Sonntag, 29. Mai 2016

Salamander am Napf

Nachdem mich die Schweizer Armee zwei Tage zuvor auf der Schwägalp ausgebremst hatte, stand eine weitere Etappe des Alpenpanoramawegs auf den Programm. Dieses Mal schloss ich mich einer Kollegin an, welche die Strecke durch das Emmental organisiert hatte.

Von Menzberg aus starteten wir bei Nieselregen in Richtung Napf. Die Wolkendecke hing tief und einzelne Nebelfetzen, die sich in den typischen Emmentaler Chrächen (Gräben) verfangen hatten, gaben der Landschaft einen fast mystischen Anstrich. Andere Wanderer waren bei dem Wetter kaum unterwegs, dafür machten es sich auf dem nassen Wanderweg unzählige Salamander gemütlich.

Gegen Mittag erreichten wir schliesslich den Napf, wobei das Wetter immer noch nicht zum langen Verweilen auf einer der Bänke einlud. Doch kaum wanderten wir weiter, riss die Wolkendecke allmählich auf und nicht nur die Sonne kam hervor, sondern auch die Gipfel der Berner Alpen.

Der Weg vom Napf Richtung Lüdernalp führte mehrheitlich der Höhenlinie entlang und schmiegte sich eng an die Hügel an. Ein Blick nach unten zeigte immer wieder wie steil und tief die Emmentaler Chrächen sein können.

Zum Höchänzi hinauf wartete schliesslich nochmals eine ziemlich giftige Steigung. Endlich auf der Lüdernalp angekommen, gönnten wir uns eine Stärkung auf der Terrasse des Restaurants, bevor wir nach diesem gelungenen Tag, für den es sich gelohnt hatte, ein paar Kilometer durch den Regen zu wandern, mit dem Bus über eine sehr kurvige Strasse wieder ins Tal fuhren.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 28. Mai 2016
  • Route: Menzberg - Stächelegg - Napf - Höchänzi - Oberlushütte - Lüdernalp (Etappen 14 und 15 des Alpenpanoramawegs/nationale Route Nr. 3)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 30 min
  • Distanz: 21,7 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'039 m
  • Weitere Etappen des Alpenpanoramawegs finden sich hier

Donnerstag, 26. Mai 2016

Verteidigungsfall am Alpstein

Ein grosser Vorteil, im Kanton Zug zu arbeiten, sind die vielen katholischen Feiertage, die man zum Wandern nutzen kann. Ich hatte anfangs Jahr mit einer Kollegin den Alpenpanoramaweg angefangen, der von Rorschach nach Genf führt, und mir fehlten zwischen Urnäsch und Münsigen noch eine Menge Etappen. Fronleichnam war ideal, diese Lücke zumindest teilweise zu füllen. Die Etappe startete in Urnäsch und zunächst führte der Weg nur leicht ansteigend das Tal hinauf, den Säntis immer direkt im Blick. Je höher ich kam, je abwechslungsreicher wurde der Pfad, der mehr oder weniger direkt der Urnäsch folgte, die sich als richtiger Wildbach mit unzähligen Stufen und kleinen Wasserfällen entpuppte.

Kurz nach Rossfall standen ein paar Kühe auf dem Wanderweg. Ich durchquere nicht gerne Kuhherden - insbesondere seit ich gelesen habe, dass Kühe jedes Jahr mehr Menschen töten als Haie. Trotzdem wanderte ich todesmutig weiter. Kaum hatte ich die Kühe unbeschadet hinter mir gelassen, traf ich auf eine Frau mit einem Hund und zwei verängstigten Kindern. Die drei hatten offenbar die gleiche Statistik gelesen wie ich, auf jeden Fall fragte mich die Frau, ob ich sie nicht zur Sicherheit durch die Kuhherde begleiten würde. Die Bitte konnte ich schlecht abschlagen, also ging es zurück durch die Kühe und dann wieder hoch (Der Vollständigkeit halber sei festgehalten, dass die Kühe während der ganzen Zeit nicht die geringsten Anzeichen von Angriffslust zeigten, eher leichtes Erstaunen, als ich zum dritten Mal an ihnen vorbeiging).

Als ich weiter wanderte, hörte ich in der Ferne plötzlich Donnergrollen. Hinter dem Säntis bauten sich zwar ein paar Quellwolken auf, aber nach einem Unwetter sah es eigentlich nicht aus. Als sich das Grollen wiederholte, wurde schnell klar, dass dafür nicht ein aufziehendes Gewitter verantwortlich war, sondern Schiessübungen der Armee. Je höher ich stieg, je lauter wurde das Geknalle, das zudem an den Felswänden widerhallte. 

Nach knapp drei Stunden erreichte ich die Schwägalp und genehmigte mir als erstes ein Tiramisu auf der Terrasse des neuen Hotel Säntis. Da es erst kurz nach Mittag war, beschloss ich, die nächste Etappe des Alpenpanoramawegs direkt dranzuhängen, schliesslich musste ich das Tiramisu wieder abverdienen. Doch nach nicht einmal einem halben Kilometer wurde ich von einem Soldaten gestoppt, der mir erklärte, dass der Weg gesperrt sei, weil er direkt durch den Zielhang der Schiessübungen führte. Einen Moment lang werweisste ich, was ich jetzt tun sollte: Ich konnte einen Umweg machen, um das militärische Sperrgebiet zu umgehen, doch der Soldat konnte mir nicht genau sagen, bis wo der Weg gesperrt war. Ich zog kurz in Betracht, die Wanderung zu beenden und ins nächste Postauto zu steigen. Doch als ich zurück auf der Schwägalp war und den Wanderwegweiser genauer studierte, stellte ich fest, dass man in nur zwei Stunden zum Kronberg wandern konnte. Damit stand das nächste Ziel fest.

Der Weg führte von der Schwägalp zunächst über Weiden und durch ein idyllisches Wäldchen sanft nach unten, bevor er erbarmungslos im Zickzack über einen Grashang steil anstieg. Völlig verschwitzt kam ich schliesslich auf dem Kronberg an. Von der Terrasse des Berggasthauses Kronberg hatte man eine tolle Aussicht auf den Alpstein und ich genoss diese ein paar Minuten zu lange, denn die Gondel ins Tal fuhr mir direkt vor der Nase ab. Da ich nicht eine halbe Stunde auf die nächste warten wollte, entschloss ich mich, auch den Rückweg zu Fuss zu machen.

Ich bereute meine Entscheidung nicht, denn der Weg nach unten war zwar steil und hatte zahlreiche Stufen, aber er war auch abwechslungsreich und durchquerte einen sehr schönen Wald. Nur die letzten knapp zwei Kilometer nach Jakobsbad führten etwas langweilig einem Teersträsschen entlang.


Wanderinfos:
  • Gewandert: Donnerstag, 26. Mai 2016
  • Route: Urnäsch - Rossfall - Chrätzerli - Schwägalp - Chammhaldenhütte - Langälpli - Kronberg - Eugst - Jakobsbad (bis Schwägalp 4. Etappe des Alpenpanoramawegs/nationale Route Nr. 3)
  • Meine Wanderzeit: 5 h 40 min
  • Distanz: 23,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'161 m
  • Weitere Etappen des Alpenpanoramawegs finden sich hier







Sonntag, 22. Mai 2016

Im Banne der Mythen (4. Etappe Zürich - Gotthard)

Als wir vor einem Monat die 3. Etappe des Höhenwegs von Zürich auf den Gotthard in Rothenthurm beendeten, hatte es noch geschneit. Zum Beginn der 4. Etappe zeigte sich, dass die Innerschweiz auch anders kann: Bei schönstem Sonnenschein - für welchen Organisator Nico die Verantwortung gerne übernahm - wanderten wir von Rothenthurm Richtung Biberbrugg und Mostelberg. Beim Mostelberg machten wir einen kurzen Schlenker, damit wir die fast 400 m lange Hängebrücke "Skywalk" testen konnten. Nur für Schwindelfreie!

Der Weg wurde steiler und führte über natürliche Wurzelstufen den Wald hoch, bis wir schliesslich von der Bannegg aus den ersten Blick auf die beiden Mythen werfen konnten. Die beiden Berge würden für uns den Rest des Wochenendes begleiten. Auf der Haggenegg begann das schönste Stück des Tages: Der Pfad führte dem Fuss des Kleinen Mythen entlang durch ein mit moosbewachsenen Felsen übersätes Wäldchen.

Auf der Holzegg endete offiziell die 4. Etappe des Höhenwegs Richtung Gotthard. Doch man kann nicht direkt unter dem Grossen Mythen stehen, ohne der Versuchung zu erliegen, den markanten Zacken auch zu besteigen. Also nahmen wir zusätzliche fast 500 Höhenmeter in Angriff und stiegen den felsigen Zickzackpfad hoch. Als Belohnung für die Mühe gab es eine knappe Stunde später auf dem Gipfel eine Rundumsicht auf unzählige Berge und Seen und einen der legendären Mythen Mandelgipfel.

Später sassen wir auf der Terrasse des Skihauses Holzegg, genossen die Aussicht auf die Mythen und den Vierwaldstättersee und liessen uns von der netten Besitzerin des Skihauses bewirten. Im bequemen Massenlager des Skihauses verbrachten wir auch die Nacht.

Für Sonntag war nicht eine weitere Etappe des Höhenwegs Zürich - Gotthard geplant, sondern die 5. Etappe des Schwyzer Höhenwegs nach Einsiedeln. Die Strecke führte im stetigen Auf und Ab auf einem abwechslungsreichen Pfad immer dem Grat entlang mit Furggelenstock, Butziflue und Amselspitz als höchste Punkte. Im Laufe des Tages nahm der Föhn immer stärker zu und blies heftig über die Krete, doch er stellte auch sicher, dass wir die Wanderung bei schönem Wetter beenden konnten.

Immer wenn man sich umdrehte, hatte man noch den Blick auf die beiden Mythen, die aber immer kleiner wurden und Beweis dafür waren, wie weit wir an diesem Tag schon gewandert waren. Langsam spürte ich die Distanz und die Höhenmeter der letzten beiden Tage in meinen Beinen und insbesondere der Gegenanstieg auf den Friherrenberg kurz vor dem Ziel brauchte nochmals Kraft. Doch schliesslich erreichten wir mit dem Kloster Einsiedeln das Ende der Wanderung.





Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 21./22. Mai 2016
  • Route: Rothenthurm - Biberegg - Mostelberg - Haggenegg - Holzegg - Grosser Mythen - Holzegg (Samstag); Holzegg - Zwäcken - Furggelenstock - Butziflue - Amselspitz - Einsiedeln (Sonntag; Etappe 5 des Schwyzer Höhenwegs/Regionale Route Nr. 63)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 45 min (Samstag); 5 h (Sonntag)
  • Distanz: 18,3 km (Samstag); 17,8 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'250 m (Samstag); 890 m (Sonntag)
  • Übernachten: Berggasthaus Skihaus Holzegg
  • Weitere Etappen des Höhenwegs Zürich - Gotthard finden sich hier


Montag, 16. Mai 2016

Leitern und Schnee auf dem Gonzen

Der Gonzen ist der markante Hausberg von Sargans und wenn man vom Tal aus zu dem 1'830 m hohen Gipfel und seinen senkrechten Felswänden hinauf schaut, denkt man nicht, dass man ihn ohne Kletterausrüstung erklimmen kann. Doch genau das war der Plan von Rico für diesen Pfingstmontag. Die Wetterprognose versprach zwar wechselhaftes Wetter mit viel Wolken und wenig Sonne und ich hatte mich darauf eingestellt, dass es wohl nichts mit dem versprochenen Ausblick auf den Bodensee werden würde - doch das Wetter hatte noch ein paar weitere Überraschungen für uns bereit, wie sich im Laufe des Tages zeigen sollte.

Zunächst begann alles recht harmlos, wenn auch schweisstreibend: Wir folgten ab dem Bahnhof Sargans dem blau-weiss ausgeschilderten Wanderweg Richtung Gonzen und der Weg führte zunächst breit und stetig ansteigend den Wald hoch. Je näher wir der Felswand kamen, je schmaler wurde der Weg, bis ein ausgesetzter Pfad direkt am Fels übrig blieb. Rechts von uns war der Abgrund, links die senkrechte Felswand. Am Ende des Pfades erreichten wir zwei steile Leitern, mit deren Hilfe wir den Rest der Felswand überwanden. Gerade als wir diese Schlüsselstelle hinter uns hatten, setzte der Schneefall ein. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass dies nur ein kurzes Intermezzo sei und die Sonne bald zurückkehren würde - ich sollte noch eines Besseren belehrt werden.

Kurz nach den Leitern erreichten wir auf 1'337 m das Älpli und hatten damit mehr als die Hälfte der Höhenmeter zum Gipfel hinter uns gebracht. Bruno und Bernadette, die äusserst gastfreundlichen Besitzer des Älplis, die uns im Schneegestöber hochsteigen sahen, hatten Erbarmen mit uns und öffneten für uns ihr kleines Beizli. In der Küche des liebevoll renovierten Häuschens wärmten wir uns mit Kaffee und Kräutertee auf.


Es brauchte danach ziemlich Überwindung, wieder in das Schneetreiben hinauszugehen, aber wir hatten keine Wahl, wenn wir an diesem Tag noch einen Gipfel erklimmen wollten. Auf Anraten von Bruno und Bernadette folgten wir ab dem Älpli nicht mehr dem Wanderweg, sondern stiegen quer über die Weide direkt hoch Richtung Gonzen, der sich unterdessen in dichten Nebel gehüllt hatte. Die gewählte Route war zwar eine Abkürzung, aber meist weglos und sehr steil. Die letzten Höhenmeter führten im Zickzack durch Lawinenverbauungen und über Schneefelder. Nach gut drei Stunden erreichten wir schliesslich den Gipfel. Nach einer kurzen Pause - die fehlende Aussicht, der Schnee und der kalte Wind luden nicht zum Verweilen ein - machten wir uns an den Abstieg.

Der Weg hinunter erforderte meine ganze Aufmerksamkeit, denn wo er nicht schneebedeckt war oder sich in einen Bach verwandelt hatte, war er rutschig und sumpfig und ich hatte keine Lust, kopfüber im Morast zu landen. Erst auf den letzten Metern hörte es plötzlich auf zu schneien und die Sonne zeigte sich doch noch kurz.

Rico hatte dafür gesorgt, dass wir uns gute 800 Höhenmeter Abstieg sparen konnten, indem er bereits vorgängig Jetons für das automatisch betriebene Gondelbähnchen ab Hinterspina besorgt hatte. Man steckte die Jetons in den dafür vorgesehenen Automaten und die Bahn fuhr los. Ich war zugegebenermassen etwas skeptisch in Bezug auf die Betriebssicherheit der offenen Gondel, und die Aufkleber mit den - veralteten - Telefonnummern der REGA erweckten auch nicht gerade Vertrauen, aber wir kamen sicher und heil im Tal an. Und zum Abschluss des - trotz des unerwarteten Wintereinbruchs gelungenen - Tages lud uns ein netter Postautochauffeur auf offener Strecke auf und brachte uns zurück nach Sargans.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Pfingstmontag, 16. Mai 2016
  • Route: Sargans - Cholplatz - Älpli - Wang - Gonzen - Rieterhütten - Tschuggen - Hinterspina (Bis Älpli entlang des weiss-blau ausgeschilderten Wanderwegs Richtung Gonzen (T4), anschliessend auf nicht markierter/teilweise wegloser Strecke zum Gonzen; Abstieg wieder auf Wanderweg)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 10 min
  • Distanz: 13,1 km
  • Höhenmeter (Steigung): 1'525 m








Sonntag, 8. Mai 2016

Auf und Ab auf dem Toggenburger Höhenweg

Fürs Wochenende war endlich wieder einmal schönes Wetter angesagt, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als die Regeneration vom Rigimarsch zu verschieben, insbesondere weil Nicole ein vielversprechendes Wochenende auf dem Toggenburger Höhenweg organisiert hatte.

Die Tour startete am Samstag in Atzmännig, wo es zunächst noch gemütlich mit der Sesselbahn hochging. Dann war es aber mit der Gemütlichkeit schnell vorbei, denn Höhenweg bedeutete hier, dass es stetig auf und ab ging, immer dem Grat entlang, mit dem Tweralpspitz als einer der ersten von sehr vielen zu erklimmenden Gipfeln. Auf der Chrüzegg genehmigten wir uns daher unsere erste Pause, bevor dann eines der schönsten Stücke der Wanderung begann: Von der Chrüzegg führte der Weg einen Wald hinab, der übersät war von Nagelfluhfelsen, teilweise überwachsen von Moos und Wurzeln, was der Landschaft einen märchenhaften Anstrich gab, so dass man nicht überrascht gewesen wäre, wenn ein paar Kobolde hinter einer der Steine hervorgesprungen wären.

Danach folgte ein weiteres Auf und Ab, wobei wir für die Anstrengung mit einem tollen Ausblick auf die Alpenkette, von Pilatus, Rigi und die Mythen auf der einen Seiten, bis zu den Churfirsten und dem Alpstein mit dem Säntis auf der anderen Seite, mehr als belohnt wurden. Der Höhepunkt des Tages war das Schnebelhorn, der höchste Berg des Kantons Zürich.

Schneller als gedacht erreichten wir schliesslich das Tagesziel, den Hulfteggpass, und damit blieb genug Zeit für ein Apéro unter einem der sehr zahlreichen Sonnenschirme des Restaurants Hulftegg. Dort verbrachten wir auch die Nacht, und während das Schnitzel am Abend gut und das Frühstücksbuffet am Morgen phänomenal war, bei der Grösse des Zimmers und beim Servicepersonal bestand noch Raum nach oben.

Die nächste Etappe am Sonntag brachte - wer mag davon überrascht gewesen sein - noch mehr Auf und Ab, wenn auch mit weniger Aussichtspunkten auf die Alpen. Dafür führte der Weg durch Blumenwiesen, frisch gemähte Weiden und grüne Wäldchen. Bei St. Iddaburg machten wir einen kurzen Abstecher in die Lourdes-Grotte. Am frühen Nachmittag erreichten wir den Giessenfall, wo wir kurz Rast machten. Die letzten Kilometer zogen sich dann noch etwas in die Länge, bis wir schliesslich Wil erreichten.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 7./8. Mai 2016
  • Route: Atzmännig - Tweralpspitz - Chrüzegg - Habrütispitz - Schindelberg - Schnebelhorn - Hirzegg - Hulftegg (Samstag); Hulftegg - Mühlrüti - St. Iddaburg - Dietschwil - Giessenfall - Rickenbach - Wil SG (Sonntag); (Etappen 5 und 6 des Toggenburger Höhenwegs/regionale Route Nr. 48)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 15 min (Samstag); 5 h 15 min (Sonntag)
  • Distanz: 15 km (Samstag); 21,8 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Steigung): 715 m (Samstag); 720 m (Sonntag)
  • Übernachten: Restaurant Hulftegg






Donnerstag, 5. Mai 2016

Rigimarsch - Ich gegen ganz viele (horizontale und vertikale) Kilometer

Der Rigimarsch, der in diesem Jahr bereits zum 26. Mal stattfand, ist ein Nachtmarsch, der von Bremgarten (AG) auf die Rigi führt. Die Strecke beträgt 50 km und es sind insgesamt etwa 1'500 Höhenmeter - gemeinerweise mehrheitlich auf den letzten 10 km - zu absolvieren. Ich weiss ehrlich gesagt nicht mehr ganz genau, wie ich auf die Idee gekommen war, dass ich da einmal mitlaufen sollte.

Auf jeden Fall traf ich mich mit meinen beiden Mitstreitern - Thomas und Nicolas - am frühen Abend in Bremgarten (AG) am Start. Das Wetter war für dieses Vorhaben perfekt und bei der Anfahrt nach Bremgarten sah man am Horizont - ziemlich weit weg, wie ich einräumen musste - bereits die sonnenbeschienenen Hänge der schneebedeckten Rigi. Am Start des Rigimarsches war traditionellerweise Anstehen angesagt, doch wir waren früh genug gekommen, um zu den ersten zu gehören, die ihre Unterlagen ausgehändigt bekamen, so dass wir uns gegen 19:45 Uhr auf den Weg machen konnten.

Die Strecke führte zu Beginn immer der Reuss entlang und die untergehende Sonne tauchte die Auenlandschaft in ein schönes Rot. Leider blieb keine Zeit für ausgiebige Landschaftsbetrachtungen, denn das Tempo war von Anfang an hoch und ich musste mir erklären lassen, dass es sich ja um einen Marsch handelte und nicht um eine Wanderung. Wir liessen den ersten Verpflegungsposten aus und machten stattdessen eine kurze Pause am Wegrand, wo wir auf Andrea trafen. Zu viert marschierten wir im Schein der Stirnlampen weiter durch die Dunkelheit, wobei es nicht immer ganz einfach war, sich zwischen den zahlreichen Teilnehmern hindurchzuschlängeln und gleichzeitig auf den teilweisen schmalen Wegen direkt am Fluss nicht das Gleichgewicht zu verlieren, denn auf ein unfreiwilliges Bad in der Reuss hatte niemand Lust.

Als wir uns nach sehr vielen Kilometern irgendwann am sehr frühen Morgen Immensee näherten, zeichnete sich die dunkle Silhouette der Rigi deutlich gegen den sternenklaren Himmel ab. Das bedeutete zwar, dass wir unserem Ziel näher kamen, zeigte aber auch eindrücklich die Höhenmeter, die noch vor uns lagen. In Immensee stärkten wir uns zunächst am Verpflegungsposten mit Brot und Schokolade und wären versehentlich fast im Retourbus gelandet. Doch Aufgeben war keine Option, so dass wir uns -  nicht mehr ganz so schnell wie am Anfang, aber stetig - das Strässchen zur Seebodenalp hinauf arbeiteten, dessen Kurven kein Ende nehmen wollten. Endlich auf der Seebodenalp angekommen setzte gerade die Dämmerung ein. Wir machten eine letzte Pause, bevor wir die finalen 750 Höhenmeter in Angriff nahmen.

Auf diesem letzten Stück war der Weg teilweise mit Schnee und Eis bedeckt und es brauchte einiges an Konzentration, um nicht auszurutschen. Das Teilnehmerfeld hatte sich unterdessen merklich gelichtet und auch wir mobilisierten die letzten Kräfte. Entschädigt wurden wir mit einem tollen Sonnenaufgang über den Innerschweizer Seen. Als wir endlich Rigi Staffel erreichten, wurde der Weg zwar besser, doch die letzten Meter bis zum Rigi Kulm zogen sich scheinbar endlos hin. Umso besser war das Gefühl, als wir das Ziel endlich erreichten.

Im Restaurant Kulm, das von weiteren erfolgreichen "Rigimärschlern" bevölkert war, wärmten wir uns auf. Thomas hatte danach für den Tag noch nicht genug gewandert und machte sich auf den Weg, die Rigi auch zu Fuss wieder zu verlassen. Wir anderen setzten uns ins Bähnchen und fuhren - das ein oder andere Wehwehchen beklagend - in Tal.

Ich danke meinen Mitstreitern, die dafür sorgten, dass ich diese (Tor-)Tour geschafft und nie ernsthaft auf den Gedanken gekommen war, aufzugeben (obwohl ich unterwegs einige Male darüber nachdachte, mir ein neues Hobby zu suchen).


Wanderinfos:
  • Mittwoch/Donnerstag, 4./5. Mai 2016 (Nacht vor Auffahrt)
  • Route: Bremgarten (AG) - Mühlau - Hünenberg - Rotkreuz - Immensee - Seebodenalp - Rigi Kulm (entlang der offiziellen Rigimarsch-Route)
  • Unsere Marschzeit: 11 h 30 min (inkl. Pausen; Wanderzeit netto ca. 9 h 45 min)
  • Distanz: 50,04 km
  • Höhenmeter (Steigung): 1'520 m