberg (Sonntag) (7. Etappe der Via Alpina/nationale Route Nr. 1)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 15 min (Samstag); 2 h 50 min (Sonntag)
  • Distanz: 9 km (Samstag); 12,9 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 860 m (Samstag); 60 m (Sonntag)
  • Übernachten: Blackenalp
  • Weitere Etappen der Via Alpina finden sich hier





Samstag, 16. September 2017

Klingenstock - Fronalpstock: Innerschweizer Klassiker

Die Gratwanderung vom Klingenstock auf den Fronalpstock ist jetzt nicht gerade ein Geheimtipp. Daher hatte ich schon lange auf einen passenden Tag unter der Woche gewartet, um die aussichtsreiche Wanderung zu machen, ohne dauernd über die Füsse anderer Wanderer zu stolpern.

Die kühlen Temperaturen am Morgen zeugten davon, dass der Sommer endgültig vorbei war. Der Aufstieg zum Klingenstock - den Sessellift liess ich links liegen - führte über eine steile Wiese und wo der Hang im Schatten lag, war der Boden gefroren. Ins Schwitzen kam ich trotzdem, als ich - die beiden Mythen im Nacken - zum Gipfel hoch stieg. Nach knapp zwei Stunden hatte ich den Klingenstock (1'935 m) erreicht und stand damit am Ausgangspunkt der Gratwanderung.

Der Gratweg ist teilweise schmal und ausgesetzt, doch sehr gut unterhalten und nie gefährlich und die Aussicht nach allen Seiten wunderschön. Kein Wunder, ist die Wanderung populär! Dass der Weg so gut ausgebaut ist, ist übrigens dem Verein Gratwanderung Stoos zu verdanken und unterwegs traf ich tatsächlich auf eine Gruppe Freiwilliger, die gerade dabei waren, Stufen auszubessern. Dabei wird ihnen die Arbeit auch nicht so schnell ausgehen, denn Stufen gab es eine Menge unterwegs, was die Wanderung anstrengender machte als gedacht.

Klingenstock und Fronalpstock sind praktisch gleich hoch, doch vor allem wegen dem Zwischenabstieg nach Furggeli hinunter kam zum Schluss nochmals ein heftiger, stufenreicher Gegenanstieg, bis ich dann schliesslich auf dem Fronalpstock (1'922 m) stand. Vom Gipfel aus, auf welchem eine Menge seltsam aussehender Antennen stehen, hatte man einen tollen Blick auf den Vierwaldstättersee und auf zahlreiche Berge, die ich bereits bestiegen habe: Neben dem Grossen Mythen und der Rigi insbesondere den Niederbauen Chulm, auf dem ich anfangs Sommer war.

Ich kehrte pünktlich zum Mittagessen im Gipfelrestaurant Fronalpstock ein, wobei die Aussicht vom Gastraum aus besser war als die Älpler-Magronen auf dem Teller. Für den Rückweg zurück nach Stoos hinunter nahm ich dann knieschonend den Sessellift - und holte mir dafür im kühlen Fahrtwind klamme Finger.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Freitag, 15. September 2017
  • Route: Stoos - Metzg - Klingenstock - Furggeli - Fronalpstock
  • Meine Wanderzeit: 3 h 15 min
  • Distanz: 9,7 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'050 m




Sonntag, 10. September 2017

Intermezzo auf der Via Alpina (6.2. Etappe Via Alpina)

Wir waren wieder auf der Via Alpina unterwegs und - wer mag davon noch überrascht sein - es regnete. Diesmal versendete meine Wetter-App im Vorfeld sogar Starkregen- und Hochwasserwarnungen für die Region. Auf dem Programm stand der zweite Teil der 6. Etappe, die wir vor ein paar Wochen in Urigen unterbrochen hatten. Es war von Anfang an klar, dass nicht die attraktivste Wanderung vor uns lag, doch eben - Abkürzen oder Auslassen geht nicht.

Von Urigen aus führte die Strecke stets abwärts der Schächen entlang, manchmal schöner durch den Wald, öfters weniger schön direkt neben der Strasse. Dank Organisatorin Nicole hatten wir aber ein klares Ziel, auf welches wir uns freuen konnten: Mittagessen in der Pouletburg in Attinghausen. Wie der Name schon sagt, ist das Restaurant vor allem für Poulet im Chörbli bekannt und wir brachten die Kellnerin ziemlich aus dem Konzept, als wir zunächst einen Blick in die Karte werfen wollten (bevor wir dann alle das (halbe) Poulet im Chörbli bestellten). Die Bekanntheit der Pouletburg erstreckt sich übrigens bis in die Türkei, weil ein ehemaliger türkischer Ministerpräsident hier vor Jahren gegessen hat.

Der Gipfel des Hoch Geissbergs bleibt ungesehen
Mit vollem Magen machten wir uns dann an das Pièce de résistance des Tagen: Den Aufstieg nach Brüsti. Etwas über 1'100 Höhenmeter lagen vor uns und der Nieselregen vom Vormittag hatte sich in der Zwischenzeit zu einem anhaltenden Landregen gesteigert. Es gibt eine kleine Gondelbahn von Attinghausen nach Brüsti und ein Teil unserer Wandergruppe liess sich von ihr verführen; für den Rest galt weiterhin: Abkürzen oder Auslassen geht nicht. Nässe und Schlamm trotzend meisterten wir den steilen Aufstieg. Zugegeben, Genusswandern war das nicht.

Im Berggasthaus Z'Graggen, wo wir nass, dreckig und verschwitzt ankamen, wurden wir vom Wirtepaar Spiess sehr freundlich und unkompliziert empfangen und bewirtet, so dass wir schnell wieder trocken, sauber und warm wurden.

Für den nächsten Tag war eigentlich die Besteigung des Hoch Geissbergs geplant gewesen, spätestens als wir am Sonntag morgen zu dessen mit Schnee überzuckerten Hängen hinüber sahen, war klar, dass daraus nichts werden würde. Wir entschieden uns schliesslich für eine Minimalvariante: Wir gingen wieder nach Attinghausen hinunter (diesmal mit dem Bähnchen) und spazierten dann in einem grossen Bogen via Seedorf UR über das Reussdelta nach Flüelen - und hofften auf besseres Wetter für unsere diesjährige Abschlussetappe auf der Via Alpina in zwei Wochen.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 9./10. September 2017
  • Route: Urigen - Spiringen - Bürglen - Altdorf - Attinghausen - Brüsti - Berggasthaus Z'Graggen (Samstag) (Teil der 6. Etappe der Via Alpina/nationale Route Nr. 1); Attinghausen - Seedorf UR - Flüelen (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 45 min (Samstag); 1 h 30 (Sonntag)
  • Distanz: 19,6 km (Samstag); 7,5 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'250 m (Samstag); 50 m (Sonntag)
  • Übernachten: Berggasthaus Z'Graggen
  • Weitere Etappen der Via Alpina finden sich hier




Mittwoch, 30. August 2017

Zurück zur Zivilisation (Lappland/Kungsleden 6/6)

Teusajaure
[Donnerstag, 27.7.2017; Teusajaure - Vakkotavare; 16 km] Bereits brach der letzte Wandertag an. Wir standen früh auf, denn - und das war das erste Zeichen, dass es zurück in die Zivilisation ging - es galt einen Bus zu erreichen. Der Hüttenwart brachte uns mit dem Motorboot über den See, was uns eine mühsame Ruderei ersparte.

Anschliessend folgte ein langer Aufstieg, sehr ähnlich wie die Passüberquerung vom Vortag: Eine sanfte, aber stetige Steigung, die keine Ende zu nehmen schien. Dafür brachte der Tag einen Querschnitt aus allem, was diese Lapplandtour ausgemacht hatte: Sumpf, Schneefelder, schmale Holzplanken, Mücken und diese schier endlose Weite. Im Hintergrund sah man bereits die schneebedeckten Gipfel des Sarek-Gebirges.

Unsere Route durch Lappland
Nach einem kurzen, aber steilen Abstieg kam dann das nächste Zeichen, dass die Zivilisation uns nach elf Tagen und 180 km wieder hatte: Ein Strommast. In Vakkotavare hatte schliesslich auch mein Handy - das erste Mal seit fast zwei Wochen - wieder Empfang. Wir erreichten damit die Zivilisation gerade rechtzeitig, bevor meine AntiBrumm- und Parapic-Vorräte endgültig zu Neige gingen.

Wir übernachteten nicht in der Vakkotavare-Stugan, sondern fuhren mit dem Bus entlang des Akkajaure-Stausees zu einem kleinen Motel, um die Annehmlichkeiten der Zivilisation zu geniessen: Eine warme Dusche und ein Rentiersteak im Restaurant (und ein Frühstücksbuffet ohne Porridge am anderen Morgen).

* * * * *

Wenn ich heute - einen guten Monat später - auf die Tour zurückblicke, bleiben mir - neben Morast, Mücken und Porridge - vor allem die Abgeschiedenheit und unendliche Weite der Landschaft sowie die Vielfalt der Pflanzen, die in dieser kargen Umgebung gedeihen, in Erinnerung. In den zwei Wochen haben wir nur einen kleinen Teil von Lappland erwandert, und ich hoffe, dass ich irgendwann zurückkehre, um weitere Teile zu entdecken.

=> Alle Blogbeiträge zu meiner Kungsleden-Tour es hier.


Post scriptum:
=> Zwei Jahre später verschlug es mich tatsächlich zurück nach Lappland, diesmal auf den Nordkalottleden, die entsprechenden Blogbeiträge gibt es hier.






Sonntag, 27. August 2017

Allalinhorn: Mein erster Viertausender

Sonnenaufgang auf dem Weg von der Britannia Hütte
zur Station Felskinn
Man braucht Ziele im Leben und zu meinen Zielen gehörten schon lange eine Hochtour zu machen und einen Viertausender zu besteigen. Mit der Besteigung des Allalinhorns konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wobei mir natürlich klar war, dass ich damit für meine Zielerreichung eine ziemlich bequeme Variante gewählt hatte. Wenigsten wollte ich dieses Unterfangen seriös angehen und buchte daher das "Hochtour für Einsteiger"-Angebot der Mammut Alpine School.

Wir waren eine kleine Gruppe von Anfängern, die in Saas Fee von Bergführer Peter in Empfang genommen wurden. Gemeinsam fuhren wir mit der Gondelbahn und der unterirdischen Metro bis zur (inoffiziellen) Zwischenstation Hohlaub. Durch einen kurzen Stollen erreichten wir direkt den gleichnamigen Gletscher.

Dort bekamen wir dann einen Crash-Kurs mit den absoluten Basics für Hochtouren-Dummies: Wie ziehe ich die Steigeisen richtig an? Was ist vorne beim Klettergurt? Wo packe ich den Eispickel hin (möglichst ohne mich damit aufzuspiessen)? Anschliessend ging es weiter mit einer Lektion über die wichtigsten Knoten, inklusive der diesbezüglichen kulturellen Unterschiede zwischen Berner und Walliser Bergsteigern. Am Schluss stellte sich heraus, dass man mit einem Achterknoten ziemlich weit kommt - und den konnte ich noch aus meinen Pfadfindertagen. Wir machten die ersten Schritte in Steigeisen, als wir langsam - immer den zahlreichen Spalten ausweichend - den Gletscher überquerten. Das Wasser floss in unzähligen Rinnsalen über das Eis; hier oben kann man die Klimaerwärmung mit eigenen Augen sehen. Neben dem schmelzenden Eis schockierte mich vor allem der Müll, der auf dem Gletscher lag: Von Handschuhen über Sonnenbrillen bis zu Cola-Flaschen war alles zu sehen.

Allalinhorn von Saas Fee aus
In der Britannia Hütte, welche auf 3'030 m liegt, verbrachten wir eine kurze Nacht. Kurz, weil ich wie üblich in SAC-Hütten schlecht schlief und wir zudem vor fünf Uhr wieder aufstehen mussten. Es war doch dunkel, als wir uns auf den Weg zur Station Felskinn machten. Im Schein der Stirnlampen montierten wir die Steigeisen, um ein kleines, aber zum Schluss sehr steiles, vereistes Firnfeld zu überqueren. Gut, dass ich erst sah, wie steil die letzten Meter waren, als wir schon unten waren, denn so ganz traute ich den Zacken meiner Steigeisen im pickelharten Eis nicht.

Von der Station Felskinn nahmen wir die Metro, welche uns direkt bis Mittelallalin auf 3'456 m fuhr, und damit mitten ins Sommerskigebiet von Saas Fee. Unglaublich, wie viele Skifahrer sich schon um diese Zeit in der Bahn und auf den Pisten tummelten! Ich hatte ja gewusst, dass die Ski-Kader im Sommer auf dem Gletscher trainieren, ich hatte hingegen nicht gewusst, dass man bereits im Kindergartenalter zum Ski-Kader gehören kann.

Allalinhorn Gipfelkreuz
mit Matterhorn im Hintergrund 
Wir folgten ein kurzes Stück der Skipiste, bevor wir schliesslich wieder in die Steigeisen schlüpften und uns anseilten. Peter führte uns über den schneebedeckten Gletscher in Richtung Allalinhorn und sorgte mit einem sehr gemütlichen Tempo dafür, dass es wirklich alle unserer Seilschaft auf den Gipfel schafften. Technisch stellte der Aufstieg keine besondere Schwierigkeit dar, mit Ausnahme vielleicht der Holzleiter, welche zur Überwindung einer senkrechten Schneewand angebracht worden war. Im Aufstieg war sie eigentlich relativ einfach hochzuklettern, doch beim Abstieg zeigte sich wieder mal, dass klein sein ein Nachteil ist: Die oberste Stufe der Leiter erreichte ich mit meinen (kurzen) Beinen nur unter Mühen.

Um genau elf Uhr - wie von Peter bereits am Vorabend exakt vorhergesagt - erreichten wir das Allalinhorn (4'027 m). Trotz den zahlreichen Seilschaften, die unterwegs waren, hatten wir den Gipfel sogar einen Moment lang für uns. Die Fernsicht war etwas getrübt, doch für den freien Blick aufs Matterhorn reichte sie allemal. Wir gratulierten uns gegenseitig zum Gipfelerfolg, um uns dann nach einer kurzen Pause an den Abstieg zu machen. Dieser ging - mit Ausnahme der erwähnten Kletterpartie über die Leiter - zügig voran, so dass wir - wie von Peter ebenfalls korrekt vorausgesagt - um ein Uhr bereits wieder bei der Station Mittelallalin in die Metro steigen konnten.



Wanderinfos:
(Daten sind nicht getrackt, sondern geschätzt/gerechnet)

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 26./27. August 2017
  • Route (nur Aufstieg Allalinhorn Sonntag): Mittelallalin - Allalinhorn - Mittelallalin
  • Unsere Wanderzeit (nur Aufstieg Allalinhorn Sonntag): 5 h (inkl. Pausen)
  • Distanz (nur Aufstieg Allalinhorn Sonntag): ca. 6 km
  • Höhenmeter (nur Aufstieg Allalinhorn Sonntag): 600 m
  • Übernachten: Britannia Hütte SAC




Mittwoch, 23. August 2017

Flüsse, Seen und Blasen an den Füssen (Lappland/Kungsleden 5/6)

[Dienstag, 25.7.2017; Singi - Kaitumjaure; 13 km] Die letzten drei Tage folgten wir dem Kungsleden. Da viele Wanderer in Singi starten resp. aufhören, ist dieser Teil nicht so stark begangen, trotzdem vermisste ich abends jeweils die kleinen, einsamen Hütten wie Nallo oder Hukejaure.

Von Singi aus wanderten wir durch das ausgedehnte Tal, entlang von Seen und einem breiten Fluss. Im Gegensatz zu den Trampelpfaden in den Seitentälern war der Weg hier besser ausgebaut und über alle Flüsse und die meisten Sümpfe führten Brücken oder breite Holzplanken. Es sollte der erste Tag werden, an dem ich mit trockenen Schuhen bei der Hütte ankam - und der erste mit einer Blase an der Ferse. Soviel Trockenheit waren sich meine Füsse offenbar nicht mehr gewohnt.

Wir suchten uns für die Mittagsrast eine Wind ausgesetzte Kuppe (hilft gegen Mücken) und erfrischten uns bei einem kurzen Bad im Fluss. Danach wurde das Tal enger und der Fluss grub sich unter uns immer tiefer in seine Schlucht hinein. Zum ersten Mal seit Tagen durchquerten wir wieder ein Birkenwäldchen und die ungewohnte Hitze machte uns zu schaffen. Wir hielten die Pausen trotzdem kurz, denn in Kaitum winkte die Aussicht auf ein kühles Bier, nachdem wir uns die letzten beiden Tagen mit Wasser hatten begnügen müssen, da die Hütten über keinen Laden verfügt hatten.

Plötzlich endete das Tal und unter uns lag ein grosser, tiefblauer See, umgeben von einem dicht bewaldeten Ufer. Die beste Aussicht über den See und das Tal hatte man von den Treppenstufen der Kaitumjaure-Stugorna aus, wo wir uns das langersehntes Bier gönnten. Der kleine Laden beendete überigens auch die Pancakes-Phase und Steffi konnte wieder ihren heissgeliebten Porridge kochen.

Kaitumjaure
Daneben hatte es in Kaitum auch eine Sauna, was vor allem bedeutete, dass ich mich wieder einmal waschen konnte, ohne von Mücken aufgefressen zu werden. Weitere Highlights von Kaitum waren der kleine Sandstrand am Fluss und die Sicht auf die Elche, welche am Abend auf einer Insel im Flussdelta Futter suchten.

[Mittwoch, 26.7.2017; Kaitumjaure - Teusajaure; 10 km] Der zweitletzte Wandertag brachte eine gemütliche, kurze Etappe. Wir wanderten entlang des Flusses, der über zahlreiche Stufen hinab donnerte. Schliesslich bogen wir nach Süden ab und stiegen zu einem Pass hoch, der zwar nicht besonders viele Höhenmeter aufwies, die wenigen sich aber schier endlos hinzuziehen schienen, denn hinter jeder Kuppe tauchte die nächste auf. Die Hochebene endete abrupt an einer rötlichen Felsformation, über deren Terrassen ein Bach floss und über einen fast senkrechten Abhang in die Tiefe stürzte.

Teusajaure
Bevor wir uns selber an den steilen Abstieg machten, nutzten wir die warmen Steine für eine lange Pause. Einige nahmen sogar ein kurzes Bad unter einem Wasserfall. Ich wartete mit dem Bad, bis wir schliesslich die Teusajaure-Stugorna erreichten, die direkt an einem grossen See liegt. Nachdem die Hüttenwartin zudem versichert hatte, dass die Mückendichte bei ihrer Hütte ungewöhnlich klein war, verzichtete ich sogar auf die Sauna zugunsten eines (sehr) kurzen Bads im See - die lappländischen Seen sind nicht wirklich wärmer als die Flüsse. Aufwärmen konnte man sich danach beim Sonnenbad auf den glitzernden Steinen am Strand. Die Mückendichte war in Teusajaure tatsächlich niedriger - sie war aber nicht null, wie ich feststellen musste.


Hier geht's weiter auf dem Kungsleden => Teil 6: Zurück zur Zivilisation

Sonntag, 20. August 2017

Leistungstest auf den Säntis

Säntis vom Seealpsee aus
Erneut war ich im Alpstein unterwegs und diesmal stand mit dem Säntis (2'502 m) der höchste Gipfel der Region auf dem Programm.

Für die 1'700 Höhenmeter umfassende Herausforderung hatte ich mich Monis notorisch fitter Wandergruppe angeschlossen. In Wasserauen wählten wir den Weg über das Hüttentobel, ein Umweg, welcher - wie ein aufmerksamer Mitwanderer bemerkte - zusätzliche 80 Höhenmeter bedeutete. Bald kam hoch oben am Horizont die markante Antenne des Säntis in Sicht und damit war allen klar, dass es ohne viel Schweiss nicht gehen würde - unabhängig der 80 Höhenmeter mehr oder weniger. Mir war dagegen noch nicht ganz klar, wie wir die senkrechten Felswände, welche den Säntis umgeben, hochkommen würden.

Nach einem kurzen eher flachen Teil (dem einzigen an diesem Tag) dem Seealpsee entlang kam zunächst der Anstieg durch den steilen Einschnitt des Leiterfelds in Richtung Mesmer. Der See unter uns wurde immer kleiner, während der Säntis zwar näher kam, aber immer höher zu werden schien.

Blick zurück beim Schlussanstieg
Beim Gasthaus Mesmer gönnten wir uns eine Pause, schliesslich hatten wir da bereits über 700 Höhenmeter hinter uns gebracht - fehlten also noch knapp 1000. Den Weg weiter über die Fehlalp mussten wir uns mit einer Herde Ziegen teilen, und eine Ziege, die sich direkt auf dem schmalen Pfad niedergelassen hatte, dachte nicht im Traum daran, für uns Platz zu machen.

Über einen Schuttkegel von lockerem Gestein ging es dann im Zickzack hoch zur Wagenlücke. Hinter der Wagenlücke erwartete uns eine Welt aus weissem, zerklüftetem Kalkstein. Einzelne Blumen wuchsen in den Felsspalten, und wir staunten, wie sie in dieser Steinwüste überleben konnten. Der letzte Abschnitt war steil und teilweise musste man für die hohen Stufen die Hände zu Hilfe nehmen. Von der Terrasse des Berggasthauses Alter Säntis schauten die Leute auf uns herunter, wie wir uns die letzten Meter hochquälten.

Auf dem Gipfel angekommen - atemlos, verschwitzt und mit hochrotem Kopf - war ich mit meiner Leistung mehr als zufrieden - auch wenn Moni meinte, wir wären etwas langsam unterwegs gewesen (Anmerkung: Wir brauchten für die mit 5 h 30 min ausgeschilderte Strecke nur gute 4 Stunden).



Wanderinfos:
  • Gewandert: Mittwoch, 16. August 2017
  • Route: Wasserauen - Hüttentobel - Seealpsee - Mesmer - Wagenlücke - Säntis
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 10 min
  • Distanz: 11,7 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'742 m







Mittwoch, 16. August 2017

Geröll, Schnee und unendliche Weiten (Lappland/Kungsleden 4/6)

[Samstag, 22.7.2017; Nallo - Sälka; 11 km] Am nächsten Tag verliessen wir die gemütliche Nallo-Stugan und folgten weiter dem Tal, das leicht anstieg und sich dann zu einer breiten Ebene ausweitete. Eine schier endlose Weite aus Schnee und Geröll lag vor uns. Die Schneefelder waren noch hart und damit gut zu überqueren. Sumpf gab es nur an Stellen, wo der Schnee schon geschmolzen war und unzählige Rinnsale aus Schmelzwasser zurückgelassen hatte. Im Vergleich zum Matsch von anfangs Woche eigentlich nicht der Rede wert. Am Morgen schien die Sonne und wir waren schon kurz davor, uns über die Hitze zu beklagen, wenn die Erinnerungen an den Regen und die Kälte nicht noch so lebhaft gewesen wären.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir das Ende der Hochebene und während des kurzen Abstiegs sah man unten im Tal, am Kopfende eines ausgedehnten Sees, bereits die nächste Hütte. Die Sälka-Stugorna lag wieder direkt am Kungsleden, entsprechend voll war die Hütte - und die Sauna. Zudem waren im kleinen Laden sämtliche Haferflocken ausverkauft, was vor allem Steffi, welche uns jeden Morgen mit Porridge versorgte, Sorgen machte. Sie musste schliesslich für die nächsten Tage auf Pancakes mit Nutella ausweichen - ich war untröstlich.

Dafür konnte Sälka mit einer Horde fast zahmer Schneehühner aufwarten, die sich in einem Stapel Birkenholz eingerichtet hatten.

[Sonntag, 23.7.2017; Sälka - Hukejaure; 24 km] Als ich vor meiner Abreise meinen Freunden von meinen Ferienplänen erzählte, kam jedesmal die Warnung vor riesigen Mückenschwärmen. Nach den ersten paar Wandertagen hatte ich zwar einzelne Mückenstiche, doch eigentlich fand ich das Ganze harmlos. Das änderte sich ab der langen Etappe nach Hukejaure, wo ich mehr Anti-Brumm verbrauchte als die Tage zuvor zusammen genommen.

Wir verliessen wieder den Kungsleden und stiegen in ein grasbewachsenes Seitental auf und passierten einen tiefblauen See nach dem anderen. Um die Talseite zu wechseln, galt es wieder einmal, einen Fluss zu durchqueren. Mir froren die Zehen bereits beim Blick auf das breite Flussbett fast ab, doch dieses Mal empfand ich die Durchquerung gar nicht so schlimm: Entweder wurde durch das schöne Wetter das Wasser wärmer oder ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt - oder meine Kältenerven in den Zehen waren bereits abgestorben.

Bei einer Pause entdeckten wir auf einem Schneefeld am Berghang gegenüber eine Herde Rentiere. Offenbar suchen sie Schneefelder auf, weil es dort weniger Mücken geben soll. Eine Theorie, die ich nicht bestätigen kann: An diesem Tag musste ich das erste Mal in meinem Leben mitten in einem Schneefeld einen Angriff von ausgehungerten Mücken abwehren.

Nach einer letzten Steigung öffnete sich der Blick auf eine mit Wasser und Schnee durchzogenen Ebene. Wo genau das Wasser aufhörte und der Schnee anfing, war nicht immer klar. Die Hukejaure-Stugan lag auf einem Felsen direkt über einem See und man hatte bereits klare Sicht auf die norwegischen Berge, so nahe an der Grenze waren wir.

Die Hütte hatte keine Sauna und um sich zu waschen, musste man in den Sandalen ein Schneefeld zum See hinab rutschen, um sich dann der eigentlichen Herausforderung zu stellen: Sich schneller aus- und anziehen, als die Mücken zustechen konnten. Ich versagte kläglich.

[Montag, 24.7.2017; Hukejaure - Singi; 22 km] Am Morgen lag eine dünne Eisschicht auf dem See, aus welchem man das Wasser für den Kaffee holte. Eine weitere lange Etappe lag vor uns und Steffi führte uns sicher durch ein einsames Tal, entlang von unzähligen, teilweise noch eis- und schneebedeckten Seen. Die Strecke war meist weglos und nur spärlich markiert, wobei man nicht immer ganz sicher war, ob es sich bei den Steinhaufen um eine Wegmarkierung handelte oder ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit.

Schliesslich sahen wir tief unter uns das grüne Haupttal, in welchem sich mäanderartig ein breiter Fluss ausgebreitet hatte. Über zahlreiche Terrassen stiegen wir immer tiefer herunter und von weitem sahen wir bereits die nächste Hütte.

Singi liegt an einem Knotenpunkt des Kungsleden, viele Wanderer starten bzw. hören hier auf. Entsprechend voll war die Hütte, bereits in der Nacht zuvor hatte der Hüttenwart fast doppelt so viele Leute unterbringen müssen, wie er Betten zur Verfügung hatte. Dank zusätzlichen Matratzen auf dem Boden fanden schliesslich alle einen Schlafplatz. Da Singi ebenfalls nicht über eine Sauna verfügt, blieb mir nichts anderes übrig, als es für die abendliche Wäsche erneut mit den Mücken am Bach aufzunehmen. Als Entschädigung für die Enge und die Mücken gab es vom Küchenfenster aus direkte Sicht auf zwei Elche, die den Fluss durchschwammen.


Hier geht's weiter auf dem Kungsleden => Teil 5: Flüsse, Seen und Blasen an den Füssen