Samstag, 29. Oktober 2016

Sonnensuche auf dem Wildspitz

Als ich am Morgen aufwachte, war es draussen dunkel und neblig. Ein Blick auf die Webcam auf dem Wildspitz zeigte aber den Sonnenaufgang und Berge, die sich vor einem wolkenlosen Himmel abzeichneten. Also nichts wie raus aus dem Nebel und ab in die Höhe.

Arth-Goldau, wo ich meine Wanderung entlang des Schwyzer Höhenwegs startete, steckte noch unter einer dicken Wolkenschicht. Der Weg stieg aber schnell an, so dass ich hoffte, schon bald die Sonne zu sehen. Doch dafür musste ich mich schliesslich etwas gedulden. Der Härzigwald, den ich durchquerte, schien mir im Nebel mit den überwucherten Felsbrocken eher mystisch als härzig. Beim ersten Aussichtspunkt betrug die Sicht null. Doch dann, auf knapp 1'000 m Höhe, tauchte plötzlich die Sonne und mit ihr der blaue Himmel auf. Ich stieg immer höher und der Blick auf das Nebelmeer unter mir wurde immer besser, so dass ich zahlreiche Fotostops einlegen musste.

Hoch oben sah man das Gipfelkreuz des Gnipen, meines ersten Zwischenziels, dem ich aber kaum näher zu kommen schien. Der letzte Teil des Aufstiegs führte über steile Alpweiden, die nicht enden wollten. Dafür hatte ich - endlich auf dem Gnipen angekommen - die wesentlichen Höhenmeter des Tages hinter mir. Vom Gnipen waren es entlang der Abbruchkante des Goldauer Bergsturzes nur ein paar Minuten bis zum Wildspitz. Auf der sonnigen Terrasse des gleichnamigen Bergrestaurants gönnte ich mir zunächst eine Stärkung und legte mich dann für eine Weile in die Sonne und genoss das ausgedehnte Bergpanorama. Selbst die schneebedeckten Berner Viertausender zeigten sich in der Ferne.

Beim Abstieg Richtung Sattel kamen mir die Wanderer in Scharen entgegen, offenbar war ich nicht die Einzige, die dem Nebel entfliehen wollte. Je tiefer ich kam, desto matschiger wurde der Weg und ich landete - natürlich als gerade ein paar Augenzeugen da waren - unelegant auf meinem Hintern. Gut, dass ich meine Wanderhose nach der letzten Wanderung nicht gewaschen hatte, es hätte sich nicht gelohnt. Als ich am Bahnhof Sattel-Ägeri ankam, hatten sich dort die letzten Nebelschwaden gerade verzogen, so dass ich in der Sonne auf den Zug warten konnte.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 29. Oktober 2016
  • Arth-Goldau - Ochsenboden - Gnipen - Wildspitz - Halsegg - Sattel (Etappe 3 des Schwyzer Höhenwegs/regionale Route Nr. 63)
  • Meine Wanderzeit: 4 h 15 min
  • Distanz: 13 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'203 m


Sonntag, 23. Oktober 2016

Umwege im Alpstein

Nachdem ich das letzte Wochenende trotz perfektem Wanderwetter erkältungsbedingt zu Hause verbringen musste, fühlte ich mich endlich wieder fit genug, meine Wanderschuhe zu schnüren. Der Alpstein ist ein Gebiet, in dem ich bisher nur selten unterwegs gewesen war und daher kam Nicoles entsprechender Wandervorschlag wie gerufen.

Die Anreise mit dem Zug führte über eine kurvenreiche Strecke mitten durch das Appenzellerland mit unzähligen Stopps in Ortschaften, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. In Wasserauen, wo die Zugstrecke endet, startete wir unsere Wanderung. Geplant war eigentlich eine eher kurze Wanderung zum Seealpsee und dann via Äscher zur Ebenalp. Doch für eine nur kurze Wanderung schien uns dieser schöne Herbsttag schon fast eine Verschwendung, so dass wir mehrmals absichtlich einen Umweg einbauten. Den ersten schon zu Beginn, als wir anstatt des direkten Wegs zum Seealpsee die längere Variante via Grosshütten wählten. Das Tal lag noch im Schatten, doch die Berghänge weiter oben waren bereits sonnenbeschienen und im Seealpsee spiegelten sich der blaue Himmel und der schneebedeckte Säntis.

Nach einer Kaffeepause im Restaurant Seealpsee begann die Steigung Richtung Altenalp und endlich erreichten wir selber die Sonne. Der Zickzack-Weg war sehr nass und rutschig, was das Fortkommen teilweise schwierig machte - und meine neuen Wanderschuhe endgültig nicht mehr so neu aussehen liess. Von der Altenalp hätte man ohne viele Höhenmeter direkt Richtung Äscher wandern können, aber eben, Umwege standen auf dem Programm: Also ging es steil weiter hinauf bis zum Schäfler, der auf knapp 2'000 m liegt und wo bereits Schnee lag. Für die Anstrengung wurden wir mit einer herrlichen Aussicht über den Alpstein, vom Hohen Kasten bis zum Säntis, belohnt.

Während wir bis dahin praktisch alleine unterwegs gewesen waren, kreuzten uns ab dem Schäfler zahlreiche andere Wanderer und Touristen, nicht alle in den geeigneten Schuhen. Direkt entlang der senkrechten Felswand, an der sich diverse Kletterer versuchten, ging es weiter bis zum Berggasthaus Äscher. Der Äscher war in der letzten Zeit öfters in der Presse gewesen, einerseits auf dem Titelbild von "National Geografic" als einer der spektakulärsten Orte der Welt und selbst Roger Federer war schon da gewesen, andererseits weil eine Extra-Gabel zwei Franken kostet.

Die Lage direkt an der Felswand ist zweifelsohne spektakulär und entsprechend war die Terrasse bis auf den letzten Platz besetzt. Wir hatten unsere Rösti schon fast abgeschrieben, als Nicole es schaffte, uns einen Tisch mit bester Aussicht zu besorgen. Ich verzichtete auf eine Extra-Gabel und verdrückte stattdessen mit einem Löffel eine Meringue, die sehr lecker war. Kaum hatten wir das Essen beendet, zog eine Wolke auf und schob sich vor die Sonne und das Bergpanorama. Damit wurde es plötzlich kühl und wir packten unsere Sachen zusammen.

Vom Äscher war es nur noch ein kurzer Spaziergang via Wildkirchli und durch ein kleines Höhlensystem bis zur Ebenalp, von wo aus wir mit der Gondelbahn zurück nach Wasserauen hinunter fuhren.

Neben einer schönen Wanderung nahm ich von diesem Tag vor allem eine Menge Ideen für weitere Abstecher in den Alpstein mit. Der frische Schnee auf den Gipfeln zeigte aber auch, dass die meisten davon bis zum nächsten Sommer warten müssen.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 22. Oktober 2016
  • Route: Wasserauen - Grosshütten - Seealpsee - Altenalp - Schäfer - Füessler- Äscher - Ebenalp
  • Unsere Wanderzeit: 4 h
  • Distanz: 11 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'300 m










Freitag, 21. Oktober 2016

Der frühe Vogel kann mich mal...oder doch nicht?

Julia fragte in ihrem Blog, ob man eher Frühaufsteher oder Nachteule sei. Da grippebedingt für mich das Wandern zwar keine Ende, aber doch eine Pause hat, bleibt Zeit, auch was dazu zu sagen:

Ich bin kein Frühaufsteher, doch der Alltag hat darauf noch nie gross Rücksicht genommen, so dass ich mich seit Jahren gegen 6 Uhr in der Früh aus meinem warmen Bett quäle, damit ich es rechtzeitig zum Zug und damit pünktlich ins Büro schaffe. Mein Eulendasein habe ich lange nur an den Wochenenden ausgelebt. Schlafen bis Mittag - was gibt's Schöneres?

Doch dann hat mich plötzlich eine neue Leidenschaft gepackt, die diametral mit meinem ausgiebigen Schlafbedürfnis kollidiert: Die Wanderlust. Ich bin praktisch jedes Wochenende wandernd unterwegs. Aber dazu muss man früh aus den Federn, insbesondere wenn eine längere Wanderung geplant ist und auch noch die Anfahrt zwei oder drei Stunden dauert. Die Folge davon ist, dass am Wochenende der Wecker regelmässig noch früher klingelt als unter der Woche und mehr als einmal, als ich noch im Dunklen meine Wanderschuhe schnürte, überlegte ich mir, ein neues Hobby zu suchen: Nachmittags-Tee-Trinken, zum Beispiel.

Doch egal wie widerwillig ich am Morgen aus dem Bett gestiegen bin, bereut habe ich es am Ende des Tages noch nie. Tagwacht um 4.30 Uhr, um den Sonnenaufgang auf einem Berggipfel auf 3'000 m Höhe zu sehen - was gibt's Schöneres?





Mittwoch, 12. Oktober 2016

Zu(e)gig durch den Jura

Moni hatte eine grosse Alpstein-Tour geplant, für welche ich sogar einen Tag frei genommen hatte. Leider wollte das Wetter sich nicht unseren Plänen anpassen und ich befürchtete schon, dass ich doch noch arbeiten gehen musste, bis Moni mit einer Alternative kam, die auf jeden Fall besser war, als im Büro zu sitzen.

Geplant waren zwei Etappen des Trans Swiss Trails und damit auch ein paar Höhenmeter zusammen kamen, machten wir sie in umgekehrter Richtung. Wir starteten in Neuenburg mit einem ersten leichten Aufstieg durch den Wald. Sobald wir aber den Wald verlassen hatten und offene Weiden durchquerten, war klar, dass der Herbst definitiv da war: Ein kalter Wind pfiff uns um die Ohren und wir hielten unsere Pausen nur sehr kurz, weil sofort eine unangenehme Kälte an den Gliedern hochkroch, wenn man länger anhielt. Zudem gab es auf der ganzen Strecke kein offenes Restaurant, in dem wir uns hätten aufwärmen können.

Es blieb uns also nichts anderes übrig, als so zügig wie möglich gegen den Wind anzuwandern. Die Strecke selber war eher unspektakulär und führte leider oft auf asphaltierten Wegen.

Ich hatte die Wanderung genutzt, um meine neuen Wanderschuhe einzulaufen und als mir plötzlich die Beine anfingen zu schmerzen, dachte ich zunächst, dies sei wegen den neuen Schuhen oder den ebenfalls neuen Einlagen, von denen mir der Verkäufer versprochen hatte, dass ich damit kilometerweit ohne Ermüdungserscheinungen wandern könne. Am Ende wurde mir aber klar, dass ich eine Erkältung ausbrütete und in Sonvilier machte ich endgültig schlapp. Ich stieg dort in den Zug, während Moni und Stephan noch bis St. Imier weiter wanderten.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Dienstag, 11. Oktober 2016
  • Route: Neuenburg - Vilars - Chézard St. Martin - Les Vieux Prés - Renan - Sonvilier (Etappen 5 + 4 des Trans Swiss Trails/nationale Route Nr. 2)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 45 min
  • Distanz: 22,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 960 m 


Samstag, 1. Oktober 2016

Quer über den Bürgenstock

Ich war in den letzten Jahren viel in der Innerschweiz unterwegs gewesen und hatte dabei oft zum Bürgenstock herüber, herunter oder herauf geschaut. Darauf oben war ich aber bisher noch nie gewesen und es war höchste Zeit, dies zu ändern. Ich startete von Stansstad aus und folgte immer dem ausgeschilderten Waldstätterweg. Nach einem Schlenker über die Schiffsanlegestelle führte die Strecke bald über zahlreiche Stufen steil den Wald hoch. Dabei querte sie das Trassee der alten Fürigenbahn und die komplett überwachsenen Geleise bewiesen, dass die Bahn schon länger nicht mehr in Betrieb ist. Ebenfalls nicht mehr im Betrieb ist das Hotel Fürigen, an dem ich vorbeikam und welches trostlos vor sich hin zerfällt.

Der Aufstieg - und damit die immer bessere Sicht auf den Vierwaldstättersee - setzte sich fort, nachdem ich Fürigen hinter mir gelassen hatte. Auf dem Bürgenstock angekommen, kam ich dann beim nächsten unbewohnten Hotel vorbei; doch dieses war nicht geschlossen, sondern noch gar nicht eröffnet. Von dem was ich sah, wird das geplante Resort riesig, und selbst am Samstag waren die Bauarbeiten hörbar in vollem Gang.

Danach fing das eigentliche Highlight der Wanderung an, nämlich der Felsenweg, der vor mehr als hundert Jahren direkt in die senkrechte Felswand gebaut wurde und teilweise durch Tunnels führt. Ungefähr in der Mitte der Strecke kam ich zudem beim Hammetschwand-Lift vorbei, dem längsten Aussenlift Europas. Den wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und ich war überrascht, wie schnell der Lift hochrauschte. Ich machte auf der Hammetschwand eine kurzen Pause und genoss die Aussicht auf den Vierwaldstättersee und die Innerschweizer Berge, bevor ich mit dem Lift wieder hinunter fuhr und weiter wanderte.

Der Felsenweg endete beim Känzeli und ab diesem Punkt führte die Strecke nur noch abwärts. Bei St. Jost schaute ich mir die kleine Kirche an und war offenbar dadurch so sehr abgelenkt, dass ich danach eine Abzweigung verpasste. Bis ich feststellte, dass ich falsch war, lohnte sich eine Umkehr nicht mehr und den Hügel wieder hoch laufen wollte ich ohnehin nicht. Es war zudem eigentlich klar, in welche Richtung ich gehen musste - hinunter zum See. Nach einem trotzdem etwas ineffizienten Zickzack zwischen den verstreuten Bauernhöfen hindurch traf ich schliesslich kurz vor Ennetbürgen wieder auf die offizielle Wanderstrecke.

Ich hatte schon von Anfang an überlegt, mit dem Schiff zurück nach Luzern zu fahren. Ein Blick auf den Fahrplan zeigte aber, dass sowohl von Ennetbürgen wie auch von Buochs aus nur zweimal pro Tag ein Kursschiff fuhr. Für eine Schifffahrt musste ich also bis Beckenried weiterlaufen. In Buochs zeigte der Wegweiser 1 h 05 min bis Beckenried Hafen an - die SBB-App sagte 60 min bis zur Abfahrt des nächsten Schiffs. Ich steigerte also das Tempo.

Der letzte Teil der Wanderung lud ohnehin nicht zum langsamen Geniessen ein - der Weg war durchgehend asphaltiert und obwohl man immer wieder einen schönen Blick auf den See hatte, führte er oft der Strasse entlang oder durch Einfamilienhausquartiere. Ich schaffte es schliesslich in knapp 45 min bis Beckenried und musste damit am Schluss sogar noch etwas Zeit totschlagen, bis das Schiff kam.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 1. Oktober 2016
  • Route: Stansstad - Harissenbuch - Fürigen - Schiltgrat - Bürgenstock - Felsenweg - (Hammetschwand via Lift) - Känzeli - St. Jost - Ennetbürgen - Buochs - Beckenried (Etappen 5 + 6 des Waldstätterwegs/regionale Route Nr. 98)
  • Meine Wanderzeit: 5 h 15 min
  • Distanz: 21,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 950 m