Sonntag, 26. Februar 2017

Besinnliches Schlendern

Wenn ich mit Thomas unterwegs bin, beklage ich mich normalerweise über die lange Distanz, das hohe Tempo und die fehlenden Verschnaufpausen; dieses Mal war ich kurz davor, mich über das Gegenteil zu beschweren: Die ganze Wanderung - oder besser gesagt: der Spaziergang - war nur knapp 9 km lang, die Geschwindigkeit betrug im Schnitt nicht einmal 4 km/h und das Ganze wurde unterbrochen durch zwei ausgiebige Pausen.

Der Spaziergang führte entlang des ausgeschilderten Martinswegs, eines Kulturwegs rund um den Wittnauer Buschberg, welcher verschiedene religiöse und historische Punkte verbindet: Der erste war eine (Mini-)Nachbildung der Lourdes-Grotte, gefolgt von einem modernen Kreuzweg, der bis zur Kapelle auf dem Buschberg führte. Direkt neben der Kapelle sollte eigentlich auch ein Kraftort liegen, doch wir fanden (resp. spürten) ihn im dichten Unterholz nicht. Ohne die zusätzliche Kraft - für den Bummel war auch keine notwendig - wanderten wir schliesslich weiter, passierten einen kaum sichtbaren keltischen Grabhügel und machten noch einen extra Umweg, um einen (sehr kleinen) Findling zu besichtigen.

Grösser und gut zu erkennen waren dagegen die Reste einer prähistorische Wehranlage auf dem Wittnauer Horn. Die letzte Station war schliesslich der Martinsbrunnen, welcher die Leute "toll" machen soll - wir konnten keine (Neben-)Wirkungen feststellen. Kurz danach erreichten wir schon wieder Wittnau, den Ausgangspunkt dieser "Wanderung". Wandern mit Thomas macht eindeutig mehr Spass, wenn ich mich über horrende Distanzen, das zu hohe Tempo und fehlende Pausen beklagen kann.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 26. Februar 2017
  • Route: Wittnau - Lourdes-Grotte - Buschberg - Wittnauer Horn - Wittnau (Martinsweg, braun ausgeschildert)
  • Unsere Wanderzeit: 2 h 15 min
  • Distanz: 9 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 300 m


Sonntag, 19. Februar 2017

Lawinenkunde rund um den Spitzmeilen

Da ich mit dem Schneeschuhwandern den Wintersport wiederentdeckt hatte, fand ich, dass es an der Zeit war, mich auch etwas mit den dazugehörigen Gefahren auseinanderzusetzen. Entsprechend buchte ich einen Lawinengrundkurs für Schneeschuhtouren bei Höhenfieber. Am Tag vor der Tour kam eine E-Mail vom Veranstalter mit den letzten Informationen fürs Wochenende und einer Liste der Teilnehmer, welche neben Namen und E-Mail-Adresse auch Privatadresse und Telefonnummer für jeden Einzelnen enthielt - der Datenschutzrechtler in mir bekam fast einen Herzinfarkt.

Das war aber dann auch schon das einzig Negative, das ich über Höhenfieber und das ganze Wochenende sagen konnte: Hans, unser Bergführer, begrüsste uns auf der Tannenbodenalp und leitete uns mit seiner ruhigen und unaufgeregten Art sicher durch das vielseitige Programm. Der erste sehr weise Entscheid traf er, als wir am Freitag auf dem Maschgenkamm im Schneegestöber aus der Gondel stiegen und uns der kalte Wind entgegenschlug: Nämlich zunächst einmal im warmen Restaurant einen heissen Kaffee zu trinken. Dazu gab es die erste Theorielektion zum Thema Tourenplanung und Lawinenbulletin (Fazit: Es gibt eine App für alles). Es stellte sich heraus, dass die Lawinengefahr an diesem Tag war wie das Wetter: Mässig.

Schliesslich mussten wir dann doch unsere Schneeschuhe anziehen und in die Kälte hinaus. Neben der Skipiste stiegen wir den steilen Hang hinab. Via Panüöl gelangten wir zur tief verschneiten Alp Fursch, wo die Steigung Richtung Spitzmeilenhütte begann. Vom namensgebenden Berg - oder irgendeinem anderen Berg - war im Nebel nichts zu sehen, doch der Weg war gut markiert und fast nicht zu verfehlen. In einem gemütlichen Tempo kämpften wir uns durch den Schnee, so dass wir am späteren Nachmittag die Spitzmeilenhütte erreichten, wo wir herzlich begrüsst wurden. Neben unserer Sechsergruppe übernachteten nur noch vier weitere Personen in der Hütte, so dass es ein sehr ruhiger und gemütlicher Abend wurde. Nach dem Essen beschäftigten wir uns nochmals mit Tourenplanung und Hangneigung (Fazit: 3x3 gibt nicht einfach nur 9).

Der Samstag begrüsste uns mit blauem Himmel, Sonne und einem umwerfenden Bergpanorama in Richtung Kurfirsten. Der Gastraum der Spitzmeilenhütte kann ohne Zweifel mit einem der schönsten Ausblicke aufwarten, den ich je gesehen habe. Nach dem aussichtsreichen Frühstück gab es dann nochmals Theorie (Fazit: Neuschnee, Triebschnee, Altschnee - alles ein Problem), bevor wir uns trotz der - wie wir festgestellt hatten - erheblichen Lawinengefahr zur Umrundung des Spitzmeilen aufmachten. Der Neuschnee glitzerte in der Sonne und es war ein tolles Gefühl, zu den Ersten zu gehören, die Spuren in der unberührten Landschaft hinterliessen. Schnell war aber auch klar, dass es ziemlich anstrengend war, sich in den Schneeschuhen durch den teilweise knietiefen Schnee zu kämpfen, insbesondere wenn man als Vorderster der Gruppe spuren musste.

Unterwegs setzten wir zudem das in der Theorie Gelernte in die Praxis um, zum Beispiel bei der Messung der Hangneigung (Fazit: Ich hätte in Geometrie besser aufpassen sollen). Am Nachmittag erreichten wir den Wissmeilen, von wo wir - zum wiederholten Mal an diesem Tag - die Rundumsicht auf die nahen und fernen Berggipfel genossen. Danach ging es abwärts: Teilweise auf dem Hosenboden rutschten wir den steilen Hang des Wissmeilen hinunter und zerstörten den bisher kaum befahrenen Neuschnee nachhaltig für alle Tourenskifahren, die zu spät aufgestanden waren.

Kurz vor der Hütte übten wir dann noch die Verschüttetensuche, indem wir nach dem LVS suchten, das Hans in einem seiner Handschuhe vergraben hatte (Fazit: Die Überlebenschancen des Handschuhs wären ganz gut gewesen). Am späten Nachmittag erreichten wir wieder die Spitzmeilenhütte, die im Gegensatz zum Vortag bis auf den letzten Platz ausgebucht war. Nach Apéro und Abendessen krochen wir schon bald erschöpft in unsere Betten. In der Nacht war ich vor allem damit beschäftigt, das Fenster zu schliessen, das sich wie von Geisterhand zu öffnen schien, jedesmal wenn ich kurz wegdöste. Wenigstens verpasste ich so den nächtlichen Sternenhimmel nicht: Direkt über dem markanten Gipfel des Spitzmeilen war Orion zu sehen.

Am Sonntag hatte sich die Lawinengefahr wieder auf mässig herabgestuft und wir verabschiedeten uns von der komfortablen Spitzmeilenhütte. Ziel der letzten Tour an diesem Wochenende war der Erdisgulmen. Auf der Karte und von Weitem sahen dessen Hänge gar nicht so steil aus - von Nahem entwickelte sich der Aufstieg im lockeren Neuschnee zu einer rutschigen Herausforderung, die gut die Grenzen der Schneeschuhe aufzeigte. Ein kalter Wind, der über den Grat fegte, verhinderte dann auch noch, dass wir unseren Triumph lange geniessen konnten, als wir den Gipfel endlich erreichten. Schnell machten wir auf in Richtung Maschgenkamm und spätestens als wir die bevölkerten Skipisten überqueren mussten, war klar, dass die Zivilisation uns wieder hatte. Nach einem letzten kurzen Aufstieg kamen wir bei der Bergstation auf dem Maschgenkamm an und anders als zwei Tage zuvor, konnten wir unser Abschlussbier bei Sonne und blauem Himmel auf der Terrasse des Restaurants geniessen.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Freitag/Samstag/Sonntag, 17./18./19. Februar 2017
  • Route: Maschgenkamm - Panüöl - Fursch - Spitzmeilenhütte (Freitag); Spitzmeilenhütte - Schönegg - Schönbüelfurggel - Wissmeilen - Spitzmeilenhütte (Samtag); Spitzmeilenhütte - Erdisgulmen - Hoch Camatsch - Zigerfurgglen - Maschgenkamm (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 10 min (Freitag); 3 h (Samstag); 4 h 15 min (Sonntag)
  • Distanz: 7 km (Freitag); 6,3 km (Samstag); 8,7 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 400 m (Freitag); 450 m (Samstag); 430 m (Sonntag)
  • Übernachten: Spitzmeilenhütte SAC



Montag, 13. Februar 2017

Risotto im Schnee

Als ich vor ein paar Wochen in der trüben Zuger Nebelsuppe im Büro sass, klickte ich auf der Suche nach Sonne auf die Webcam des Wildspitz'. Die Sonne, die ich so fand, strahlte auf grüne Wiesen. Gut, dass der Winter danach noch einmal zurückkehrte, denn ohne Schnee hätte die Tagestour von Tom nur halb so viel Spass gemacht.

Wir trafen uns beim Bahnhof in Zug - natürlich im Nebel - und liessen uns von da aus mit einem Taxibus auf den Zugerberg und damit direkt in die Sonne und den Schnee fahren. Nachdem wir knapp zwei Kilometer einem Strässchen entlang gelaufen waren, schnallten wir am Waldrand die Schneeschuhe an und stiegen zuerst steil den Hang hinauf, bevor wir auf die schneebedeckte Spur eines Waldwegs stiessen, der zunächst sanft aber stetig aufwärts führte. Weniger sanft war der Wind, der uns kräftig um die Ohren bliess, jedesmal wenn wir eine ungeschützte Stelle passieren mussten. Aus diesem Grund machten wir die Mittagspause im windabgewandten Steilhang kurz unter dem Gipfel des Gnipen. Auf dem Gnipen selber blieben wir nur lange genug stehen, um ein Foto des Alpenpanoramas zu machen, bevor wir weiter eilten bis zum Wildspitz bzw. direkt ins gleichnamige Restaurant unter dem Gipfel.


Bei Kaffee und Kuchen in der gut besuchten Gaststube wärmten wir uns wieder auf. Die gespeicherte Wärme konnten wir anschliessend mehr als gut gebrauchen: Ungefähr eine halbe Stunde vom Wildspitz entfernt befindet sich der Unterstand Langmatt. Dort richteten wir uns für frühes Abendessen ein. Der Unterstand bot Bänke, einen langen Tisch und eine schöne Feuerstelle mit einem gegen Süden ausgerichteten, atemberaubenden Blick auf die Innerschweizer Berglandschaft. Die Südausrichtung erwies sich aber angesichts des immer noch heftig blasenden, kalten Windes aus dieser Richtung als nicht gerade ideal. Tom liess sich aber von solchen Widrigkeiten nicht abhalten, sondern packte aus seinem Rucksack seine halbe Kücheneinrichtung aus und begann, für uns zu kochen. Der Rest versuchte sich irgendwie warmzuhalten, entweder indem man hinter der Hütte nach Windschutz suchte, oder sich direkt ans Feuer stellte, um etwas Wärme abzubekommen. Der Einzige, dem die Kälte nichts ausmachte, war der Wolfshund einer Mitmacherin, der vergnügt im Schnee tollte.

Tom servierte uns schliesslich zwei Sorten Risotto, das wir nur so herunterschlangen, einerseits weil es sehr lecker war und wir die Kalorien brauchten, um der Kälte standzuhalten, andererseits weil das Risotto sofort im Teller auskühlte, wenn man zu langsam ass.

Als die Dämmerung anbrach, machten wir uns auf den Heimweg. Kaum in Bewegung, wurde es uns auch wieder warm, so dass wir den Abstieg in Richtung Sattel richtig geniessen konnten. Unter uns die Lichter der Dörfer und Strassen, über uns der Sternenhimmel; es war der perfekte Abschluss für einen tollen Tag!





Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 12. Februar 2017
  • Route: Zugerberg Stafel - Dürrenboden - Ober Hütte - Gnipen - Wildspitz - Langmatt - Hinter Gwandelen - Eigenstall - Sattel-Aegeri
  • Distanz: 13,3 km
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 15 min
  • Höhenmeter (Aufstieg): 670 m


Sonntag, 5. Februar 2017

Langeweile am Obersee

Es war ein trüber Sonntag Morgen und die Wetteraussichten sahen nicht danach aus, als würde sich an der Trübheit während des Tages etwas ändern. Trotzdem hatte ich keine Lust, den ganzen Tag zu Hause zu sitzen und entschloss mich daher kurzfristig, ein paar Lücken, die ich im Zürichsee-Rundweg hatte, zu schliessen.

Von Rapperswil aus wanderte ich in Richtung Schmerikon. Der Weg führte zwar dem See entlang, selten aber direkt am Wasser. Stattdessen war die Sicht auf den Obersee nicht selten durch - in dieser Jahreszeit verlassene - Schwimmbäder, Tennis- und Campingplätze oder Gewerbegebäude verdeckt, und wieder mal bestätigte sich mir, dass das Zürichseeufer zum Wandern nicht wirklich attraktiv ist. Leicht gelangweilt kam ich nach zwei Stunden in Schmerikon an; noch zu früh, um schon wieder in die Bahn zurück zu steigen.

Nach Schmerikon wurde der Weg endlich etwas abwechslungsreicher und führte teilweise auf dem Damm zwischen zwei Linthkanälen durch das Ried am Ende des Zürichsees. Mit meiner Langeweile war es dann endgültig vorbei, als an einer Wegkreuzung am Waldrand die ausgeschilderte Route Nr. 84 von der entsprechenden Strecke auf der SchweizMobil-App und dem markierten Wanderweg abwich. Eine Erklärung dafür schien eine Absperrung auf dem Wanderweg zu sein, so dass ich mich entschloss, weiter der Nr. 84 zu folgen in der Annahme, dass ein netter Freiwilliger der Schwyzer Wanderwege eine Umleitung für den gesperrten Wanderweg signalisiert hatte.

Ob diese Annahme zutraf oder irgendjemand am Wegweiser gedreht hatte, fand ich nicht heraus; nur dass auf die erste Richtungsänderung keine weitere Markierung mehr folgen sollte. Es bestand zwar nicht wirklich die Gefahr, sich zu verirren - der See war durch die Bäume immer sichtbar - doch ich musste fast eine Stunde durch ein paar sehr einsame Waldpfade wandern, bis ich schliesslich zurück auf den Wanderweg kam und mir wieder Spaziergänger begegneten.

Nach dem Abstieg vom Buechberg führte der Weg über eine windausgesetzte Ebene und bald waren auch die Tennisplätze und Häuser wieder da, die die Sicht auf den See verdeckten. Der kalte Wind und die öde Umgebung liessen meine Motivation schwinden, so dass ich die Wanderung in Lachen abbrach. Keinen Augenblick zu früh, denn kaum sass ich in der S-Bahn, fing es an zu regnen.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 5. Februar 2017
  • Route: Rapperswil - Bollingen - Schmerikon - Buechberg - Nuolen - Lachen (Etappe 6 und Teil der Etappe 5 des Zürichsee-Rundwegs/regionale Route Nr. 84)
  • Meine Wanderzeit: 5 h 15 min
  • Distanz: 27,4 km
  • Höhenmeter (Steigung): 350 m
  • Weitere Etappen des Zürichsee-Rundwegs finden sich hier