Samstag, 30. April 2016

Sechs auf einen Streich

Das Ziel von heute war die Besteigung von 6 Gipfeln, die alle je knapp über 1000 m hoch waren, irgendwo im Niemandsland im Kanton Basel Land. Niemandsland deshalb, weil der Ausgangspunkt beim ehemaligen Kloster Schönthal bei Langenbruck mit dem öV nicht erreichbar war. Thomas, der Organisator der Tour, war aber so nett und holte mich am Bahnhof Liestal ab.

Der erste Gipfel war der Ankenballen, zu dem wir dem Grat entlang hochstiegen. Wie eigentlich die ganze Wanderung führte der Weg nicht ausgeschilderten Wanderwegen entlang, sondern über nicht markierte Wegspuren. Nach einem kurzen Fotostop auf dem höchsten Punkt ging es hinab und gerade wieder hinauf zum Spitzenflüeli, das - wenn man ehrlich sein will - eher eine Anhöhe denn ein Gipfel war. Ein richtiger Gipfel, steiler Auf- und Abstieg inklusive, war der Ruchen. Die Belchenflue, direkt gegenüber dem Ruchen, nahmen wir quasi im Vorbeigehen mit; es war schon das zweite Mal diesen Monat, dass ich dort oben war. Dieses Mal hatte man von der Belchenflue aus vor allem einen guten Blick auf die aufziehenden Regenwolken.

Wir beeilten uns daher, mit der Gwidmenflue den nächsten Gipfel in Angriff zu nehmen. Der Weg war teilweise als T4 eingestuft und wir wollten ihn möglichst noch trocken hinter uns bringen. Der Aufstieg - an einer Stelle mit Ketten gesichert - und auch der Grat nach dem höchsten Punkt waren ziemlich ausgesetzt, ausrutschen war keine Option. Wir passierten zahlreiche alte Befestigungsanlagen und zu Ferienhäuschen umfunktionierte Bunker bevor wir nach dem steilen Abstieg wieder den ordentlichen Wanderweg erreichten.

Der letzte Gipfel, der Dürstelberg, und insbesondere der Weg über den Grat wieder hinunter, bot dann keine grossen Schwierigkeiten mehr, ausser dass die Steine und das Laub unter dem nun einsetzenden Regen langsam aber sicher rutschig wurden. Kurz vor dem Ziel steigerte sich dann der leichte Regen zu einem ausgewachsenen Wolkenbruch, aber das war ich mir vom letzten Wochenende ja gewohnt. Ohnehin - wer will denn schon bei schönem Wetter wandern?


Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 30. April 2016
  • Route: Kloster Schönthal (Langenbruck) - Ankenballen - Spitzenflüeli - Ruchen - Belchenflue - Gwidmenflue - Dürstelberg - Kloster Schönthal (Strecke ist nicht markiert und teilweise T4)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 45 min
  • Distanz: 11,1 km
  • Höhenmeter (Steigung): 850 m

Sonntag, 24. April 2016

Regenschauer und Schneegestöber im Zugerland (2. + 3. Etappe Zürich - Gotthard)

Schon Tage bevor die von mir organisierte Etappe des Höhenwegs Zürich - Gotthard stattfand, war klar, dass Petrus kein Erbarmen mit uns haben würde: Die Wetterprognose wechselte von schlecht und kalt auf noch schlechter und noch kälter. Die ersten Mitmacher meldeten sich - mit mehr oder weniger überzeugend klingenden Entschuldigungen - ab, und ich fragte mich, wie viele der übrig gebliebenen tatsächlich auftauchen würden. Zu meiner Freude stiegen aber sämtliche fünfzehn Mitwanderer pünktlich in Thalwil ins Postauto, das uns auf den Albispass, den Startpunkt der Etappe, brachte.

Der Postautofahrer entliess uns mit einem aufmunternden "Schönen Tag" in den Nieselregen. Auf dem Gratweg wanderten wir in Richtung Albishorn. Statt auf den Zürichsee hatten wir freie Sicht in den Nebel, was den Vorteil hatte, dass wir uns die Stufen auf den Aussichtsturm Hochwacht ersparen konnten. Auf dem Albishorn planten wir eigentlich eine Kaffeepause, um uns aufzuwärmen, doch das "Aussichtsrestaurant" hatte Betriebsferien - vermutlich wegen fehlender Aussicht. Also blieb uns nichts anderes übrig, als ohne Kaffee Richtung Sihlbrugg abzusteigen und gerade als die Regenintensität zunahm und die Stimmung abnahm, stiessen wir beim Schweikhof auf "s'Bäsebeizli". Die Pause im liebevoll als Rittersaal dekorierten Gewölbekeller war das erste Highlight dieses Wochenendes. Neben der heimeligen Atmosphäre und der netten Bedienung genossen wir insbesondere die selbstgemachten Guetzli.

Gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg und sogar das Wetter wurde etwas besser - was bedeutete, dass es kaum mehr regnete sondern einfach nur noch trübe war. Nachdem wir das Verkehrschaos in Sihlbrugg hinter uns gelassen hatten, wanderten wir durchs grüne Zuger Hinterland. Ich hatte diese Strecke ein paar Wochen zuvor rekognosziert und dabei vor allem vom tollen Alpenpanorama geschwärmt; heute liess sich dieses hinter den Wolken nicht einmal erahnen. 

Nach einem kurzen Stopp im Restaurant Gubel zeigte sich, dass das Wetter noch schlechter werden konnte: Aus dem Nieselregen wurde ein Wolkenbruch, der in unterschiedlicher Intensität anhielt, bis wir schliesslich unser Tagesziel, den Gottschalkenberg, erreichten. Die Unterkunft hatte die Charme eines Schulheims aus den Sechzigern, doch die freundliche und unkomplizierte Gastfreundschaft und das gute Essen machten dies mehr als wett. Spätestens nach dem ersten Glas Wein waren alle mehr als zufrieden und die Stimmung stieg mit jedem weiteren Glas.

Am nächsten Morgen zeigte ein Blick aus dem Fenster, dass der Regen aufgehört hatte - dafür lag 10 cm Neuschnee. Doch von solchen Widrigkeiten liessen wir uns längst nicht mehr abschrecken. Nach einem ausgiebigen Frühstück zwängten wir uns in die vom Vortag noch klammen Schuhe und machten uns auf zu einer Winterwanderung durch schneebedeckte Wälder und Wiesen bis wir gegen Mittag Rothenthurm erreichten, wo wir die Etappe abschlossen. 

Das Wochenende bewies, dass eine schöne Wanderung kein schönes Wetter braucht, sondern nur einen Haufen enthusiastischer - vorzugsweise auch etwas verrückter - Mitwanderer.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 23./24. April 2016
  • Route: Albispass - Albishorn - Sihlbrugg - Hinterburg - Edlibach - Gubel - Fürschwand - Mangelhöhe - Muetegg - Gottschalkenberg (Samstag); Gottschalkenberg - Raten - St. Jost - Tänndli - Rothenthurm (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 6 h 30 min (Samstag); 1 h 50 min (Sonntag)
  • Distanz: 26,5 km (Samstag); 8,1 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Steigung): 1'129 m (Samstag); 175 m (Sonntag)
  • Übernachten: Restaurant und Ferienhaus Gottschalkenberg
  • Weitere Etappen des Höhenwegs Zürich - Gotthard finden sich hier






Mittwoch, 20. April 2016

Im Schnellzugstempo durch den Aargau

Die Strecke von Aarau nach Baden, deren Wanderzeit auf dem Wegweiser am Bahnhof Aarau mit 4 h 40 min angegeben wurde, wäre die perfekte Genusswanderung gewesen: Sie führte der Aare entlang, über zahlreiche Brücken und Stege durch eine wunderschöne Auenlandschaft mit vielen Bächen und Tümpeln, welche zum Verweilen einluden. Doch Genuss war nicht das Ziel der heutigen Wanderung, sondern Tempo: Ich spielte bereits eine Weile mit dem Gedanken, einmal den Rigimarsch zu laufen und nach der "Basel extrem"-Wanderung war ich zumindest distanzmässig schon mal nahe dran gewesen. Nachdem ich aber die Anmeldeunterlagen studiert hatte, war klar, dass - zumindest auf den ersten 20 km - auch Geschwindigkeit angesagt sein würde, um die Streckenposten innert der vorgeschriebenen Zeit zu erreichen, und ich wollte testen, was ich an Geschwindigkeit so hinlegen konnte; Ziel war ein Schnitt von 6 km/h.

Geplant war eigentlich die 2. Etappe des Aargauerwegs, die bis Wildegg der Aare entlang führt und dann hoch zur Burg Wildegg. Leider verpasste ich in meinem Geschwindigkeitsrausch die Abzweigung und so folgte ich weiter dem Aareuferweg bis ich nach etwas über 3 h Brugg erreichte. Damit hatte ich mein Geschwindigkeitsziel erreicht und musste nur noch ausblenden, dass der Rigimarsch 1,5 mal so lange ist und am Schluss noch 1'500 Höhenmeter warten.


Wanderinfos:
  • Gewandert: Mittwoch, 20. April 2016
  • Route: Aarau - Brugg (entlang des Aareuferwegs)
  • Distanz: 20.7 km
  • Meine Wanderzeit: 3 h 15 min
  • Höhenmeter (Steigung): 200 m







Sonntag, 17. April 2016

Basel extrem - rund um den Kanton Basel-Stadt

Dass Thomas auf die Schnapsidee gekommen war, einen Kanton zu umrunden, war ja nicht weiter verwunderlich. Bedenklicher war, dass ich mich im nüchternen Zustand entschloss, dabei mitzumachen. Entsprechend stand ich um fünf Uhr in der Früh auf, damit ich kurz vor halb acht - zusammen mit fünf Mitwanderern - am Birsköpfli zu diesem Gewaltsmarsch starten konnte.

Der erste Teil der Wanderung verlief in verschlungenen Trampelpfaden rund um die Chrischona, meistens direkt auf der Grenzlinie zu Deutschland. Hier ist die grüne Grenze wirklich grün! Spätestens als wir der "Eisernen Hand" entlang liefen, einem Gebiet, das fingerförmig weit nach Deutschland hineinragt, fand ich aber, dass es höchste Zeit für eine Grenzbereinigung mit Deutschland war - ein Gebietsabtausch hätte mir mindestens 4 km Strecke erspart. Doch Thomas nahm das Entlang-der-Grenze-Laufen sehr ernst und hatte kein Gehör für Abkürzungen.

Nach den ersten 25 km änderte sich die Umgebung und statt durch Wälder wanderten wir entlang von Schiffscontainern durch das Basler Hafengebiet. Über die Dreiländerbrücke - die entgegen ihrem Namen nur zwei Länder verbindet - gelangten wir nach Frankreich und damit mitten in das Fabrikareal der chemischen Industrie.

Dann war es mit der Internationalität auch bald zu Ende, denn die nächste Grenze trennte den Kanton Basel-Stadt bloss noch vom Kanton Basel-Landschaft - aber aus unerklärlichen Gründen nahm die Dichte an Grenzsteinen auf dieser Trennlinie exponentiell zu. Es schien, als sei es den Basel-Städtern viel wichtiger, sich von den Basel-Ländlern abzugrenzen als von den Deutschen oder den Franzosen.

Die letzte Steigung führte zum Bruderholz hinauf und in dieser Ecke ist der Stadtkanton Basel wieder ziemlich grün und ländlich. Beim "Joggeli" stiegen die Spieler des FCB gerade in den Mannschaftsbus und mir taten endgültig die Füsse weh. Die letzten Kilometer der Birs entlang wurden entsprechend ziemlich zur Qual, bevor wir endlich wieder unseren Ausgangspunkt am Birsköpfli erreichten und damit den Kreis schlossen.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 16. April 2016
  • Route: Rund um den Kanton Basel-Stadt, immer möglichst der Grenzlinie entlang
  • Unsere Wanderzeit: 10 h 15 min
  • Distanz: 48,7 km
  • Höhenmeter (Steigung): 640 m



Sonntag, 10. April 2016

Vom Teufel zum Sonnengott

Auf dem Programm stand heute die Teufelsschlucht und der Belchen. Ich hatte vorher noch nie etwas von der Teufelsschlucht gehört, doch nach der heutigen Wanderung musste ich zugeben, dass es höchste Zeit gewesen war, dass ich diese Bildungs- resp. Wanderlücke geschlossen hatte, denn die "Tüfelsschlucht" ist wunderschön.

Die Wanderung startete am Bahnhof Hägendorf, von wo aus es nur ein paar Schritte bis zum Schluchteingang waren. Wie die Schlucht zu ihrem Namen kam, konnte ich mir beim besten Willen nicht erklären und selbst Wikipedia half für einmal nicht weiter: Eher verwunschen denn satanisch fliesst der Cholersbach, der sich tief in den Felsen eingegraben hat, in Stufen und kleinen Wasserfällen die Schlucht hinab, umsäumt von moosbewachsenen Steinen und Baumstämmen. Der Wanderweg führt abwechslungsreich über zahlreiche Brücken und Stege immer leicht nach oben.

Die Schlucht endet am Allerheiligenberg, von wo aus wir weiter hochstiegen und der Weg - meistens im Wald verlaufend - blieb abwechslungsreich. Nachdem wir die letzten Höhenmeter überwunden hatten, erreichten wir nach genau zwei Stunden die Belchenflue. Wir genossen die Aussicht, obwohl der leichte Dunst die Fernsicht etwas beeinträchtigte. Der Name "Belchen" stammt übrigens von Belenus, dem keltischen Sonnengott (hier konnte Wikipedia weiterhelfen).

Beim Abstieg folgten wir zunächst dem Jura-Höhenweg, bis wir schliesslich westlich in Richtung Homberglücke abbogen, von wo es durch das raschelnde Laub steil den Wald hinunter ging. Der Rest war dann nur noch gemütliches Auslaufen, bis wir schliesslich Olten erreichten und uns in der Altstadt an der Sonne noch eine Erfrischung genehmigten.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 10. April 2016
  • Route: Hägendorf - Teufelsschlucht - Allerheiligenberg - Wuesthöchi - Gwidemhöchi - Belchenflue - General-Wille-Haus - Homberglücke - Rumpelhöchi - Olten
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 10 min
  • Distanz: 16,3 km
  • Höhenmeter (Steigung): 935 m




Sonntag, 3. April 2016

Der Emme entlang

Dass ich nicht die Einzige war, bei der mit den steigenden Temperaturen auch die Wanderlust stieg, zeigte das grosse Angebot an Wanderungen für dieses Wochenende, das mich schon fast überforderte. Nach langem Hin und Her entschied ich mich schliesslich für die Wanderung von Burgdorf nach Langnau.

Wir bildeten ein kleines, aber ziemlich fittes Grüppchen, das in Burgdorf startete und von Anfang an ein flottes Tempo an den Tag legte (wobei aber Anita Wert auf die Feststellung legte, dass sie nicht "dervo gsprunge" sei). Wir waren aber auch nicht die Einzigen, die an diesem Tag im Emmental unterwegs waren, insbesondere hatten offenbar sämtliche Velofahrer der Region ihre Räder für eine erste Ausfahrt aus dem Keller geholt und zwangen uns immer wieder zum Ausweichen. 

Der Weg führte durch das Uferwäldchen immer dem Fluss entlang, zuerst entlang der Emme mit ihren zahlreichen Staustufen, dann entlang der Ilfis, der Namensgeberin der Eishockeyarena des SC Langnau. Vom Gefühl her führte die Wanderung immer gerade aus, am Ende kamen dann aber doch fast 200 Höhenmeter zusammen (Wir wanderten ja auch immer stromaufwärts). 

Judith hatte schon von Anfang an von den wunderschönen Landgasthöfen in Langnau geschwärmt, so dass wir natürlich den Nachmittag auf der Terrasse eines solchen, dem Restaurant Bären, ausklingen liessen.


Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 3. April 2016
  • Route: Burgdorf - Lützelflüh - Zollbrück - Langnau i.E. (entlang des Emme-Uferwegs)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h
  • Distanz: 21 km
  • Höhenmeter (Steigung): 240 m

Weitere Wanderungen im Emmental gibt es hier.