Sonntag, 14. August 2016

Sommertage auf der Greina

Die Wetterprognosen prophezeiten das bisher vielleicht schönste Wochenende des Sommers: Zwei Tage strahlender Sonnenschein. Gut, dass mit der Greina die passende Tour auf dem Programm stand. Bereits am Bahnhof Zürich wurde aber offensichtlich, dass wir an diesem Wochenende nicht die Einzigen mit Wanderplänen waren: Der Zug Richtung Chur war voll von Leuten mit Wanderschuhen und Rucksäcken. Wanderern würden wir in den nächsten zwei Tagen denn auch noch in rauen Mengen begegnen.

Wir starteten in Vrin und die Route führte zunächst entlang eines Teersträsschens ins Tal hinein. Als der Teer endete, begann die Steigung. Die Vegetation war von Anfang an karg, bereits in Vrin gab es keine Bäume und kurz danach auch keine Sträucher mehr. Dafür gab es eine Menge glänzender, quarzhaltiger Steine. Ein besonders schönes Exemplar hätte sich gut in meinem (nicht vorhandenen) Garten gemacht, doch keiner meiner männlichen Mitwanderer liess sich dazu überreden, den (Fels-)Brocken für mich zu hochzutragen.

Auf dem Pass Diesrut hatten wir mit 2'428 m den höchsten Punkt des Tages erreicht und kurz danach kam die Greina Ebene endlich in Sicht. Wir machten eine Pause nur um die Aussicht auf die mit zahlreichen Bächen mäanderartig durchzogene Hochebene zu geniessen. Vor einigen Jahrzehnten plante man einen grossen Stausee, welcher die gesamte Ebene überflutet hätte. Obwohl ich durchaus ein Verfechter der Wasserkraft bin - beim Anblick dieser einzigartigen Landschaft war ich froh, dass Naturschützer die Projekte verhindert hatten. Heute steht die Greina unter Schutz und wurde ins Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung aufgenommen.

Unser Tagesziel war die Terrihütte, die von weitem sichtbar auf einem Hügel thront. Das Bier auf der sonnigen Terrasse mussten wir uns aber noch mit einer Kraxelei über nackte Felsen verdienen. Die Terrihütte ist die grösste SAC-Hütte, in der ich bisher war, und auch die mit der besten Infrastruktur, was sich insbesondere an den sanitären Anlagen zeigte. Nach dem Abendessen setzten wir uns nochmals auf die Terrasse und hofften auf Perseiden-Nachzügler. Sternschnuppe sah ich schliesslich nur eine, dafür zog die Raumstation ISS vorbei, wobei mir nicht klar war, ob man sich da auch was wünschen darf.

Der Sonntag begann mit Kerzen und einem Kuchen zum Frühstück für Geburtstagskind, Langschläfer und Tourorganisator Tom. Danach wanderten wir zunächst der Greina Ebene entlang bis zum Greinapass. Wir kamen gut vorwärts, so dass - wie bereits am Vortag - genügend Zeit für zahlreiche kleinere und grössere Pausen blieb. Die Passhöhe ist auch die Kantonsgrenze und markierte den Beginn des langen Abstiegs, der entlang des Brenno führte, der in zahlreichen Wasserfällen und Stufen das Tal hinab fliesst. Mit jedem Höhenmeter, den wir ins Tessin hinab stiegen, wurde es (noch) wärmer. Selbst das Murmeltier, das sich auf einem Stein sonnte, war fast zu träge, sich vor uns im Sicherheit zu bringen. Bei der Mittagspause drohte beinahe der Hitzschlag, doch ein ausgiebiges Fussbad in kalten Bach senkte die Körpertemperatur und gab uns die Gelegenheit, doch noch eine Staumauer zu bauen.

In Campo Blenio gab es endlich die lang ersehnte Glace. Ich entschied mich schliesslich für eine Rückreise via Lukmanierpass und dabei zeigten sich die Unterschiede in der Kundenfreundlichkeit zwischen den Tessiner und den Bündner Verkehrsbetrieben: Während der Tessiner die Leute in den Bus packte, bis man kaum mehr atmen konnte - Doppelführung von Kursen gibt's im Tessin wohl nicht -, begrüsste uns sein Bündner Kollege Claudio nach dem Umsteigen auf der Passhöhe nicht nur ausgesprochen freundlich, sondern er holte die Tessiner Verspätung fast auf und sorgte persönlich dafür, dass der Anschlusszug in Distentis die übrig gebliebene Minute noch auf uns wartete. Damit hatte selbst die lange Rückfahrt ein Highlight.


Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 13./14. August 2016
  • Route: Vrin - Puzzatsch - Alp Diesrut - Pass Diesrut - Camona da Terri CAS (Samstag); Camona da Terri CAS - Passo della Greina - Capanna Scaletta - Daigra - Campo Blenio (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min (Samstag); 4 h 45 min (Sonntag)
  • Distanz: 11,7 km (Samstag); 16,5 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'180 m (Samstag); 400 m (Sonntag)
  • Übernachten: Terrihütte SAC 








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