Sonntag, 11. September 2016

Tanz mit dem Teufel (14. Etappe Zürich - Gotthard)

Wir starteten die Etappe so, wie wir die letzte beendet hatten - mit einer langen Zugfahrt durch die Surselva. Nachdem wir es auch noch geschafft hatten, dass der Zug am Mini-Bahnhof Rueras - an welchem es nicht einmal einen Getränkeautomaten gibt - tatsächlich anhielt, konnte die Wanderung losgehen.

Nach etwa einer halben Stunde standen wir vor der Wahl, ob wir die ohnehin kurze Wanderung noch um eine Stunde verkürzen wollten. In einer Abstimmung, die sicher mit einer Stimmrechtsbeschwerde erfolgreich anfechtbar gewesen wäre, entschieden wir uns für die längere Variante, was einen steilen Anstieg durch den Wald zur Folge hatte. Belohnt wurden wir für diese Anstrengung mit wilden Heidelbeeren. Die Zusatzschlaufe endete mit einem Abstieg, bevor dann wieder die Aufstiege Richtung Milez und Pass Tiarms anstanden.

Nach knapp vier Stunden in einem äusserst angenehmen Wandertempo (Organisator und Tempomacher Thomas legte Wert auf die Feststellung, dass er nicht schnell gewandert war, und ich kann es mir mit ihm nicht (auch) verderben) kam schliesslich der Oberalppass in Sicht. Auf der Passhöhe steht ein - funktionierender - Leuchtturm, welcher die nahe Rheinquelle symbolisiert. Sein Gegenstück steht an der Rheinmündung an der Nordsee. Die Rheinquelle hoben wir uns aber für die finalen beiden Etappen in zwei Wochen auf.

Stattdessen steuerten wir direkt auf das Gasthaus Piz Calmot zu. Dort liessen wir uns nicht nur mit dem besten Essen der ganzen Tour verwöhnen, sondern schliefen in bequemen Betten in Mehrbettzimmern und zumindest ich hatte das Glück von zwei sehr ruhigen Zimmergenossinnen. Eine angenehme Abwechslung zu den schlafverhindernden Schnarchlauten im Massenlager.

Am Sonntag stand dann ein weiterer Klettersteig auf dem Programm. Nach meinen durchzogenen Erfahrungen bei meinem ersten Klettersteig in Braunwald vor knapp zwei Wochen, machte ich mir mit der Tatsache Mut, dass der Diavolo-Klettersteig in Andermatt eine halbe Schwierigkeitsstufe einfacher bewertet ist.

Der Einstieg zum Klettersteig liegt direkt bei der Teufelsbrücke. Neben dem Teufelsbild auf der gegenüberliegenden Felswand erweckte auch der Umstand, dass beim Einstieg bereits die Ambulanz stand, wenig Vertrauen. Die ersten paar Meter hatten es denn auch in sich, und mir war zunächst unklar, wo dieser halbe Schwierigkeitsgrad weniger geblieben war. Es wurde dann aber tatsächlich besser, insbesondere waren die Metallbügel teilweise sehr eng gesetzt. Dazu war die Felswand - im Gegensatz zu Braunwald - nicht ganz senkrecht. Die langen Passagen über glatten Fels, gespickt mit selbst für meine Füsse etwas zu kleinen Metallbügeln, brauchten aber viel Konzentration und setzten mit der Zeit etwas zu. Abwechslungsreicher waren die Abschnitte, in denen der Fels zerklüftet war und mehr natürlichen Halt bot. Weit unter uns floss die Reuss tosend durch die Schöllenenschlucht, ein genialer Ausblick! Oberhalb von uns kam dann schliesslich die Fahne in Sicht, die das Ende des Klettersteigs markierte.

Der Abstieg zurück nach Andermatt zog sich etwas hin, doch der Zickzackweg durch die Lawinenverbauungen war sehr reizvoll und erholsam. Als Fazit nach zwei Klettersteigen kann ich festhalten, dass dies zwar eindeutig nicht mein neues Hobby wird, solange der Schwierigkeitsgrad aber nicht steigt, hat es aber durchaus seinen Reiz.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 10./11. September 2016
  • Route: Rueras - Liets - Ils Bruis - Milez - Pass Tiarms - Oberalppass (Samstag); Klettersteig Diavolo (K2-3), Andermatt (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h (Samstag); ab/bis Andermatt, inkl. Pausen, ca. 4,5 h (Sonntag)
  • Distanz: 12,4 km (Samstag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'045 m (Samstag)
  • Übernachten: Gasthaus Piz Calmot
  • Weitere Etappen des Höhenwegs Zürich - Gotthard finden sich hier






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