Sonntag, 27. August 2017

Allalinhorn: Mein erster Viertausender

Sonnenaufgang auf dem Weg von der Britannia Hütte
zur Station Felskinn
Man braucht Ziele im Leben und zu meinen Zielen gehörten schon lange eine Hochtour zu machen und einen Viertausender zu besteigen. Mit der Besteigung des Allalinhorns konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wobei mir natürlich klar war, dass ich damit für meine Zielerreichung eine ziemlich bequeme Variante gewählt hatte. Wenigsten wollte ich dieses Unterfangen seriös angehen und buchte daher das "Hochtour für Einsteiger"-Angebot der Mammut Alpine School.

Wir waren eine kleine Gruppe von Anfängern, die in Saas Fee von Bergführer Peter in Empfang genommen wurden. Gemeinsam fuhren wir mit der Gondelbahn und der unterirdischen Metro bis zur (inoffiziellen) Zwischenstation Hohlaub. Durch einen kurzen Stollen erreichten wir direkt den gleichnamigen Gletscher.

Dort bekamen wir dann einen Crash-Kurs mit den absoluten Basics für Hochtouren-Dummies: Wie ziehe ich die Steigeisen richtig an? Was ist vorne beim Klettergurt? Wo packe ich den Eispickel hin (möglichst ohne mich damit aufzuspiessen)? Anschliessend ging es weiter mit einer Lektion über die wichtigsten Knoten, inklusive der diesbezüglichen kulturellen Unterschiede zwischen Berner und Walliser Bergsteigern. Am Schluss stellte sich heraus, dass man mit einem Achterknoten ziemlich weit kommt - und den konnte ich noch aus meinen Pfadfindertagen. Wir machten die ersten Schritte in Steigeisen, als wir langsam - immer den zahlreichen Spalten ausweichend - den Gletscher überquerten. Das Wasser floss in unzähligen Rinnsalen über das Eis; hier oben kann man die Klimaerwärmung mit eigenen Augen sehen. Neben dem schmelzenden Eis schockierte mich vor allem der Müll, der auf dem Gletscher lag: Von Handschuhen über Sonnenbrillen bis zu Cola-Flaschen war alles zu sehen.

Allalinhorn von Saas Fee aus
In der Britannia Hütte, welche auf 3'030 m liegt, verbrachten wir eine kurze Nacht. Kurz, weil ich wie üblich in SAC-Hütten schlecht schlief und wir zudem vor fünf Uhr wieder aufstehen mussten. Es war doch dunkel, als wir uns auf den Weg zur Station Felskinn machten. Im Schein der Stirnlampen montierten wir die Steigeisen, um ein kleines, aber zum Schluss sehr steiles, vereistes Firnfeld zu überqueren. Gut, dass ich erst sah, wie steil die letzten Meter waren, als wir schon unten waren, denn so ganz traute ich den Zacken meiner Steigeisen im pickelharten Eis nicht.

Von der Station Felskinn nahmen wir die Metro, welche uns direkt bis Mittelallalin auf 3'456 m fuhr, und damit mitten ins Sommerskigebiet von Saas Fee. Unglaublich, wie viele Skifahrer sich schon um diese Zeit in der Bahn und auf den Pisten tummelten! Ich hatte ja gewusst, dass die Ski-Kader im Sommer auf dem Gletscher trainieren, ich hatte hingegen nicht gewusst, dass man bereits im Kindergartenalter zum Ski-Kader gehören kann.

Allalinhorn Gipfelkreuz
mit Matterhorn im Hintergrund 
Wir folgten ein kurzes Stück der Skipiste, bevor wir schliesslich wieder in die Steigeisen schlüpften und uns anseilten. Peter führte uns über den schneebedeckten Gletscher in Richtung Allalinhorn und sorgte mit einem sehr gemütlichen Tempo dafür, dass es wirklich alle unserer Seilschaft auf den Gipfel schafften. Technisch stellte der Aufstieg keine besondere Schwierigkeit dar, mit Ausnahme vielleicht der Holzleiter, welche zur Überwindung einer senkrechten Schneewand angebracht worden war. Im Aufstieg war sie eigentlich relativ einfach hochzuklettern, doch beim Abstieg zeigte sich wieder mal, dass klein sein ein Nachteil ist: Die oberste Stufe der Leiter erreichte ich mit meinen (kurzen) Beinen nur unter Mühen.

Um genau elf Uhr - wie von Peter bereits am Vorabend exakt vorhergesagt - erreichten wir das Allalinhorn (4'027 m). Trotz den zahlreichen Seilschaften, die unterwegs waren, hatten wir den Gipfel sogar einen Moment lang für uns. Die Fernsicht war etwas getrübt, doch für den freien Blick aufs Matterhorn reichte sie allemal. Wir gratulierten uns gegenseitig zum Gipfelerfolg, um uns dann nach einer kurzen Pause an den Abstieg zu machen. Dieser ging - mit Ausnahme der erwähnten Kletterpartie über die Leiter - zügig voran, so dass wir - wie von Peter ebenfalls korrekt vorausgesagt - um ein Uhr bereits wieder bei der Station Mittelallalin in die Metro steigen konnten.



Wanderinfos:
(Daten sind nicht getrackt, sondern geschätzt/gerechnet)

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 26./27. August 2017
  • Route (nur Aufstieg Allalinhorn Sonntag): Mittelallalin - Allalinhorn - Mittelallalin
  • Unsere Wanderzeit (nur Aufstieg Allalinhorn Sonntag): 5 h (inkl. Pausen)
  • Distanz (nur Aufstieg Allalinhorn Sonntag): ca. 6 km
  • Höhenmeter (nur Aufstieg Allalinhorn Sonntag): 600 m
  • Übernachten: Britannia Hütte SAC




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