Sonntag, 27. März 2016

Alpenpanorama vom Feinsten

Die Heimatgefühle begannen bereits bei der Einfahrt in den Bahnhof Bern: Mit dem einmaligen Blick auf die Berner Altstadt hoch über der grünen Aare und vor den weissen Berge. Die Aussicht auf die Alpen sollte uns den ganzen Tag begleiten. Auf dem Programm stand die 18. Etappe des Alpenpanoramawegs von Münsigen nach Rüeggisberg. Die Strecke führt vom Aaretal über den Belpberg (richtige Aussprache für Nicht-Berner: "Bäupbärg"; zum Üben eignet sich "Belpmoos" von Patent Ochsner) hinunter ins Gürbetal und dann wieder hoch auf den Längenberg. Und obwohl beide Berge eher Hügel sind, kamen am Ende durch das Auf und Ab trotzdem 1000 Höhenmeter zusammen. 

Doch das Wandern an sich war an diesem Tag nur Nebensache. Hauptthema war der Blick auf die Alpen, denn bei perfekter Sicht machte der Alpenpanoramaweg seinem Namen alle Ehre: Von der Innerschweiz mit Rigi und Pilatus im Osten, über das Berner Trio Eiger, Mönch und Jungfrau im Vordergrund, bis weit in die Westschweiz hinein reihte sich ein Gipfel neben den anderen. Bilderbuch-Schweiz, dass es schon fast kitschig wurde. Das Panorama brachte aber auch unser Defizit im Benennen der einzelnen Berge zu Tage.

Am Ziel in Rüeggisberg (nicht zu verwechseln mit dem Nachbardorf Riggisberg) angekommen, besichtigten wir zunächst die alte Klosterruine und das dazugehörige Museum. Rüeggisberg ist auch Etappenziel des Jakobswegs. Danach gönnten wir uns ein ausgiebiges Abendessen im Gasthof Bären. Ein paar von uns übernachteten auch direkt im Bären, welcher mit vier einfachen, aber gemütlichen Zimmern mit knarrenden Fussböden aufwarten kann. 
Die Kirchenglocken beendeten unsere Nachtruhe am nächsten Morgen um sechs Uhr früh, genau richtig, damit wir den Sonnenaufgang nicht verpassten.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 26. März 2016
  • Route: Münsigen - Belpberg - Toffen - Rüeggisberg (Etappe 18 des Alpenpanoramawegs/ nationale Route Nr. 3)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h
  • Distanz: 20 km
  • Höhenmeter (Steigung): 1100 m
  • Übernachten: Gasthof Bären, Rüeggisberg
  • Weitere Etappen des Alpenpanoramawegs finden sich hier



Donnerstag, 24. März 2016

Frühlinghaftes Treppensteigen im Tessin

Ich hatte frei und Lust auf Sonne, doch die Wetterprognosen für Zürich waren bestenfalls wechselhaft. Was tut man in einem solchen Fall? Man steht zu einer unchristlich frühen Zeit auf und fährt nach Süden: Um kurz nach zehn Uhr stieg ich schliesslich mit einem leicht flauen Gefühl im Magen - SBB-Neigetechnik bekommt mir nicht - bei 20 Grad und strahlend blauem Himmel in Locarno aus dem Zug. 

Ich hatte mir am Vorabend eine Strecke zurecht gelegt: Von Locarno via Madonna del Sasso nach Orselina, von dort ein paar Kilometer der Höhenlinie entlang, bevor ich wieder zum Lago Maggiore absteigen und entlang des Sees gemütlich zurück nach Locarno schlendern würde - nichts Anstrengendes, einfach etwas Sonne tanken. Doch der Plan stiess auf zwei Hindernisse: Das erste waren die Tessiner Wanderwegweiser, die ich irgendwie immer wieder aus den Augen verlor. Ich irrte in Locarno zwischen Bahnhof und Anlegestelle umher, bis ich schliesslich die Treppenstufen fand, die zur Madonna del Sasso hochführten. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass ich vom Wanderweg abkam, doch dank der App von Wanderland fand ich immer zurück auf den richtigen Weg -  zumindest bis zum Moment, als die App hartnäckig behauptete, ich würde mitten im Lago Maggiore stehen (und ich war mir ziemlich sicher, dass dem nicht so war, denn meine Füsse waren eindeutig trocken). Bis dahin hatte ich aber bereits herausgefunden, dass ich im Zweifelsfall immer die Treppenstufen wählen musste, die den Berg hoch führten.

Das zweite Hindernis, das mich von einem gemütlichen Spaziergang abhielt, war der Blick nach oben: Da stand mit dem Cardada, dem Hausberg von Locarno, ein verlockender Gipfel in Reichweite. Spätestens als ich die Talstation der Cardada-Luftseilbahn passierte, war mir klar, dass ich die Gondel heute noch benutzen würde - um vom Berg wieder herunter zu kommen. 

Entsprechend folgte ich ab Orselina dem Wegweiser Richtung Cardada. Der Weg führte - mit zahlreichen Stufen - im Zickzack den Wald hinauf. Die Bäume hatten noch keine Blätter, so dass der Blick auf den Lago Maggiore und die umliegenden Berge frei blieb. Die einzigen Lebewesen, denen ich begegnete, waren Eidechsen, die sofort ins raschelnde Laub flohen, wenn ich näher kam. Ich freute mich über diese Begleiter, bis mir in den Sinn kam, dass es im Tessin Giftschlangen gibt. Ab diesem Zeitpunkt war ich aufmerksamer, was sich da auf den warmen Steinen sonnte. 

Die Stufen und die Sonne brachten mich ins Schwitzen und meinen beschränkten Trinkvorrat - ich hatte ja nur eine lockere Wanderung geplant - zum Schmelzen. Ein Blick auf die Karte zeigte, dass ich nicht mehr weit von Monte Brè entfernt war, und ich nahm mir vor, mich dort mit einer kühlen Cola zu belohnen. In Monte Brè angekommen, musste ich aber feststellen, dass der Ort zwar mit unzähligen Treppen und Ferienhäuschen mit einem spektakulären Blick auf den Lago Maggiore aufwarten konnte, doch mit keinem einzigen Restaurant oder Laden. Selbst der Dorfbrunnen war ausgetrocknet. So blieb mir nichts anderes übrig, als mein Wasser zu rationieren und weiter hochzusteigen - wen wundert's, über noch mehr Stufen. Ich hatte zwar auf der Karte gesehen, dass der Cardada 1'340 m hoch ist, hingegen hatte ich übersehen, dass Locarno auf nicht einmal 200 m über Meer liegt, und folglich mehr als 1000 Höhenmeter zu überwinden waren.

Die Stufen hörten auf, wo der Schnee sie überdeckte; auf den letzten Höhenmeter lag nämlich noch eine dicke Schneeschicht. Dann erreichte ich endlich den Gipfel. Von der "Passerelle", einer Aussichtsplattform, die eine gewisse Schwindelfreiheit voraussetzt, hatte man einen tollen Blick über den Lago Maggiore mit den Brissago-Inseln und auf das Alpenpanorama mit Monte Rosa und Dufourspitze. Allein dafür hatte sich der Aufstieg gelohnt. Die Cola genoss ich schliesslich auf der Terrasse des Ristorante Cardada.

Mit der Gondel fuhr ich zurück nach Orselina und nahm ich mir dort etwas Zeit, das Kloster Madonna del Sasso zu besichtigen. Eindrucksvoll fand ich vor allem die Wallfahrtskirche: Der Raum ist für eine Kirche nicht besonders hoch, dafür aber mit Engelsstatuen und Fresken sehr üppig ausgestaltet. 
Entlang des Kreuzweges stieg ich die Stufen nach Locarno hinunter, wo ich mich am Seeufer noch etwas an die Sonne legte. Für den Rückweg entschied ich mich gegen den Neigezug und nahm stattdessen den Interregio (mit sich nicht neigendem Panoramawagen). Durch die grossen Fenster hatte man zudem einen guten Ausblick auf die Autokolonne am Gotthard-Nordportal.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Gründonnerstag, 24. März 2016
  • Route: Locarno - Madonna del Sasso - Orselina - Monte Brè - Cardada
  • Meine Wanderzeit: 3 h
  • Distanz: 7 km
  • Höhenmeter (Steigung): 1'180 m

Sonntag, 20. März 2016

Mit Aprikosenkuchen und Steinböcken auf die Gemmi

Ich hatte den Schnee für diese Saison eigentlich schon abgehakt und mich auf Frühling eingestellt, doch schliesslich liess ich mich von Jürg zu einer letzten Winterwanderung auf die Gemmi überreden - ich würde meine Entscheidung nicht bereuen.

Als wir in Kandersteg an der Gondelbahn Sunnbüel anstehen mussten, stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen waren, welche das Prachtwetter für einen Abstecher in die Berge nutzen wollten. Die Gondel war vom Andrang auch etwas überwältigt und brauchte zwei Anläufe, um aus der Talstation herauszukommen. Oben auf 1'936 m angekommen, steuerten wir als erstes die Sonnenterrasse des Restaurants Sunnbüel an, da Jürg der Meinung war, dass Wirtschaftsförderung in Berggebieten besonders wichtig ist.

Von der Terrasse aus hatten wir einen guten Blick auf das Ziel des Swiss Ski Marathons Kandersteg und am Tisch neben uns sassen vier Männer, die behaupteten, das Rennen gewonnen zu haben - fit genug dafür sahen sie auf jeden Fall aus. Schliesslich war es auch für uns Zeit, etwas Sport zu treiben: Der Winterwanderweg Richtung Gemmi war gut präpariert und stieg stetig an. Dies und die Sonne brachten uns bald zum Schwitzen. Die zahlreichen Wanderer, welche in gleicher Richtung unterwegs waren, zeugten von der Bekanntheit der Strecke.

Um neue Energie zu tanken und um meinen Anteil an die lokale Wirtschaftsförderung zu leisten, verdrückte ich im Bergrestaurant Schwarenbach einen leckeren Aprikosenkuchen mit einer Extraportion Schlagrahm. So gestärkt ging es weiter hoch, bis wir die vollständig ebene Fläche erreichten, unter welcher sich der zugefrorene Daubensee verbarg. Wir liessen die Gondel, die zur Bergstation fuhr, links liegen und meisterten auch noch die letzte Steigung aus eigener Kraft. Noch bevor wir die Passhöhe erreichten, öffnete sich plötzlich der Blick nach Süden auf das Panorama der Walliser Viertausender mit dem Matterhorn in der Mitte.

Wir schlossen den Tag gerade mit einer Auswahl lokaler Spezialitäten auf der Terrasse des Berghotels Wildstrubel ab, als wir hoch über uns einen Steinbock entdeckten, der ebenfalls die Sonne genoss und auf den Trubel unter ihm hinabschaute. Sogar der Bartgeier drehte schliesslich noch eine kurze Runde, bevor wir mit der Gondel hinunter nach Leukerbad fuhren.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 20. März 2016
  • Route: (Kandersteg) - Sunnebüel - Schwarenbach - Daubensee - Gemmipass - (Leukerbad) (entlang des ausgeschilderten Winterwanderwegs)
  • Unsere Wanderzeit: 2 h 15 min
  • Distanz: 9 km
  • Höhenmeter (Steigung): 540 m



Sonntag, 13. März 2016

Sumpftour am Uetliberg (1. Etappe Zürich - Gotthard)

Heute begann es endlich, das diesjährige Wanderprojekt: Zu Fuss von Zürich auf den Gotthard. Die erste Etappe führte vom Triemli auf den Albispass und hatte damit den Vorteil, dass sie praktisch vor meiner Haustüre begann. Mit dem Bus hatte ich eine knappe Viertelstunde bis zum Startpunkt am Triemli. Die Busfahrt führt durch den boomenden Zürcher Westen, den vielleicht urbansten Teil von Zürich. Und als ich durch die grauen Häuserschluchten und entlang den zahlreichen Baustellen fuhr, kam ich nicht auf den Gedanken, dass ich schon kurze Zeit später mitten im grössten Eibenwald Europas im Morast stecken würde.

Doch der Reihe nach: Vom Triemli führte der Pfad zunächst in steilen Kurven Richtung Uetliberg hoch. Doch auf der Krete angekommen, liessen wir den Weg zum Gipfel links liegen und wanderten stattdessen geradeaus zum Jurablick. Beim Aussichtspunkt starrten wir einen Moment lang in die Wolken, doch die Jurakette - das letztjährige Wanderprojekt - wollte sich nicht zeigen.

Eine schöne Aussicht wäre ohnehin nur eine gefährliche Ablenkung gewesen: Am Jurablick begann der Coiffeurweg, ein schmaler, teilweise ausgesetzter Trampelpfad, der entlang der Höhenlinie unterhalb des Kulms der Westseite des Uetlibergs entlang führt. Bei trockenem Untergrund wäre der Weg keine besondere Herausforderung gewesen, doch die warmen Temperaturen der letzten Tage hatten die Schneereste zum Schmelzen gebracht und den Weg in einen langgezogenen, rutschigen Sumpf verwandelt. Ein Sturz hier hätte nicht nur in einem unfreiwilligen Schlammbad geendet, sondern auch in einer Rutschpartie den steilen Hang hinunter. Die einzige, die sich vom Matsch unbeeindruckt zeigte, war Shila, die Hündin einer Mitwanderin. Vier Pfoten zu haben ist eben machmal ein Vorteil. Aber abgesehen davon, dass neben meinen Schuhen auch meine Hosen bis zu den Knien vor Dreck strotzten, kamen schliesslich alle heil am Ende des Coiffeurwegs an.

Der Rest der Strecke führte entlang des Albisgrat Höhenwegs, und die zahlreichen Spaziergänger wunderten sich wohl ob unserer dreckigen Kleidung. Nach gut vier Stunden erreichten wir das Etappenziel auf dem Albispass. Doch hier war der Tag noch nicht zu Ende: Claude, der Organisator der Etappe, hatte für einen gemütlichen Ausklang im Restaurant Ziegelohlac gesorgt, und spätestens nach dem zweiten Glas Wein kümmerten uns unsere dreckigen Schuhe auch nicht mehr.


Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 12. März 2016
  • Route: Zürich, Triemli (SZU) - Hohensteinweg - Jurablick - Coiffeurweg - Felsenegg - Albispass
  • Unsere Wanderzeit: 4 h
  • Distanz: 15 km
  • Höhenmeter (Steigung): 760 m 




Sonntag, 6. März 2016

Elefanten am Zürichberg

Ich hatte wegen des Kälteinbruchs der letzten Tage fürs Wochenende keine Wanderung geplant, doch als ich am Sonntag beim späten Frühstück sass, schienen ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolken in mein Wohnzimmer hinein und die Lust an die frische Luft zu gehen, war geweckt. Gut, dass schöne Spaziergänge auch direkt vor der Haustüre liegen.

Ich startete in Zürich an der "Bergstation" der Seilbahn Rigiblick, von wo man zwar einen schönen Ausblick auf das Zürcher Seebecken und die Uetlibergkette hatte, doch der namensgebende Berg blieb hinter Wolken verborgen. Ich nahm den Weg am Waldrand und den Schrebergärtner entlang Richtung Zoo und bog kurz vor der Dolder Eisbahn Richtung Lorenkopf ab. Dort angekommen verzichtete ich darauf, auf den Aussichtsturm hochzusteigen und stieg stattdessen nach Witikon hinunter.

Am Dorfrand befindet sich der Einstieg zum Stöckentobelbach - besser bekannt als Elefantenbach. Der Wanderweg führt abwechslungsreich dem Bach entlang, der sich tief ins Tal gegraben hat und einem das Gefühl vermittelte, sich weitab von jeder Zivilisation zu befinden. Auf halber Strecke traf ich auch auf das namensgebende Tier: Der graue Riese stand ruhig im Wasser und liess sich von mir nicht stören.

Kurze Zeit später war es dann für mich mit der Ruhe und dem Gefühl der Abgeschiedenheit vorbei, denn das Tobel endet bei Burgwies, nur ein paar Tramminuten vom Bellevue entfernt.





Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 6. März 2016
  • Route: Zürich Rigiblick - Zoo - Hinter Adlisberg - Lorenkopf - Witikon - Stöckentobel/Elefantenbach - Burgwies
  • Meine Wanderzeit: 1 h 45 min.
  • Distanz: 9 km
  • Höhenmeter (Steigung): 270 m