Sonntag, 21. Januar 2018

Ein Zuckerhut und eine spontane Schifffahrt

@wandernohneende
Morcote
Ich wollte Sonne! Das war das einzige Kriterium, welches die Wanderung erfüllen musste. Schon Tage vorher hatte sich indessen abgezeichnet, dass es an diesem Wochenende quer durch die Schweiz regnen und schneien würde. Als einzige Gegend, welche meine Wunschvorstellung noch erfüllen konnte, blieb das Tessin übrig. Ich suchte mir also im Internet eine nette Strecke im Valle Onsernone aus und setzte mich in aller Frühe in den Zug Richtung Süden und Sonne.

Doch so einfach wurde die Sache nicht: Wir waren kaum in Zug angekommen, als die Durchsage kam, dass ein EC die Strecke blockieren würde und wir daher einen Umweg über Rotkreuz machen müssten. Damit war die Verspätung vorprogrammiert und mein Anschluss auf den Bus in Locarno - der nur alle drei Stunden fuhr - unsicher. Ich konsultierte also nochmals die Wander- und Wetterkarte und stellte fest, dass das Sottoceneri ohnehin noch etwas mehr Sonne versprach und der Sentiero Lago di Lugano - von welchem ich bereits ein paar Etappen gewandert war - auch über den San Salvatore führte. Damit wich ich schon wieder bei einer Wanderung im Tessin auf Plan B aus.

@wandernohneende
Blick vom San Salvatore
Als ich schliesslich in Lugano aus dem Zug stieg, setzte ich als erstes meine Sonnenbrille auf - die Wetterprognose hatte Recht behalten. Vom Bahnhof stieg ich durch die Altstadt zum See hinunter und flanierte entlang des flachen Ufers immer direkt auf den markanten Zuckerhut zu. Die Temperaturen waren zwar nicht gerade brasilianisch, aber allemal wärmer als die zürcherischen.

Ab Paradiso stieg der Weg dann rasch an und bald hatte man einen schönen Ausblick auf den See, die umliegenden Berge und zurück nach Lugano. Ich erreichte den Gipfel des San Salvatore (882 m) gerade rechtzeitig zur Mittagszeit. Doch leider hatte das Restaurant geschlossen - ebenso die kleine Kapelle, das Museum und die Standseilbahn. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit der Aussicht und meinem mitgebrachten Getreideriegel zu begnügen.

Nach einem ersten kurzen, steilen Abstieg führte die Strecke weiter auf breiten Wegen immer hoch über dem Luganersee durch blattlose Wälder - neben dem geschlossenen Restaurant auf dem San Salvatore ein weiteres Zeichen, dass es eben doch erst Januar war. Kurz nach Carona durchquerte ich zudem einen schön angelegten botanischen Garten - natürlich blühte auch dort noch nichts.

@wandernohneende
San Salvatore
Ab der Alpe Vicania fing der Abstieg zurück zum See hinunter an. Und dieser bestätigte einmal mehr meine Überzeugung, dass Tessiner Wanderwege mehrheitlich aus Treppenstufen bestehen: Der ganze Abstieg von etwas mehr als 300 Höhenmeter führte ausschliesslich über Treppen. Als Ausgleich dafür gab es einen schönen Blick auf Morcote von oben.

In Morcote angekommen, studierte ich gerade den Busfahrplan, als ein Schiffshorn ertönte. Zufälligerweise war ich gerade rechtzeitig angekommen, um eines der drei Kursschiffe, die an diesem Tag verkehrten, zu erwischen. Also tuckerte ich per Schiff - unter dem Damm von Melide durch - zurück nach Lugano und konnte nochmals einen guten Blick zurück auf den San Salvatore und die Strecke werfen, die ich soeben gewandert war.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 20. Januar 2018
  • Route: Lugano - Paradiso - San Salvatore - Ciona - Carona - Alpe Vicania - Morcote (Etappe 7 des Sentiero Lago di Lugano/regionale Route Nr. 52)
  • Meine Wanderzeit: 4 h 15 min
  • Distanz: 14,1 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 950 m
  • Weitere Etappen des Sentiero Lago di Lugano finden sich hier



Sonntag, 14. Januar 2018

Schneeschuhtour im Schatten der Mythen

Nachdem ich am letzten Wochenende herausfinden musste, dass meine Schneeschuhform noch Raum nach oben aufwies, traf es sich gut, dass Thomas eine Schneeschuhtour zu Füssen der Mythen organisierte und ich so zu einer weiteren Trainingseinheit kam.

Ich war am Morgen etwas skeptisch gewesen, ob es noch genug Schnee haben würde, schliesslich lag der Ausgangspunkt in Brunni nur knapp über 1'000 m. Die Anfahrt schien meine Befürchtungen zu bestätigen, in Einsiedeln waren die Wiesen grün. Doch ganz hinten im Alpthal hatte sich der Schnee gehalten, wir konnten von Anfang an unsere Schneeschuhe anschnallen und es gab auf der ganzen Wanderung nur vereinzelte apere Stellen.

Die Strecke war offiziell als Schneeschuhwanderung ausgeschildert, so dass wir problemlos unseren Weg fanden, der zunächst abwechslungsreich ein offenes Waldstück hoch führte. Wir waren nicht die Einzigen, die auf der Suche nach Sonne und Schnee waren, doch auf dem Schneeschuhtrail hatte es deutlich weniger Leute als auf den belebten Skipisten.

Der höchste Punkt des Tages war der Furggelenstock (1'655 m). Die schöne Aussicht, die man von diesem Gipfel auf die Mythen und die Innerschweizer Bergwelt hatte, mussten wir uns indessen zuerst mit viel Schweiss verdienen. Oben angekommen - und mit Sicht auf das Nebelmeer unter uns -, waren wir uns aber einig, dass sich die Anstrengung gelohnt hatte.

Beim Abstieg machten wir einen Abstecher zur Alpwirtschaft Zwäcken und querten dabei die Skipiste an einer zugegebenermassen etwas unübersichtlichen Stelle - wofür wir prompt eine Standpauke eines einheimischen Skilehrers gehalten bekamen. Ohne jegliche Verluste erreichten wir schliesslich trotzdem die Holzegg. Von da war es nur noch ein kurzer Abstieg zurück nach Brunni herunter.

Ich hatte die Gegend um die Mythen bisher nur im Sommer gekannt, doch nach diesem Tag war klar, dass die Region auch im Winter viel zu bieten hat - ich werde sicher die Tour bei Gelegenheit wiederholen.



Wanderinfos:

  • Gewandert: 14. Januar 2018
  • Strecke: Brunni - Langried - Furggelen - Furggelenstock - Halbegg - Zwäcken - Holzegg - Brunni (violett ausgeschilderter Schneeschuhtrail)
  • Unsere Wanderzeit: 2 h 50 min
  • Distanz: 9 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 690 m


Sonntag, 7. Januar 2018

Blüemlisalp an einem Wintertag

Blick auf das Tourenziel (kleine weisse
Pyramide links)
Die erste Schneeschuhtour der Saison führte ins Berner Oberland. Von Reichenbach im Kandertal ging es zunächst mit dem Alpentaxi bis nach Tschingel. Dort schnallten wir unsere Schneeschuhe an und stiegen über die eisverkrustete Fahrstrasse - im Sommer die steilste Postautostrecke der Schweiz - durch die Griesschlucht zur Griesalp hoch.

Beim Naturfreundehaus Gorneren deponierten wir ein Teil unseres Gepäcks und genossen auf der sonnigen Terrasse den Blick auf die Blüemlisalp. Es war zwar keine Sommernacht, aber das Wetter war eindeutig zu schön, um es mit Faulenzen zu vergeuden, also machten wir uns an den Aufstieg zum Aabeberg. Die Strecke führte über einen Sonnenhang, entsprechend kam wegen den warmen Temperaturen der letzten Tage an einigen Stellen bereits das Gras hervor. Deutlich mehr Freude an den grünen Stellen als wir hatten die Gämsen, die sich von uns beim Grasen nicht stören liessen.

Blick auf die Blüemlisalphütte
(dunkler Fleck rechts)
Etwas unter dem Gipfel erreichten wir dann einen steilen Schneehang. Unser Bergführer hielt die Querung für vertretbar, doch einer der Gäste hatte ein seltsames Gefühl im Magen, so dass wir alle umkehrten. Damit blieb der Tag ohne Gipfelerfolg. Dafür blieb noch genug Zeit für eine LVS-Übung. Diese bestätigte, was ich schon lange vermutete: Die Chancen, dass ich mit dem LVS einen Verschütteten unter dem Schnee finden würde, sind intakt; dass ich ihn dann im nassen Schnee mit der Schaufel auch rechtzeitig ausbuddeln könnte, eher nicht.

Zurück in unserer Unterkunft gab es dann von unserem Bergführer Stephane noch etwas theoretische Lawinenkunde und obwohl ich im letzten Jahr einen Lawinenkurs besucht hatte, stellte ich fest, dass etwas Repetition immer gut ist. Daneben genossen wir die Gastfreundschaft und gute Küche der beiden Hüttenwarte des Naturfreundehaus.

Dündebach
Am nächsten Morgen machten wir uns bereit für die Haupttour des Wochenendes: Nach einem kurzen Abstieg zurück auf die Griesalp begann der lange Aufstieg zum Chistihubel. Der Schnee war ziemlich hart, so dass wir in unseren Schneeschuhen zügig vorwärts kamen. Die Strecke führte entlang des Dünebachs, der tief eingegraben im Schnee den Hang hinunterfloss und sogar mit einem kleinen Wasserfall aufwarten konnte. Über einen Steilhang näherten wir uns dem Chistihubel von Osten her und auf den letzten hundert Höhenmetern rächte sich, dass ich die letzten Wochen vornehmlich auf dem Sofa verbracht hatte - der Schlussanstieg machte mir ziemlich zu schaffen. Ich tröstete mich über mein Formtief mit der Ausrede hinweg , dass es die erste Schneeschuhtour der Saison war und ich mich zudem einem ziemlich sportlichen Grüppchen angeschlossen hatte.

Auf dem Gipfel des Chistihubel (2'216 m), den wir nach knapp über zweieinhalb Stunden erreichten, waren wir alleine, die meisten Leute hatten sich wohl von den durchzogenen Wetterprognosen abschrecken lassen. Der Himmel war zwar nicht wolkenfrei und von Süden her waren die Anzeichen der nahenden Störung gut erkennbar, doch für die Tour waren die Bedingungen ideal.

Der Abstieg - mehr oder weniger entlang der Aufstiegsroute - war dann deutlich weniger anstrengend. Nach einem kurzen Abstecher ins Restaurant Griesalp stiegen wir schliesslich wieder durch die Griesschlucht nach Tschingel ab, wo uns das Alpentaxi schon erwartete. Dank dem Fahrer waren wir nach der Ankunft in Reichenbach über alle lokalen Neuigkeiten bestens im Bilde.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 6./7. Januar 2018
  • Strecke: Tschingel - Griesschlucht - Griesalp - Naturfreundehaus Gorneren - Gälmi - Haseboden - Gälmi - Naturfreundehaus Gorneren (Samstag); Naturfreundehaus Gorneren - Griesalp - Dünde Mittelberg - Chistihubel (von Osten her) - Dünde Mittelberg - Griesalp - Tschingel (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h (Samstag); 4 h 10 h (Sonntag)
  • Distanz: 6 km (Samstag); 11 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 620 m (Samstag); 800 m (Sonntag)
  • Übernachten: Naturfreundehaus Gorneren