Sonntag, 20. November 2016

Pura Vida! Streifzüge durch Costa Rica

Was macht man, wenn das Schweizer Mittelland unter einer grauen Nebeldecke verschwindet und die Temperaturen gegen den Nullpunkt sinken? Man macht es wie die Zugvögel und fliegt in wärmere Gefilde. Den ganzen Winter konnte ich zwar nicht im Süden verbringen, doch zwei Wochen Costa Rica lagen allemal drin.

Costa Rica wird auch die Schweiz Mittelamerikas genannt und beim Landeanflug auf San José flog man über eine dicht bewaldete Hügellandschaft, die mich tatsächlich an die Schweiz erinnerte und zum Wandern einlud. Für grössere Wanderungen war das Reiseprogramm leider zu dicht bepackt, doch der eine oder andere Spaziergang lag natürlich dennoch drin. Und dabei stellte ich wirklich einige interessante Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen der Schweiz und Costa Rica fest. 

Die erste Gemeinsamkeit war, dass auch in Costa Rica auf 2'600 m Höhe die Luft merklich dünner ist, was man bei jeder Steigung luftschnappend feststellte, als wir auf der Suche nach dem Quetzal waren, dem heiligen Vogel der Azteken. Da im Gegensatz zur Schweiz die Berge von Costa Rica selbst auf dieser Höhe noch von dichtem Regenwald bedeckt sind, hatte der scheue Vogel reichlich Möglichkeiten, sich zu tarnen. Ein gutes Foto liess sich nur dank des einheimischen Guides schiessen, der im dichten Laub nicht nur den Quetzal erspähte, sondern auch noch mit fototechnischen Tricks aufwarten konnte.

Die meisten Berge in Costa Rica sind vulkanischer Natur und verstecken sich gerne hinter dicken Wolken. Wir hatten Glück beim Poás, der uns freie Sicht auf seinen Kratersee gewährte. Hingegen zierte sich der Arenal, uns seinen Doppelgipfel zu zeigen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als uns mit einem kühlen Drink in der Hand in die heissen Thermalquellen an seinem Fuss zu setzen und geduldig auf den Moment zu warten, wo sich die Wolkenschleier kurz lichteten. Nach einem kühlen Drink sehnten wir uns beim dritten Vulkan vergeblich: Die blubernden, Schwefel speienden Schlammlöcher des Rinón de la Vieja mussten wir uns mit einer Wanderung durch die pralle Sonne in der schwülen Mittagshitze verdienen. Die Brüllaffen hoch über uns in den Bäumen fanden das zum Brüllen.


Merklich kühler und ziemlich nass war der Abstecher zu den Nebelwäldern von Monte Verde. Aber was wäre ein Regenwald ohne Regen! Also Regenjacke hervor holen und ab in den Dschungel. Über zahlreiche Hängebrücke lief man über und durch die Baumkronen und die üppige Pflanzenwelt schien unendlich. Jeder Baum bietet Lebensraum für Dutzende andere Pflanzen und man konnte sich am satten Grün kaum satt sehen. Kein Zentimeter, der nicht überwuchert ist, am Boden wäre kein Durchkommen möglich gewesen.

Neben Nebel- und Regenwälder gibt es noch etwas Weiteres, was die Schweiz im Gegensatz zu Costa Rica nicht bieten kann: Kilometerlange Sandstrände. Das Highlight der Reise war für mich ein Naturspektakel am Strand von Tortuguero an der Karibikküste: Jeden Abend kurz nach der Dämmerung gruben sich kleine Schildkröten aus den Sandlöchern, in die ihre Schildkrötenmutter die Eier vergraben hatte, und watschelten zielstrebig Richtung Meer. Zu Hunderten eilten sie über den Strand und liessen sich durch kein Hindernis aufhalten (siehe Video unten).


Pura Vida, pflegen die Costa Ricaner zu sagen und nichts verkörperte für mich auf dieser Reise dieses Motto so sehr, wie die kleinen Schildkröten auf ihren Weg ins offene Meer: Pura Vida - Leben pur! Damit qualifizierte sich die Costa Rica-Reise ohne weiteres als mein schönstes Reiseerlebnis im Jahr 2016, wonach Andy und Linda-Marie in ihrem Reiseblog gefragt hatten.

















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